«Stiere zu halten ist sicher nicht jedermanns Sache», sagt Reto von Dach. Zusammen mit seinem Bruder Markus führt er einen Milchwirtschafts- und Schweinezuchtbetrieb im Werdt-hof im Berner Seeland. Seit15 Jahren halten sie auf ihrem Betrieb Stiere, die sie auch im Natursprung einsetzen.

Man muss auf der Hut sein

«Jeder Stier ist anders in seinem Charakter», sagt Reto von Dach. Es gebe solche, die machen nie Probleme und andere, da müsse man immer auf der Hut sein. Dass ein Unfall mit einem Stier schnell zur Realität werden kann, musste auch Reto von Dach letztes Jahr erfahren. Schuld war sein fast zweijähriger Stier Tom. «Ich nahm den Stier aus dem Stall, alles ging eigentlich reibungslos. Ich wollte mit ihm am frühen Morgen eine Kuh decken», sagt der Landwirt. Auch sei die Kuh schön brünstig gewesen, also eigentlich kein Problem für den Stier. «Plötzlich ging alles blitzschnell: Der Stier senkte den Kopf, drehte ihn so stark auf die Seite, dass ich meine Finger und die halbe Hand nicht mehr aus seinem Nasenring lösen konnte. Er schnaubte, lief mit mir nur noch rückwärts. Ich hatte unmöglich Kraft ihn festzuhalten. In dieser Zeit ging mir vieles durch den Kopf, ich frage mich, was passiert, wenn der Stier auf mich losgeht und ich stürze?»

Es wurde zu gefährlich

Als Reto von Dach endlich seine Hand vom Nasenring lösen und den Stier anbinden konnte, war er enorm erleichtert. «Ich weiss noch, dass ich damals zu meiner Frau sagte: Beinahe hättest du heute Morgen alleine frühstücken müssen.» Ab diesem Ereignis war der Stier überhaupt nicht mehr derselbe: «Es war einfach zu gefährlich, ihn weiter zu behalten», so der Züchter. «Wir waren froh, als wir den Stier ohne Unfall in den Anhänger des Viehhändlers verladen konnten», sagt von Dach. Seit diesem Ereignis ist der Landwirt noch vorsichtiger im Umgang mit seinen Stieren. Um das Risiko weiter minimieren zu können, halten sie jetzt ihre Stiere in einem für sie separaten Laufstall, mit Sicht auf die Rinder. «Wenn eine Kuh nun brünstig ist, lassen wir sie einfach zum Stier hinein und müssen ihn nicht extra aus der Box nehmen.» Früher hatten von Dachs ihre Stiere auch zusammen mit den Kühen auf der Weide, das wurde aber zu gefährlich. «Dabei haben wir bemerkt, dass die Stiere immer eine Lieblingskuh hatten, und wehe diese fehlte eines Tages», sagt der Landwirt. Für Reto von Dach sei wichtig, dass er seine zukünftigen Stiere schon als Kalb aufziehen kann, besonders auch, wenn diese zugekauft seien. «So kann ich mit ihnen schon von klein auf hantieren und sie gewöhnen sich an meine Stimme und meinen Umgang», ist er überzeugt. 

 

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