Auf einer Alp im Turtmanntal VS hat Anfang September eine Kuh verworfen. Sie wurde anschliessend positiv auf BVD getestet. Am letzten Sonntag informierte der Alpvogt die Besitzer der Tiere über diesen Fall. Auf der Alp wurden rund 90 Kühe aus den Kantonen Bern und Wallis gesömmert.

Hohe Ansteckungsgefahr

Am Donnerstag sollten die Kühe den Alpbetrieb verlassen, doch wohin? Denn erst am Mittwoch wurden die Berner Bauern informiert, dass die Kühe nicht in die Heim-Bestände zurückkehren dürfen. Ansonsten könnten andere Tiere angesteckt werden und der Betrieb wäre gesperrt.

Erst Anfang Oktober können die Tiere getestet werden. Für 40 Kühe von 13 Berner Bauern muss nun kurzfristig eine Bleibe organisiert werden. Und zwar eine, die fürs Melken eingerichtet ist. Und auch das Futter muss organisiert werden. Die Berner Tierbesitzer sind ratlos. Seit Montag versuchen sie vom Veterinärdienst des Kantons Bern konkrete Lösungsvorschläge zu erhalten. Reto Wyss, Berner Kantonstierarzt, sagt auf Anfrage der BauernZeitung, auch sie hätten die Meldung erst am Dienstag aus dem Wallis erhalten.«Am gleichen Tag beauftragten wir die Kontrolltierärzte, die betroffenen Tierhalter zu kontaktieren und über die Massnahmen zu informieren. Mit verschiedenen Tierhaltern waren wir bereits in telefonischem Kontakt. Tierhalter die Fragen haben können sich an ihren Kontrolltierarzt oder an den Veterinärdienst wenden».

Wer bezahlt?

Dass die Tiere auf dem Sömmerungsbetrieb bleiben können, ist unmöglich. Dort hat es kein Futter mehr und das Personal für die Betreuung fehlt. Ferdinand Stähli, ein betroffener Bauer sagt: «Wenn die nicht so geschlafen hätten in den Ämtern, dann hätten wir schneller eine Lösung finden können.» Die meisten der Betroffenen konnten in der Zwischenzeit eine «unbefriedigende» provisorische Lösung finden. Die Bauern fühlen sich ohnmächtig gegenüber dem Amt. Sie erwarten konkrete und praktische Unterstützung von ihren Tierärzten und vom Veterinäramt. «Die BVD-Probleme sind ja nicht neu in der Schweiz. Da sollten die Kantone doch bereit sein und Quarantäne-Ställe anbieten, für solche Fälle», so Stähli. Nun organisieren sich die Bauern selbst so gut sie dies können. Sie machen sich jedoch Sorgen bezüglich des Futters und des Betreuungsaufwandes für die ausgesonderten Tiere. Es ist auch unklar, wer den Aufwand bezahlen soll.

Besonders schlimm trifft es Jürg Aeschlimann aus Trubschachen BE. Seine Kühe sind jetzt «heimatlos». Bis am Donnerstagmittag hatte der verzweifelte Bauer noch keine Lösung, wo er seine zehn laktierenden Kühe unterbringen soll, ohne dass sein Betrieb gesperrt wird. «Mein Kreistierarzt, der mich hätte informieren sollen, hat sich bis heute nicht bei mir gemeldet», so Aeschlimann am Telefon.

jba