Das Für und Wider zum Laufhof (Schlechtwetterauslauf) beschäftigt die Legehennenhalter mit Auslauf auf die Weide. Längere Erfahrungen damit sind noch relativ selten, Fragen nach Scharrsubstrat, Hygiene, Befestigung des Laufhofs und Entsorgung des Scharrsubstrats sind noch offen. Ein Laufhof stärkt das Image der Freilandhaltung, die Tiere können auch bei schlechtem Wetter oder im Winter in den Laufhof, sind draussen und die Weiden werden bei ungünstiger Witterung geschont, so die Argumente der Befürworter.



Als Unterlagen dienen Verbundsteine

Um all diese Fragen zu klären, will das Bundesamt für Landwirtschaft in Zusammenarbeit mit den Legehennenhaltern Erfahrungen sammeln und diese auswerten. Ein Grossteil der Legehennenhalter sind der Meinung, ein solcher Laufhof muss freiwillig sein. Auf keinen Fall wollen sie ein Laufhof-Obligatorium, verordnet vom BLW, für alle RAUS-Betriebe.

Norbert und Andrea Fischer in Stans-Oberdorf NW halten seit vier Jahren 2000 Biolegehennen für die Ei AG in Sursee. Um die Weiden zu schonen und auch im Winter den Hennen einen trockenen Auslauf zu gewähren, haben sie vor zwei Jahren einen Laufhof geschaffen. Als Unterlage dient ein Verbundstein, darauf werden Holzschnitzel von den hofeigenen Baumästen eingestreut, die einen relativ hohen Rindenanteil haben. In der Zeit um Ostern wird die Herde ausgewechselt und die Schnitzel kompostiert. Der Schnitzelkompost wird mindesten einmal umgeschichtet und dann im nächsten Frühjahr auf den Acker vom Maisfeld gebracht. Dann seien die meisten Schnitzel verrottet, doch wäre es besser, wenn der Kompost noch etwas länger verrotten könnte, räumt Norbert Fischer ein. Im Sommerhalbjahr werde etwas weniger Schnitzel eingestreut, weil der Platz rasch abtrockne und die Hennen viel auf der Weide seien.

Vor Wintereinbruch 
ausräumen und neu einstreuen

Im Spätherbst wird der Laufhof das erste Mal geräumt, weil im Sommerhalbjahr auch Erde von der Weide in den Laufhof gelangt. «Über den Winter kommen viel Schnitzel in den Schlechtwetterauslauf, so dass die Tiere richtig scharren und buddeln können», unterstreicht der engagierte Tierhalter und betont: «Mit dem Laufhof bin ich sehr zufrieden, ich kann die Tiere auch im Winter ohne Bedenken ins Freie lassen, das tut den Tieren gut und entlastet den Stall.»



Dank dem Laufhof gebe es weniger Probleme mit der Verwurmung, denn dieser trockne rasch ab, und so hätten die Würmer keine Überlebenschance. «In den letzten zwei Umtrieben musste keine Behandlung gegen die Verwurmung gemacht werden», bestätigt die Bäuerin Andrea Fischer. Die Fischers haben den Laufhof nach Wunsch der Bio Suisse geschaffen, jetzt fehlen bloss noch die Bäume im stallnahen Bereich, aber da hätten sie als Biobetrieb ja noch Zeit bis 2018. «Positiv ist ein Schlechtwetterauslauf auf jeden Fall, dieser verursacht aber auch Kosten, und diese müssen künftig in die Kostenkalkulation der Eier mit einfliessen», hält der überzeugte Biobauer fest.



Schlechtwetterauslauf 
seit 16 Jahren

Jahrelange Erfahrung mit einem Schlechtwetterauslauf hat Robert Portmann auf seiner «Eierranch» in Buttisholz LU gemacht. Er hält heute 8300 Legehennen in einer «Inauen Volière» mit strukturiertem Wintergarten. Via Schlechtwetterauslauf gehts in die Hühnerweide. «Zum Laufhof sei er aus rein praktischen Gründen gekommen, sagt der CNf-Eierproduzent. «So kann ich bei nassem Wetter oder im Winter die Hennen in den Laufhof lassen, das tut den Tieren und dem Image der Freilandhaltung gut.» Den Legestall habe er auf eine ebene Wiese gesetzt, um jede Erweiterung offen zu halten, was sich in der Zwischenzeit sehr bewährt habe.



Der Auslauf wird mit Schotter beschickt, der als Nebenprodukt aus der Eisengiesserei kommt und einen hohen Sand­anteil hat. Der Kies hat gröbere und feinere Bestandteile, ist porös, damit saugfähig, trocknet rasch ab und dank der dunklen Farbe schmilzt der Schnee rasch, und die Hennen können in den Laufhof. Aus hygienischen Gründen wird beim Herdenwechsel der Schotter ausgebaggert und auf die Bewirtschaftungswege des Hofs verteilt. «Als Labelbetrieb habe ich den Laufhof relativ einfach realisieren können, dieser verursacht aber Kosten, die niemand entschädigt», gibt der  Unternehmer zu bedenken. Nicht auf jedem Betrieb sei ein solcher Schlechtwetterauslauf mit einigermassen vernünftigem Aufwand realisierbar. Deshalb dürfe dieser vom BLW nicht für alle Freilandbetriebe als obligatorisch erklärt werden.



Gegen ein verordnetes 
Laufhof-Obligatorium

Bruno Stadelmann ist im Vorstand von Gallo Suisse, hält in zwei Ställen insgesamt 8300 Legehennen in Freilandhaltung. Er vertritt die Meinung des Gallo-Suisse-Vorstands und ist auch aus seiner betrieblichen Situation heraus gegen ein Laufhof-Obligatorium. «Unsere Hühnerweiden sind am Hang gelegen, so wie auf vielen RAUS-Betrieben. Ein geordneter Laufhof mit Scharrgelegenheit für die Hennen müsste praktisch eben oder dann terrassiert sein. Durch Terrassen würden die Hennen gehindert, auf die Weide zu gehen. Terrassiert käme ein Laufhof aber unverhältnismässig teuer zu stehen», gibt Stadelmann zu bedenken. Abgesehen davon seien die hygienischen Verhältnisse (Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit) in einem Laufhof oft nicht einwandfrei, denn bei Regen und Nässe entstünden nasse Stellen, die besonders bei Holzschnitzel schlecht abtrocknen würden.

Für die Krankheitsprophylaxe wäre da gröberes Kies oder Steine, wie sie oft anzutreffen seien, besser als Schnitzel, weil Kies rascher trockne. Vielleicht würden auf Betrieben mit Laufhof die Hennen etwas weniger auf die Weiden gelassen, auch bei gutem Wetter, was dem Image der Freilandhaltung nicht zuträglich wäre. Ganz allgemein habe er aber nichts gegen einen Laufhof auf freiwilliger Basis, aber er sei gegen ein vom BLW verordnetes Laufhof-Obligatorium, betont Stadelmann. Auf den Weiden gebe es aber noch Verbesserungspotenzial, sagt er. Die verschiebbaren Schutzgitter, die Gallo Suisse am Entwickeln sei, wären da eine willkommene ­Hilfe.



Josef Kottmann