Es war für Familie Siegrist die einzige Möglichkeit, bauen zu können: In die Höhe. Der Hof der siebenköpfigen Familie liegt in der Berner Oberländer Gemeinde Heimenschwand in der Bergzone II und ist auf alle vier Seiten hin begrenzt: Oberhalb beginnt der Wald, links grenzt unmittelbar eine fremde Parzelle an und rechts verläuft ein Durchgangsweg. Unterhalb des Betriebs befindet sich zwar eine eigene Parzelle, jedoch ist diese mit einem Bauverbot belegt. Somit war ein freistehender Neubau unterhalb des bestehenden Gebäudes nicht möglich.

Der Platz im bestehenden Stallgebäude war ausgeschöpft und mit dem Zupachten von Landfläche wurde eine Vergrösserung des alten Anbindestalls dringend. «Für uns gab es nur die Lösung, zweistöckig zu bauen», erläutert Hansruedi Siegrist. Seit einem Jahr führen er und seine Frau Ursula den Brown-Swiss-Zuchtbetrieb in einer Generationengemeinschaft mit Sohn Patrik.

Platz optimal ausgenutzt

«Es war uns wichtig, den vorhandenen Platz optimal auszunutzen», erklärt Hansruedi Siegrist. Das ist ihnen gelungen. Sein Sohn Patrik ergänzt: «Wir haben für den doppelten Viehbestand bloss zwei Aren zusätzlich verbaut.» Mehr wäre auch kaum möglich gewesen. Gerade der Abstand zum Wald hat am Anfang für Diskussionen mit dem Amt für Wald gesorgt, obwohl sich der Abstand mit dem Abbruch der Wagenremise, welche unmittelbar am Waldrand gestanden ist, deutlich verringert hat.

Rund 78 Tiere finden im neuen Stall Platz, 40 davon im melkenden Bereich. 14 Rinderplätze befinden sich auf dem zweiten Stock, welcher aufgrund der Hang
lage über die Bühneneinfahrt einfach zugänglich ist. 

Genau so wichtig wie die optimale Ausnutzung des Platzes war es den Landwirten, dass die 
Arbeitabläufe einfach und effizient sind. Um dies zu erreichen hat Vater Hansruedi diese mehrfach auf Papier durchgespielt, schliesslich hat er sogar einen Modellstall aus Holz erstellt, um sich das zukünftige Gebäude räumlich vorstellen zu können.  Der älteste Sohn Florian, welcher 
gelernter Zimmermann ist, hat das Modell schliesslich auf Plan umgesetzt und berechnet.

Nun, da der Stall in Betrieb ist, 
zeigen sich Vater und Sohn Siegrist zufrieden mit der Umsetzung. Die Tiere sind im unteren Stallteil in U-Form um die Futterachse angeordnet: Auf der rechten Achse fressen die melkenden Kühe, auf der linken Achse die Kälber und jüngeren Rinder, und auf der kurzen Seite oben die Galtkühe. Der ganze Futterbereich und das gesamte Gebäude kann mit der Greiferanlage bewirtschaftet werden. «Die Arbeitswege für die Fütterung sind kurz, weil alle Tiere an der gleichen Achse gefüttert werden können», zieht Sohn Patrik Bilanz.

Zusammen mit den Söhnen geplant und gebaut

Ein Stall im Berggebiet, der zudem am Hang liegt und obendrauf erst noch zweistöckig gebaut werden muss, ist eine kostspielige Angelegenheit. Um die Baukosten reduzieren zu können, setzte die Familie Siegrist auf möglichst viel Eigenleistung. Neben der Planung des Stalls ist auch die Umsetzung praktisch in Eigenregie gelungen. Von Mai bis Oktober nahmen die beiden weiteren Söhne, Zimmermann Florian und Landmaschinenmechaniker Dominik, unbezahlten Urlaub, um sich auf dem elterlichen Betrieb anstellen zu lassen und beim Bau mitwirken zu können.

«Dadurch mussten wir nur einen Maurer sowie einen Dachdecker hinzu ziehen, ausserdem haben wir die Elektriker- und Sanitärarbeiten vergeben», so Siegrist. «Zwar waren es zum Teil aufwendige Arbeiten, die für uns alle eine Heraus
forderung waren. Und die vielen Eigenleistungen haben den Bau auch etwas verzögert, alles in allem ist unser Zeitplan aber aufgegangen.» Die vielen Eigenleistungen hätten die Finanzierung aber deutlich erleichtert.

Aline Küenzi