Eine Rohrmelkanlage, ein Melkroboter, zwei Melkstände und ein Standeimer-Melksystem wird es am Melkforum am Inforama Rütti zu sehen geben – und zwar physisch, nicht nur in der Theorie. «Das gibt dem Melken wieder eine gewisse Identität», sagt Andreas Salzmann, Milchproduzentenberater bei Casei in Zollikofen. Der Ausbau der Infrastruktur hebt die Wichtigkeit und Wertigkeit der qualitativen Milchgewinnung wieder hervor, wie Salzmann zum Ausdruck bringt.
Beim Melkforum sind Melktechnikanbieter aller namhaften in der Schweiz vertretenen Marken dabei. Welcher Anbieter welches System im Melkraum der Rütti montiert hat, bleibt aber noch geheim.
Milchkammer, jetzt Forum
In ebendiesem Melktechnikraum, wo früher angehende Landwirt(innen) einen Teil ihres überbetrieblichen Kurses absolviert haben und wo angehende oder praktizierende Servicetechniker(innen) ihre Grund– oder Weiterbildungen absolviert haben, gibts Ende Sommer nun einiges mehr zu sehen und zu lernen.
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Bisher hat das Ausbildungsangebot die Melkrprofis nicht angesprochen
«Das Ausbildungspotenzial ist jetzt riesig», sagt Andreas Salzmann im Gespräch mit der BauernZeitung. «Bis anhin gestaltete es sich als schwierig, den Melkprofis angemessene Kurse anzubieten, weil eben die dafür benötigte Infrastruktur fehlte», beobachtet Salzmann. «Ich kann mir gut vorstellen, dass sich das mit der Lancierung des Melkforums ändert», sagt er und ist hoffnungsvoll.
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Das Melkforum als Zeichen für die Milch
Hoffnung und Zuversicht hat auch der Leiter des Melkforums, Andreas Niederhäuser. Die Melktechnikanbieter stellen ihre Anlagen zwar zu einem interessanten Preis zur Verfügung – nichtsdestotrotz investiert die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) zusammen mit den Branchenpartnern viele Mittel in das Melkforum. «Damit setzen wir schon ein Zeichen in der Milchbranche», so Niederhäuser.
Ab September laufen die Kurse
Den Anstoss zum Auf- und Ausbau gab die Kooperation zwischen dem Schweizerischen Landmaschinen-Verband (SLV) und der HAFL. Unter dem Patronat des SLV sind nebst allen Melktechnikanbietern des Schweizer Markts folgende Branchenpartner an Bord, um das Bildungsprogramm umzusetzen:
- Vereinigung der Schweizerischen Milchindustrie (VMI)
- Branchenorganisation Milch (BO)
- Beratungsplattformen der Milchwirtschaft
- Schweizer Milchproduzenten (SMP)
- Fromarte
- HAFL
Ab September starten die Kurse für Servicetechnikerinnen und Melkmaschinenkontrolleure. Bislang wurde ihre Ausbildung vom SLV in Zusammenarbeit mit der Forschungsanstalt Agroscope angeboten. Die Service-techniker(innen) sind im Rahmen des Branchenstandards zur Installation und zum Service von Melkanlagen (siehe Kasten) verpflichtet, alle drei Jahre eine Weiterbildung abzulegen.
Neue Regeln
Am 31. Mai unterschreiben die letzten Firmen und Organisationen den neuen Branchenstandard zu Installation und Service von Melkanlagen. Die HAFL aktualisierte die 2006 eingeführten und 2016 überarbeiteten Richtlinien. «Jetzt steht die ganze Branche hinter dem Branchenstandard, damit die Qualität der Schweizer Milch auf einem hohen Niveau gehalten und das Tierwohl miteinbezogen werden kann», so der SLV.
Alle namhaften Melktechnikanbieter sind dabei
Die zweiwöchige Grundausbildung wird Andreas Niederhäuser zusammen mit anderen Referenten vor Ort am Melkforum übernehmen. Die Weiterbildungskurse werden dann teils an der HAFL und teils am Forum von externen und internen Dozent(innen) und Expert(innen) geführt.
Von Melktechnik bis Mastitis
Für Andreas Niederhäuser ist es ein grosser Gewinn, alle Melktechnikanbieter am Projekt beteiligt zu haben. Denn das Forum soll die Fachpersonen nicht nur in Sachen Melktechnik, Wartung, Kontrolle und Melkarbeit auf den neusten Stand bringen, sondern auch im Bereich von Milchgewinnung, Tiergesundheit, Klauenpflege und Hygiene weiterbilden.
Ausbildung lief früher über Agroscope
Weil die Ausbildung früher an der Agroscope in Tänikon stattgefunden hatte, war es schwierig, die Auszubildenden aus der Romandie herzubringen. Mit dem Standort Zollikofen und der Zweisprachigkeit dürfte dies besser werden, schätzt Andreas Salzmann.