Von Elias sind nur noch die Beine zu sehen. Mit dem Oberkörper ist der 3-Jährige in die blaue Tonne gekrochen, in der das Hühnerfutter aufbewahrt wird. Die Eltern haben ihm erlaubt, das Geflügel mit einem Becher Futter anzulocken, damit die Tiere von der weitläufigen Wiese zum Gatter kommen.

Elias Eltern Maja Plump und Hans-Andrea Patt bewirtschaften auf 1200 Metern über Meer in Castiel GR einen Bio-Berglandwirtschaftsbetrieb mit Mutterkühen, Freilandschweinen, Hochstamm-Obstbäumen, Grünland und Legehennen und Direktvermarktung.

Jung übernommen

Der Hof ist seit Generationen in Besitz von Familie Patt. «Mein Vater starb, als ich neun war», erzählt der Meisterlandwirt und Landmaschinenmechaniker. «Bis 2014 war der Betrieb verpachtet.» Doch den damaligen Pächter zog es weiter und Hans-Andrea Patt übernahm den Hof bereits im Alter von 23 Jahren und früher als geplant.

Betriebsspiegel Familie Patt
Name: Hans-Andrea Patt und Maja Plump
Ort: Castiel GR
Landwirtschaftliche Nutzfläche: 58 ha, davon 45 Prozent BFF-Flächen sowie 60 bis 65 verschiedene, extensiv genutzte Hochstamm-Obstbäume.
Viehbestand: 28 Mutterkühe, 3000 Legehennen, im Sommer zehn Freilandschweine.

Der junge Landwirt wusste schon damals, dass er auf Mutterkühe und auf die Rasse Angus setzen wollte. Aus Geldgründen konnte er aber nicht gleich eine komplette Herde kaufen. Daher hielt er in den ersten Jahren Vertragsrinder und startete schon damals mit 300 Legehennen.

Viel Direktvermarktung

Anders als in der Anfangszeit vertreibt die Familie die Eier nun direkt. Jede Woche füllt Maja Plump das Auto mit rund 2000 Eiern, setzt Elias und den knapp einjährigen Gian-Andrea in die Kindersitze und fährt die Ware zu verschiedenen Abnehmern in Arosa: Hotels, Restaurants, das Altersheim und Privatpersonen.

Maja Plump ist ebenfalls Bauerntochter. Sie ist in Tschiertschen auf der anderen Talseite aufgewachsen und hatte nie Probleme mit der Vorstellung, ihr Leben mit einem Landwirt zu verbringen. «Ich wusste ja, was auf einem Hof auf mich zukommt», sagt die 33-Jährige mit einem Schmunzeln.

Kühe in zwei Ställen

Heute gehören zum Hof 28 Mutterkühe mit Kälbern und je nach Saison etwa sieben Rinder zur Zucht. Im letzten Jahr konnte die Familie zusätzlich einen Pachtbetrieb im Nachbardorf übernehmen. Die Herde kann nun in zwei Laufställen überwintern. Von den Rindern werden rund die Hälfte zur Eigenremontierung gebraucht. Die restlichen werden als Zuchttiere verkauft, die Tiere der Familie Patt sind entsprechend im Herdebuch verzeichnet.

Vermarktung mit Label

«Angus liegt im Trend», freut sich Hans-Andrea Patt. Einige Rinder pro Jahr vermarktet das Paar direkt ab Hof, das Abpacken und Verteilen der Mischpakete übernimmt Maja Plump. Das Fleisch der übrigen Rinder wird unter dem Label Coop-Natura-Beef verkauft.

Für Natura-Beef müssen die zertifizierten Rinder mit zehn Monaten geschlachtet werden, sonst können sie nicht mehr unter dem Label verkauft werden. Jeweils drei bis vier Tiere schickt Hans-Andrea Patt zum Schlachten nach Oensingen. Der weit entfernte Schlachtort sei das Einzige, was nicht ganz ideal sei, sagt er. «Doch im Vergleich zum Ausland ist die Fahrt kurz.»

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Weiden rund ums Dorf

Mit dem Auto geht es zu einer Rinderweide oberhalb des Dorfes. Gian-Andrea summt sich während der Fahrt in den Schlaf, während sein älterer Bruder hellwach aus dem Fenster blickt. «Galolai!», ruft er vergnügt, als die Strasse an einer Weide mit Galloway-Kühen vorführt. Die Angus-Rinder empfangen die Besucher gelassen.

Bei der Zucht ist dem Bündner Bauer ein gutes Fundament wichtig. «Die Alp ist steinig und die Tiere sind sechs Monate draussen.» Er legt aber auch Wert auf eine gute Mutterkuh-Milchleistung, dass die Kühe gut zu ihren Kälbern schauen und ein friedliches Naturell haben. «Im Alpgebiet hat es viele Wanderwege, das ginge sonst gar nicht. Und die Kälber gewöhne ich von klein auf an Menschen.»

Die Besamung übernimmt ein Stier. Die Kühe sind im Sommer auf einer Genossenschaftsalp, die ein angestelltes Hirtenpaar betreut. Das übrige Jahr fressen sie, was auf den Weiden des Hofs wächst. «Das war das Ziel, daher habe ich auf Angus gesetzt, die kommen gut mit dem Grundfutter vom Betrieb aus.»

Integrierter Hofladen

Zurück geht die Fahrt zum Wohnhaus der Familie. «1861» steht an der dunkelbraunen Holzfassade. Das Paar konnte im letzten Jahr einen Holzanbau angliedern, in dem nun die gemütliche Wohnküche untergebracht ist. Im Parterre gibt es zudem einen kleinen Hofladen. Maja Plump tischt ein feines Mittagessen mit Fleisch von Hof auf, Saisonarbeiter Andrej setzt sich mit an den Tisch und die beiden Männer tauschen sich über den Stand der Tagesarbeit aus.

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Fachsimpeln mit Kollegen

Sie seien zufrieden, wie es läuft, sagt das Bauernpaar beim anschliessenden Kaffee. Neben der Arbeit auf dem Hof und mit den Kindern ist Maja Plump mit geringem Pensum in ihrem erlernten Beruf als Kauffrau tätig. Hans-Andrea Patt arbeitet Vollzeit auf dem Hof, amtet als Alpmeister auf der Mutterkuhalp und ist in verschiedenen landwirtschaftlichen Organisationen aktiv. «Ich fachsimple gern mit Kollegen oder informiere mich über die aktuelle Marktlage.»

Angus-Fleisch sei beliebt, das marmorierte Fleisch ist geschmackvoll. Doch es komme den Konsumentinnen und Konsumenten weniger auf die Rasse an», weiss Hans-Andrea Patt. «Sie wollen vielmehr wissen, woher das Fleisch kommt und wie das Tier gehalten wurde. Und Mutterkuhhaltung ist für mich die natürlichste Art der Rindfleischproduktion.»

Weitere Informationen: www.puuragnuss.ch

«Bis 2026 ein Bio-Umsatz von zwei Milliarden Franken»
 
Frau Kramer, Naturaplan wurde vor 30 Jahren gegründet. Was waren die Gründe?
Andrea Kramer: Die Vision Anfang der 1990er-Jahren lautete: Umwelt- und tiergerecht hergestellte Lebensmittel sollen für alle einfach zugänglich sein. Die Zweifel in der Öffentlichkeit waren dennoch gross, ob sich die Umstellung auf Biolandbau überhaupt in einem relevanten Umfang umsetzen lässt. Schon bald zeigte sich aber, dass die Produkte auf Anklang stossen, und Coop konnte zusammen mit den Biobäuerinnen und -bauern den Biolandbau aus der Nische führen. Zu den ersten Naturaplan-Produkten zählten Joghurts, Eier, Bündner Bergkäse und 5-Korn-Flocken.
Wie hat sich das Label seither entwickelt?
Seit 1993 gleich geblieben ist unser Commitment für die Knospe von Bio Suisse, die zu den höchsten Biostandards weltweit zählt. Zu den Meilensteinen zählt etwa die Kooperation mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, dessen Arbeit Coop seit 1997 unterstützt. 2016 erreichte der Umsatz von Naturaplan erstmalig die Marke von einer Milliarde Franken.
Wie gross ist die Produktpalette heute?
Heute bietet Coop das grösste Biosortiment im Schweizer Detailhandel an. Den Bio-Anteil bei den Lebensmitteln haben wir von rund 3,8 Prozent im Jahr 2002 auf heute rund 15 Prozent gesteigert. In diesem Jahr haben wir über 200 Naturaplan-Neuheiten ins Sortiment aufgenommen. Insgesamt sind über 3800 Produkte mit der Knospe von Bio Suisse zertifiziert.
Wie viele Bauernfamilien in der Schweiz arbeiten mit Coop Naturaplan zusammen?
Heute sind es 7300 Schweizer Bio-Bauernbetriebe, fünfmal mehr als noch 1993. Die Betriebe sind über die gesamte Schweiz verteilt, wobei insbesondere Graubünden einen sehr hohen Bio-Anteil aufweist.
Wie eng arbeiten Coop und die Produzenten zusammen?
Wir kaufen mehrheitlich nicht direkt bei einzelnen Bäuerinnen und Bauern ein. Gemüse etwa beziehen wir über die Allianzen, denen die Produzenten angehören. Ein grosser Teil der Knospe-Milchprodukte beziehen wir über Emmi. Wir pflegen mit allen Lieferanten ein kooperatives Verhältnis. Eine direkte Zusammenarbeit mit den Produzenten ist in der Regel eine Ausnahme.
Was möchte Naturaplan noch erreichen?
Die Produktpalette prüfen wir laufend und ergänzen sie nach Möglichkeit. Im Fokus steht in den nächsten Jahren auch die Optimierung von Produkten, zum Beispiel die Reduktion von Salz und Zucker. Hinsichtlich Umsatz haben wir uns zum Ziel gesetzt, bis 2026 einen Bio-Umsatz von zwei Milliarden Franken zu erzielen.
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