Eine Hobby-Schafbesitzerin aus Schattdorf im Kanton Uri findet im Stall ein Handy auf dem Boden. Eine Woche später entdeckt sie ein weiteres und findet zudem ihre Schafe unruhig vor. Sie geht zur Polizei, die eine Überwachungskamera einrichtet – und in der selben Nacht den Täter in flagranti beim sexuellen Übergriff auf ein Schaf erwischt. So erzählt es die Besitzerin der Schafe gegenüber «20 Minuten».
Täter hat auch schon Ziegen misshandelt
Gegen den Täter, einen 40-jährigen Portugiesen, laufe bereits ein Verfahren, wie ein Sprecher der Kantonspolizei am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Bereits seit April 2022 sind der Urner Kantonspolizei mehrere sexuelle Übergriffe auf Ziegen bekannt.
Im August erwischte ein Ziegenbauer in Schattdorf einen Mann in flagranti beim Sex mit einer Ziege. Der mutmassliche Täter konnte nach einem Handgemenge mit dem Bauern flüchten, die Polizei ermittelte ihn aber in der Folge.
Die jüngsten Schafe waren betroffen
Der aktuelle Fall soll sich laut Polizeiangaben am vergangenen Samstag zugetragen haben. Durch den aufgebotenen Tierarzt konnten Verletzungen bei zwei Schafen festgestellt werden, die jedoch nicht lebensbedrohlich gewesen sein sollen, wie 20 Minuten berichtet.
Laut den Angaben der Besitzerin handle es sich bei den Opfern um die zwei jüngsten Schafe, die im Oktober bzw. im Dezember 2022 geboren wurden. «Es ist für mich ein Schock», sagt sie gegenüber «20 Minuten».
Antrag auf Untersuchungshaft abgelehnt
Laut den Angaben der zuständigen Staatsanwältin Lisa Vollenweider gegenüber der Pendlerzeitung habe das Zwangsmassnahmengericht den Antrag auf Untersuchungshaft am Dienstag abgelehnt. Das heisst, der Täter ist auf freiem Fuss.
Warum dies so ist, erklärte der forensische Psychiater Thomas Knecht gegenüber «20 Minuten» damit, dass ein sexueller Übergriff auf ein Tier juristisch nicht als Vergewaltigung, sondern als Tierquälerei gewertet werde und dementsprechend nicht denselben kriminellen Stellenwert wie ein Übergriff auf einen Menschen habe.
«Das Massnahmengericht musste in diesem Fall abwägen, ob man für den Schutz von allfälligen Folgeopfern den 40-Jährigen auf unabsehbare Zeit wegsperrt, da der zoophile Trieb nicht einfach abnehmen wird. Da hat man sich dagegen entschieden», sagt er gegenüber der Zeitung weiter.
Laut Knecht würden viele Täterinnen und Täter von Sexualdelikten rückfällig, weshalb es seiner Meinung nach sehr wahrscheinlich sei, dass der Täter zu gegebener Zeit wieder zuschlagen werde.
«Ich hoffe wirklich, dass er hinter Gitter kommt»
Die Besitzerin der Schafe lässt dies ratlos zurück: «Ich hoffe wirklich, dass er hinter Gitter kommt», sagt sie gegenüber «20 Minuten». Und sagt weiter: «Ich bin unsicher, fühle mich wie auf Nadeln. Jeden Morgen, wenn ich zum Stall gehe, schaue ich, ob alles in Ordnung ist.»
Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren
Das Verfahren wegen der Straftaten im Jahr 2022 laufe weiterhin, sagt Staatsanwältin Vollenweider zur Pendlerzeitung. Es sei bei der Staatsanwaltschaft hängig. Die beiden Fälle vom Sommer 2022 und der aktuelle Fall sollen zusammen beurteilt werden.
Im Vordergrund stünden die Tatbestände der Tierquälerei, Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung, sagt Vollenweider zu «20 Minuten». Der Strafrahmen bei allen drei Tatbeständen laute Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren.