Viele Milch- und Mutterkühe stehen heute in offen gebauten Ställen, so genannten Aussenklimaställen. Solche Ställe lassen sich kostengünstig und flexibel bauen. In Aussenklimaställen entspricht das Stallklima im Tierbereich nahezu dem Aussenklima. Dieser Winter scheint – zumindest bis jetzt – mild zu sein. Doch gerade bei längeren Kälteperioden bereitet nicht nur der Frost zunehmend Schwierigkeiten, auch die Frage, ob das Tierwohl nach wie vor gewährt ist, taucht häufiger auf.


Tiere brauchen windgeschützten Bereich

Tierhalter sind gesetzlich dazu verpflichtet, für den notwendigen Schutz ihrer Tiere zu sorgen. Sinken die Temperaturen, muss die Kuh mehr Energie dazu

aufwenden, ihre Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Wenn Milchkühe in der kalten Jahreszeit einen Energieverlust nicht mit erhöhter Futteraufnahme ausgleichen können, kommt es zu einem Abbau von Fettreserven an verschiedenen Körperstellen. Durch den Rückgang der Milchleistung entstehen auch wirtschaftliche Einbussen.


Um die Körperfunktionen aufrechterhalten zu können, muss die Körpertemperatur konstant gehalten werden. Die Normaltemperatur von Kühen liegt zwischen 38,3 bis 38,8 Grad.

Ein Projekt von Agroscope hat sich dem Thema Aussenklimaställe gewidmet. Unter anderem ging es im Projekt darum zu untersuchen, ob das Tierwohl in offen gebauten Ställen auch bei längeren Kälteperioden noch gewährleistet ist. Die Ergebnisse zeigen, dass auch bei längeren Kälteperioden keine Abweichungen bei der Körpertemperatur festzustellen war. Dies gilt jedoch nicht für die Oberflächentemperatur. Bei tiefen Aussentemperaturen reduzierten die Tiere die Wärmestrahlung stark.


Auch die Kritik, dass vor allem die Euter bei Kälteperioden stärker in Mitleidenschaft gezogen werden, konnte sich im Projekt nicht bestätigen. Die Oberflächentemperatur an den Extremitäten reagierte stärker als am Rumpf und am Euter.


Experten sind sich einig, dass Kühe die Kälte sehr gut wegstecken können. Erst die Kombination mit Nässe kann ihnen zusetzen. Deshalb brauchen Kühe einen Witterungsschutz. Über längere Zeit mit Schnee belegte Liegeflächen werden von den Kühen gemieden. Die Ergebnisse von Agroscope zeigen, dass unter Berücksichtigung von Rückzugsmöglichkeiten, auch während längeren Kälteperioden für Tiere in offen gebauten Ställen, keine Einbussen im Tierwohl entstehen.


Wasserzuleitungen frostsicher verlegen

Eine grosse Schwierigkeit bei längeren Kälteperioden ist das Sicherstellen der Wasserzufuhr. Am meisten bewährt haben sich isolierte oder beheizbare Tränkesysteme. Eine Alternative kann je nach Betrieb ein ständig laufender Brunnen sein. Bei Kugeltränken ist die Gefahr gross, dass die Kugel am Tränkerand festfrieren kann. Das Wasser im Innern ist nicht gefroren. Ein Freiklopfen der Kugel ist in vielen Fällen einfach möglich.


Mehr Schwierigkeiten als das Tränkesystem bereitet die Zuleitung an sich. Bei Isolation, Begleitheizung oder Zirkulationssystem werden am wenigsten Probleme mit Einfrieren beobachtet. Wasserleitungen sollten so tief im Boden verlegt sein, dass sie vor Frost geschützt sind.

Breitschieberanlagen richtig warten

Es kann bei Temperaturen unter Null auch schon mal vorkommen, dass die automatische Entmistung schlapp macht, und die Laufgänge von Hand entmistet werden müssen. Vor allem, wenn die Laufgänge nicht befahr-

bar sind. Zur Vermeidung von Frostpannen bei Breitschieberanlagen helfen folgende Massnahmen:

  • 
Schieber im geschützten Bereich parken.
  • Seilrinne überall zugänglich verlegen.
  • Umlenkrolle an trockener Stelle platzieren.
  • 
Mechanismus für Klappenhochstellung reinigen.


Beim Abwurf in die Güllengrube oder den Querkanal hat sich eine offene Lösung als direkter Abwurf bewährt. Eine sachgemäss ausgeführte Ab-sperrung zur Unfallverhütung darf dabei aber nicht vergessen werden. Damit die Entmistungstechnik nicht oder nur an we-

nigen Tagen im Jahr an ihre Grenzen stösst, sind weitsichtige Planung und vor allem auch korrekt ausgeführte Unterhaltsarbeiten wichtig.


Gefrorene Flächen können rutschig und daher für Tiere gefährlich werden. Regelmässiges Entmisten sowie allenfalls das Streuen von Salz kann sich daher bewähren.


Melkraum sollte beheizt werden können

Für das Wohl der Tiere lässt sich der Landwirt einiges einfallen. Dabei sollte er aber nicht vergessen, dass er sich selbst auch oft in den Stallungen aufhält. Daher empfiehlt es sich vor allem bei der Milchviehhaltung, einen geschlossenen, isolierten und beheizbaren Melkraum einzurichten. Agroscope empfiehlt ausserdem, dass eine Melkstandheizung den Raum möglichst schnell erwärmen, dazwischen aber möglichst keine Energie verbrauchen sollte.

Studien haben gezeigt, dass in Betrieben mit offen ausgeführtem Melkstand ohne Heizung die Laufflächen bei Kälte stets gefroren waren. Etwas besser war die Situation mit Heizung, deutlich besser aber erst in geschlossenen Melkständen. Heikle Stellen im Melkstand sind der Ein- und Ausgang. Beim Reinigen der Melkstände mit Wasser kann der Boden zur Eisfläche werden. Auf den von Agroscope untersuchten Betrieben wird während Frostperioden der Wassereinsatz reduziert sowie bei Bedarf Salz, Sand, Sägemehl oder Strohhäcksel gestreut.


Die Studie von Agroscope

hat ergeben, dass unter schweizerischen klimatischen Bedingungen im Mittelland und

im Berggebiet Aussenklimaställe funktionieren können, ohne dass das Tierwohl dabei beeinträchtigt wird. Nicht zu vergessen sind laut Agroscope aber kranke Tiere. Vor allem kranke Milchkühe weisen ein grösseres Wärmebedürfnis auf.

Julia Schwery

Mehr Infos unter www.agroscope.ch