Die letzten Regenwolken verziehen sich und es klärt auf. Auf einer weitläufigen Wiese grasen die Piemonteser-Mutterkühe der Familie Schild. Die schwarze Umrandung der Augen, die gute Bemuskelung, feine Knochen und feine Haut sowie ein geringer Anteil an subkutanem Fett sind charakteristisch für diese Rasse.
«Unsere Tiere sind dünnhäutiger als andere», sagt denn auch Betriebsleiter Florian Schild, und weiter: «Sie sind auch schreckhaft und reagieren empfindlich auf Stechfliegen und Bremsen.» Dann ziehen sich die Kühe in den Stall zurück. Einige Boxen dienen den schwächeren Tieren als Rückzugsort. Die Ranghöheren bevorzugen die offene Liegefläche mit Tretentmistung.
«Der Stall ist nie ganz ausgelastet. So entsteht kein Stress und wir sind flexibel, was das Verstellen der Tiere angeht», erklärt Schild. Die Hälfte der Kühe sömmert zudem auf einer Alp im Kanton Graubünden.
Fleisch für Geniesser
Aktuell sind im schweizerischen Herdebuch gerade mal 230 reinrassige Piemonteser gemeldet. Ihr Fleisch eignet sich wegen der geringen Fettabdeckung nicht für den Grosshandel. «Mit der Firma Jumi haben wir einen unkomplizierten und langjährigen Abnehmer für unsere Rassentiere», sagt Florian Schild. Jumi aus dem Emmental produziert und vermarktet neben Käse- auch viele Fleischspezialitäten.[IMG 2]
Seit 2007 werden auf dem Hof der Familie Schild Piemonteser-Kühe gezüchtet. Florian Schild hat die Betriebsleitung vor einem Jahr übernommen. Vater Ueli arbeitet zu 100 % auswärts. Er und seine Frau Daniela helfen dem Sohn gerne. «Um die Arbeitsspitzen im Frühjahr zu brechen, streben wir eine saisonale Abkalbung im Winterhalbjahr an», sagt Florian Schild.
«Bei der Stierenauswahl achten wir auf ein gutes Fundament und leichtes Abkalben», so Schild weiter. Pro Jahr wählt er drei bis vier Rinder zur Nachzucht aus. Bei der Abstammung achtet der Züchter auf einen ruhigen, umgänglichen Charakter. Für die Abkalbung nutzen Schilds den alten Stall. Dann ist allerdings auch bei zahmen Tieren Vorsicht geboten. «Zum Glück bringen die wildesten Kühe ihre Kälber meist selbstständig auf die Welt», lacht Schild.
Die Kälber sind bei der Geburt rötlich gefärbt. Ihre Futterration besteht aus Milch, Weidegras und einem Gemisch aus Gerste, Eiweiss und Maiswürfeln. Die Stiere werden kastriert, sodass nach ca. zehn Monaten alle Jungtiere in dieselbe Gruppe kommen.
Die Futterration der Masttiere besteht aus Grassilage, Mais, Gerste und Eiweisserbsen. Grund- und Kraftfutter stammen aus eigener Produktion. Gefüttert wird ad libitum. «Die Mutterkühe nehmen 75 % ihrer Ration auf der Weide zu sich. Bei den Masttieren dient die Weide eher als Auslauf», erzählt Florian Schild. Die Schlachtreife erlangen die Ochsen mit maximal 20, die Rinder mit 24 Monaten.
Homöopathie und Wühlerde
Die älteste Kuh im Stall ist 18-jährig. «Wir arbeiten meistens mit Homöopathie und Hausmitteln. Den Kälbern bieten wir vorbeugend Wühlerde mit Thymian und Salz an. Auch streuen wir regelmässig und grosszügig ein und achten darauf, dass im Winter kein Durchzug herrscht», verrät Schild.
[IMG 3] Florian Schild verrichtet auch Lohnarbeiten. Seit einem Jahr ist er stolzer Besitzer eines Schmetterlings-Doppelmesser-Mähwerks. Er führt aus: «Mit einer Arbeitsbreite von 8.5m und 900kg ist das Mähwerk sehr leicht. Für den Antrieb werden lediglich 20PS benötigt. Die Frontzapfwelle treibt den Ölmotor an. Über die Hydraulik kann jedes der drei Messer separat angesteuert werden.» Die asymmetrischen, drehbaren Balkenschuhe erlauben es, zwischen zwei Schnitthöhen zu wählen (höherer Schnitt bei Luzerne). Bei gut arrondierten Parzellen sei eine Flächenleistung von 4 ha pro Stunde möglich. «Ja, ich hätte noch Kapazitäten für zusätzliche Aufträge», sagt er abschliessend, steigt auf den Traktor und macht sich an die Arbeit.
Betriebsspiegel
Name: Florian Schild
Ort: Oberhofen
LN: 40 ha, Bio
Kulturen: Mais, Gerste, Weizen, Eiweisserbsen, Ackerbohnen, Wiesen und Weiden
Viehbestand: 90 Piemonteser, Mutterkuhhaltung