Das Schweizer Fernsehen hat laut einer Meldung der SonntagsZeitung die Bauern verärgert. Zwei Sendungen von «Kassensturz» und «Netz Natur» hätten praktisch den Abstimmungskampf um die beiden Pestizid-Initiativen eröffnet, heisst es in einem Artikel. Bei der Ombudsstelle des Fernsehens seien daher gegen beide Sendungen je eine Beschwerde eingegangen, hiess es weiter.

Unbedarfter Umgang mit Fakten

Wie unbedarft SRF hier mit den Fakten umging, zeigt das Beispiel eines Sprühhelikopters vor dessen Bild Ueli Schmezer den «Kassensturz» moderiert. Der Heli fliegt dann auch über einen Rebberg im Wallis. Was «Kassensturz» gemäss SonntagsZeitung nicht sagt: Der Heli versprüht gar nicht die angeklagten synthetischen Pestizide, sondern eine Mischung aus Schwefel, Kupfer, Algen und Milch – Pflanzenschutzmittel, die im Biolandbau zugelassen sind.

Die Tatsache war den Fernsehmachern offenbar bekannt. Trotzdem verwahrt sich SRF «entschieden gegen den Vorwurf einer Manipulation», so Mediensprecher Stefan Wyss: «Tatsache ist, dass bei den Aufnahmen mit Sicherheit auch eine Mehrzahl konventionell bewirtschafteter Weinberge gespritzt wurde. Also sind die Bilder auch für Chemie-Einsatz in konventionellen Rebbergen geeignet», so seine abenteuerliche Argumentation.

SBV: «Es existiert nur Gut und Böse»

Der Schweizer Bauernverband (SBV) spricht gegenüber der Zeitung von Kampagnenjournalismus. Eine Sendung habe zwar Pioniere für alternative Produktionsmethoden in der Schweizer Landwirtschaft gezeigt. Allerdings habe in der Sendung nur Gut und Böse existiert, hiess es zur Kritik. Konventionelle Landwirtschaft würde einerseits die Natur vergiften und auf der anderen Seite sei die saubere Heidi-Schweiz der Biobauern dargestellt worden.

Der SBV beklagte zudem in dem Blatt, dass er keine Gelegenheit für eine Stellungnahme erhalten habe. Die Sendung mache völlig einseitig die konventionelle Landwirtschaft zur Schuldigen für sämtliche negative Umweltwirkungen der Produktion und des Konsums von Lebensmitteln, erklärte Sprecherin Sandra Helfenstein in der SonntagsZeitung. Der SBV hat sich der leidigen Sache auch in seinem neuen Factcheck-Tool angenommen.

Sensibilisierung für die Abstimmung vom 13. Juni 2021

Krtitik an SRF äusserte dieser Tage auch der Stv. SBV-Direktor Urs Schneider: «Dass SRF über Landwirtschaftsthemen unausgewogen berichtet, ist leider kein Einzelfall», sagte er gegenüber «20 Minuten». Er verweist auf einen aktuellen «Eco»-Beitrag, bei dem es um die zu hohe Ammoniakbelastung geht.

Schneider fordert SRF-Chefredaktor Tristan Brenn zu einer Aussprache auf. «Wir werden in Kürze Termine vorschlagen», so Schneider. Es gehe nicht an, dass SRF systematisch Bauern, die offiziell bewilligte Pflanzenschutzmittel einsetzten, in ein schlechtes Licht rücke. Man erhoffe sich eine Sensibilisierung für eine ausgewogene Berichterstattung noch vor der Abstimmung am 13. Juni 2021.

Wie diverse Beiträge auf Social Media zeigen stossen sich übrigens nicht nur die SBV-Vertreter an den Beiträgen, sondern auch viele Bauern und ihre Familien.