Für die Rassen Red Holstein und Holstein hat Swissherdbook neu eine Rassen-promotion lanciert. Warum braucht es diese?
Markus Gerber: Die Kommunikationskampagne von der Rassenkommission Red Holstein/Holstein (RH/HO) ist nicht nur eine einfache Initiative für die Rassenpromotion, sie hat auch das ambitiöse Ziel die politischen Entscheidungsträger und die Konsumenten über wichtige Themen wie Ressourceneffizienz, Langlebigkeit und Fütterung besser zu informieren. Auch in der Hinsicht auf die Diskussionen in Rahmen der AP 22+.
Auch Videos, in denen Züchter die Vorteile der beiden Rassen aufzeigen, wurden gedreht. Was ist der Sinn dahinter?
Mit den Videos und den Flyern (die vor allem die Politik ansprechen sollen), will man erstens bildlich bestätigen, dass eine intensive Produktionsstrategie auch in der Schweiz sinnvoll sein kann. Und: Dass auch unter diesen Bedingungen die Ressourcen, die Tiere und die Umwelt geschont werden können! Weil die Holsteinkühe, rot oder schwarz, bestens für eine intensive Milchproduktion passen, ist die Rassenpromotion eine zusätzliche, wichtige Botschaft.
In diesen Videos kommen verschiedene Züchter zu Wort. Wie wurden diese Betriebe ausgewählt?
Die drei porträtierten Züchter sind Mitglieder unserer Rassenkommission RH und HO. Sie waren somit als Botschafter geradezu prädestiniert.
Wie waren die Reaktionen auf dieses Video?
Wir hatten fast ausschliesslich positive Reaktionen sowohl von den Züchtern, als auch von den Leuten ausserhalb der Branche (Konsumenten).
Ein solches Video zu drehen ist auch immer mit Kosten verbunden. Lohnt sich der Aufwand?
Jede Rassekommission verfügt über ein eigenes Budget, so durften diese das Projekt ver-wirklichen. Es ist wichtig, im Rahmen der Diskussionen um die AP 22+ für die Rasse Holstein und die Milchproduktion unter intensiven Bedingungen ein Zeichen zu setzen.
Können solche Videos helfen, den Bestand der jeweiligen Rasse zu halten oder sogar auszubauen?
Die Videos sind wie gesagt eher für die Konsumenten als nur für die Züchter gedacht. Wir sind der Meinung, dass die Bestände nur gehalten werden können, wenn die Milchpreise besser werden. Es ist schwierig, zu verstehen, dass man 5000 Tonnen Butter importiert und die Milchpreise nicht steigen, in diesem Zusammenhang hoffen wir, dass das Image der Milchproduktion mindestens verbessert werden kann.
Sind in Zukunft noch weitere Videos geplant?
Die Kommunikationskampagne der Rassenkommission RH/HO wird sicher weitergeführt. Die nächsten Schritte betreffen vor allem die politische Diskussion. Kurzfristig sind aber keine Videos in der Pipeline.
Warum wurden keine Videos für die Rassen Simmental, Swiss Fleckvieh oder Montbéliarde gemacht, werden diese noch kommen?
Wie gesagt entstehen diese Videos aus einem Projekt der Rassenkommission und wurden innerhalb des eigenen Budgets realisiert. Es ist also nicht untersagt, dass andere in Zukunft auch ähnliche Projekte verfolgen.
Wie wichtig ist ein gutes Stierenangebot, um den Bestand einer Rasse sicherstellen zu können?
Das Stierenangebot ist enorm wichtig, weil das die Wirtschaftlichkeit der nächsten Generation an Kühen bestimmt. Gerade bei Red Holstein haben wir nach der gemeinsamen Zuchtwertschätzung mit Holstein einen grossen Druck erlebt. Die Red Holstein hat sich aber dadurch auch stark verbessert und das aktuelle RH-Stierenangebot ist sehr attraktiv. Wir dürfen nicht vergessen, unsere Nationalfarben sind Rot/Weiss, Red Holstein passt einfach zur Schweiz.
Was für Stiere brauchen die Züchter in Zukunft?
In Zukunft erwarte ich, dass die Betriebe noch mehr nach wirtschaftlichen Kriterien arbeiten werden. Somit werden Stiere genutzt, welche Leistungssicherheit bei Milch, Fett und Eiweiss garantieren, stark in den Fitnessmerkmalen sind (insbesondere Zellzahl und Fruchtbarkeit) und ein für die Schweiz passendes Exterieurprofil vererben, sprich aussergewöhnliche Euter, starke Becken und eine gute Bewegung.
Markus Gerber ist Präsident von Swissherdbook und wohnt in Bellelay BE.
Mehr zu Aufwand und Sinn von Rassepromotionen lesen Sie im Artikel: Bilder, Videos, Porträts – Was bringt die Werbung für Kuhrassen?