Modern ist er geworden, der neue Laufstall der Bauernfamilie Heinz und Marlise Baur aus Le Mont-Travers in Neuenburger Jura. Hell, luftig, mit viel Platz für die Tiere – der Laufstall bringt alles mit, was heute eine moderne Milchviehhaltung ausmacht. 62 Meter lang und 38 Meter breit bietet er Platz für 66 Kühe. Gemolken wird in einem 2x6-Melkstand. Da auf dem Betrieb Gruyère-Milch produziert wird, erübrigt sich die Frage, warum kein Melkroboter zum Einsatz kam. Gruyère-Produzent hin oder her – ein Melkroboter war bei Baurs nie ein Thema. «Wir kontrollieren die Euter gerne noch von Hand», sagt Sohn Daniel Baur. Und der Vater doppelt nach: «Wenn gemolken ist, ist gemolken, und das garantiert unser Melkstand.»

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Ein grosser Tag

Kürzlich war nun der grosse Tag: Die 37 Kühe konnten in den neuen Stall einziehen. «Gut ein Jahr dauerte die Bauphase», sagt Heinz Baur und ist überglücklich, dass es endlich so weit ist. Neben der anderen Arbeiten auf dem Betrieb dürfe man einen solchen Bau nicht unterschätzen, erzählt die Familie am Küchentisch. Es ist Donnerstagmorgen, die Monteure erledigen noch die letzten Vorbereitungen im Melkstand. Am Abend will man darin zum ersten Mal die Kühe melken. Die Familie Baur sitzt derweil am Frühstückstisch, bespricht das weitere Vorgehen an diesem Tag. Mittendrin der Schreibende der BauernZeitung, er darf heute anwesend sein. «Gestern haben wir schon mal die Kühe gewaschen», sagt Heinz Baur. Nicht nur der Zeitung wegen, sondern auch, weil man mit sauberen Kühen in den neuen Stall ziehen will. «Das muss so sein», so der einhellige Tenor.

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«Wenn wir keine Gruyère-Milch produzieren würden, hätten wir den Neubau nicht realisieren können.»

Betriebsleiter Heinz Baur über eine Voraussetzung.

Bewilligung und Finanzierung

Per 1.1.2025 sind Heinz und Marlise Baur mit ihrem Sohn Daniel eine Generationengemeinschaft eingegangen, ihre Tochter Corinne möchte in naher Zukunft in die Gemeinschaft dazustossen. Bis ein solcher Bau realisiert werden kann, muss nicht nur die Bewilligung, sondern auch die Finanzierung stehen. «Im 2021 begannen wir mit der Planung, am 17. Februar 2024 war Spatenstich», hält Marlise Baur fest. «Die grösste Hürde war vielleicht die 15 Meter lange Trockenmauer, die dem Neubau weichen musste», sagt Heinz Baur. Im Jura seien diese Trockenmauern heilig, bei der Baueingabe musste er garantieren, dass diese anderswo aufgestellt wird.

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«Natürlich kostet so ein Neubau viel Geld», sagt der Landwirt. Pro Stallplatz bei ihnen 35 000 Franken. «In diesem Preis ist alles inbegriffen, auch die Solaranlage auf dem Dach, die mit 480 000 Franken zu Buche steht», erläutert Heinz Baur. Die Solaranlage bietet mit einer Fläche von 2000 m² eine Jahresleistung von 470 000 Kilowattstunden (kWh). «Als wir den Stall bauten, gingen wir von einem Strom-Verkaufspreis von 14 Rp/kWh aus, jetzt beträgt er nur noch 8 Rappen», sagt er enttäuscht. Doch die Hoffnung besteht, den Strom, der nicht selbst gebraucht wird, in Zukunft nicht an das Verteilernetz, sondern an Drittpersonen abzugeben. Beim Bauen habe man mit einem Milchpreis von 88 Rp/kg gerechnet, aktuell betrage er bei ihnen mit den Gehalts-Qualitätszuschlägen zwischen 92 Rappen und einem Franken. «Wenn wir keine Gruyère-Milch produzieren würden, hätten wir den Neubau nicht realisieren können», sagt der Betriebsleiter klar und deutlich.

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Mit viel Eigenleistungen

Neben den eigenen Mitteln konnte auch die Starthilfe (zinsloses Darlehen) von Sohn Daniel in der Höhe von 300 000 Franken ausgelöst werden. Dazu kommen 390 000 Franken Subventionen von Bund und Kanton. Für die Solaranlage noch einmal 134 000 Franken von Pronovo und 11 000 Franken vom Kanton. «Für die restliche Finanzierung haben wir bei der Bank einen Kredit, mit einer Verzinsung von 1,8 %, aufgenommen», so das Betriebsleiterehepaar. Mit dem Milchpreis, dem Lieferrecht von 420 000 kg und einer Betriebsgrösse von 68 ha in der Bergzone II sind Baurs guten Mutes, den Neubau finanziell gut stemmen zu können. «Dank der vielen Eigenleistungen konnten wir sicher zwischen 80 000 und 90 000 Franken einsparen», so der Tenor. Dies auch dank der Mithilfe zweier ehemaliger Lehrlinge.

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«Ich kann es nicht beschreiben. Es ist Freude, Stolz und ein Meilenstein.»

Tochter Corinne Baur kommen vor Freude die Tränen. 

Stetig gewachsen

Das Frühstück ist beendet, es kann endlich losgehen. «Wir lassen die Kühe zuerst auf die Weide, dort können sie sich schon mal austoben», sagt Heinz Baur. Die Kühe geniessen die warmen Sonnenstrahlen, die weitläufigen Juraweiden laden zum Vergnügen ein. «Hier im Jura haben wir noch grosse Weiten, der nächste Nachbar weit entfernt», freut sich der Landwirt. Vater Hanspeter und Mutter Lili Baur sind 1987 mit ihrer Familie vom Aargau in den Neuenburger Jura gekommen, haben damals das Heimet auf dem Mont-Travers kaufen können. Ein Anbindestall mit 19 Kuhplätzen, einem Lieferrecht von 92 000 kg Milch und einer Grösse von 32 Hektaren, so präsentierte sich damals ihr Hof. «Wir haben es nie bereut, hierherzukommen», sagt der heute 88-jährige Hanspeter Baur zufrieden. Das Erste, was er sich damals leisten konnte, war eine Absauganlage, laufend konnte dann in den Jahren der Betrieb vergrössert werden.

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Die Kühe erkunden die Umgebung

Nun geht es Schlag auf Schlag: Die Kühe werden von der Weide geholt und laufen direkt auf den neuen Laufstall zu. Über diesen geht es dann in den neuen Stall hinein. Als die ersten Kühe den Laufstall betreten, kann auch Tochter Corinne ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. «Ich kann es nicht beschreiben. Es ist Freude, Stolz und ein Meilenstein», hält sie fest. Ohne grosse Aufregung erkunden jetzt die Kühe die neue Umgebung. Schon nach wenigen Minuten finden sie sich an der Fressachse wieder, oder probieren auch die neue Kratzbürste aus. Es geht nicht lange, und die ersten Kühe liegen schon in den Liegeboxen. «Diese sind gefüllt mit 10 cm Sand, darauf folgt eine dicke Schicht von Strohwürfeln», erzählt Heinz Baur.

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Der erste Melkvorgang

Die beiden Stallgänge werden mit zwei automatischen Schiebern sauber gehalten. Bewusst wurde die Fressachse mit Selbstfanggittern ausgerüstet. «Wir wollen Ordnung, wenn die Kühe am Fressen sind, und wir wollen sie einsperren können, wenn eine Kuh zu besamen ist», hält Sohn Daniel Baur fest. Damit auch ein gutes Stallklima herrscht, fährt je nach Temperatur eine Seitenwand automatisch nach unten und nach oben. Etwas mehr Unruhe gibt es am Abend beim Melken. Die Kühe sind es nicht gewohnt, in einem anderen Melkstand zu stehen, es braucht Zeit. Die jüngeren Kühe sind davon schneller zu überzeugen als die Älteren. Doch mit Geduld und gutem Zureden sind nach zwei Stunden alle Kühe das erste Mal im Melkstand gemolken.

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«Nach einer Woche kam schon fast jede Kuh allein in den Melkstand und jetzt brauchen wir nur noch 40 Minuten», erzählt Heinz Baur, auf die Nachfrage, wie es nach ein paar Tagen gelaufen ist. Die Melkaggregate werden von hinten angehängt, während der ganzen Melkdauer wird den Kühen das Kraftfutter verabreicht. Nach dem Melken marschieren sie vom Melkstand durch ein Separierungstor. «Das wollte ich unbedingt», sagt Sohn Daniel. Obwohl dieses 15 000 Franken kostete, sieht der Junior grosse Vorteile darin. Dank dem Separierungstor können die zu überwachenden Kühe einfach von der Gruppe getrennt werden.

Ein Traum erfüllt

Das Ziel der Familie Baur ist es, in Zukunft den Kuhbestand weiter aufzustocken. «Das braucht Zeit, wir streben eine Kuhanzahl von 50 Tieren an, damit können wir das Kontingent gut füllen», sagt Heinz Baur. Mit dem neuen Laufstall hat sich die Familie einen grossen Traum erfüllt. Und mit diesem Neubau hat sie für die junge Generation eine Zukunft geschaffen, die nicht nur Freude, sondern auch eine grosse Motivation verspricht. Auf jeden Fall veranstaltet die Familie Baur im Sommer dann einen Tag der offenen Tür. «Das Datum ist noch offen», sagt Heinz Baur. 

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