Tobias Leutenegger und Andrea Egger schauen in ihren neuen Vormaststall und strahlen. Rund 2‘500 Küken springen darin herum, als ob sie das schon seit Ewigkeiten täten. Dabei sind sie erst an diesem Morgen geschlüpft. Sie fühlen sich in der wohligen Wärme der Bodenheizung bei rund 32 Grad Celsius sichtlich wohl. Die meisten beginnen bereits zu fressen. Andere erholen sich noch vom Transport. Schnell haben sie auch herausgefunden, wo es Wasser gibt.

Erfahrungen sammeln

Die Biohühner sind zwar noch nicht zur Gewohnheit geworden. Aber sie gehören doch zum Alltag. „Wir wussten nach der Hofübernahme am 1. Mai 2014, dass wir neben der Milchwirtschaft einen zweiten Betriebszweig aufbauen wollen”, erzählen die beiden.

„In der Betriebsstudie zum Meisterlandwirt bestätigte sich, dass die Variante der Biopouletmast genau das Richtige ist. Wir freuen uns daran nach wie vor riesig. Die Hühner gedeihen bis jetzt prächtig. Allerdings stehen wir noch ganz am Anfang und müssen von Mast zu Mast lernen und Erfahrungen sammeln.”

Steuerung per Computer

Bis die ersten Küken Einzug halten konnten, brauchte es allerdings einige Anstrengungen. Zuerst galt es, einen geeigneten Vormaststall einzurichten. Dafür musste ein Teil der früheren Pferdeboxen herhalten. Besonders daran ist nicht nur, dass Tobias Leutenegger mit vielen Helfern die Planung und die meisten Bauarbeiten selber übernommen hat. Besonders dürfte auch die Steuerung sein. „Ein Bekannter hat mir eine Anlage gebaut, mit der ich alle wichtigen Funktionen per Computer steuern kann”, sagt er. „Heizung, Lüftung, Licht usw. reguliere ich per Stick.” Einzig die Fütterung und einige wenige weitere Arbeiten erfolgen von Hand, inklusive natürlich der Überwachung der Tiere, die mehrmals täglich nötig ist. Handarbeit sind und bleiben zudem das Ausmisten und die Reinigung.

Fahrbare Mastställe

Sind die Küken 21 Tage alt, so müssen sie gemäss Vorschrift von Bio-Suisse den Vormaststall verlassen und in die mobilen Ausmastställe umziehen. Noch kaum verbreitet ist das System, das die beiden dafür gewählt haben. Die Hühner werden die folgenden 44 Tage nämlich in einem der sechs fahrbaren Mastställe und auf der Weide verbringen.

Die Montage dieser Ställe erledigten sie zusammen mit Helfern auf dem Hofplatz selber. Es galt, Eisenfundamente zusammenzuschrauben, Wände zu bestreichen, Dächer und Inneneinrichtungen wie Sitzstangen und Tränke zu montieren usw.

Zudem richtete Leutenegger 24 fixe Stellplätze mit Strom und Wasser ein. Denn die Idee dieses Systems ist, dass er nach jeder Mast einen Stall nach dem anderen mit Rädern ausrüsten, an seinen Traktor anhängen und zum nächsten Standort fahren kann. Dadurch werden die einzelnen Flächen nur wenig beansprucht, weil sie für einige Monate nicht benützt werden.

„Der Aufwand lohnte sich, denn mit diesem System erfüllen wir die Bedingungen der Biopouletmast”, sagen Tobias Leutenegger und Andrea Egger. „Das bedeutet, dass pro Maststall maximal 450 Hühner zugelassen sind. Sie haben tagsüber Zugang zur vorgeschriebenen Weidefläche von 800 Quadratmetern pro Stall. Dort steht ihnen auch je ein Sandbad mit Schattenplatz zur Verfügung.”

Anpassungen sind geplant

Die beiden sind überzeugt, dass sich das System für viele Jahre bewähren wird. Auch mit ihrem Abnehmer machen sie gute Erfahrungen. „Wir sind froh, dass wir mit Bell einen zuverlässigen Partner haben, der die Poulets über Coop vermarktet”, betonen Andrea Egger und Tobias Leutenegger. „Von Vorteil ist auch, dass unsere Biopoulets zurzeit gefragt sind, dass die Konsumenten die tierfreundliche Haltung schätzen.”

Das bestätigen die vielen Passanten, die mit Neugier das Haltungssystem beobachten und nach einigen Erklärungen erfreut sind über die tierfreundliche Haltung der Hühner. Obwohl also grundsätzlich alles rund läuft, planen die beiden bereits einige Anpassungen, Veränderungen und vor allem Verbesserungen der Abläufe. Eine davon betrifft die Fütterung. „Das Futter jeweils in die Futtertöpfe in den Ausmastställen zu tragen, ist sehr aufwendig und anstrengend. Deshalb überlegen wir, wie wir diesen Bereich effizienter gestalten könnten.” Auch den Abtransport des Hühnermists wollen sie noch optimieren. Grundsätzlich aber ist ihr Schritt in die Zukunft gelungen.

Martin Brunner, lid