«Ja, was soll ich da sagen», meint Markus Stähli zum Kartoffeljahr 2023. Viel sei zusammengekommen, meint er dann: Wegen des nassen Frühlings konnte spät gepflanzt werden, gleichzeitig bildeten die Stauden wenig Wurzeln und konnten in der Folge im heissen und trockenen Sommer schlechter Wasser anzapfen. Es ist gut möglich, dass das Jahr 2024 Ähnliches bringt – wenn auch hoffentlich nicht in dieser Kombination.
Früh in den Boden
Es stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten es gibt, um Kartoffelkulturen gegen Wetterextreme zu rüsten. «Im letzten Jahr hatten wir erhebliche Ertragseinbussen, im Durchschnitt um etwa einen Drittel», erinnert sich Markus Stähli. Seine 7 ha Kartoffeln setzte er je nach Parzelle zwischen Ende April und Anfang Juni. Das Pflanzdatum habe keinen Einfluss auf den Ertrag gehabt.
Der Landwirt und Lohnunternehmer aus Rapperswil BE strebt aber an, die Knollen möglichst zeitig in den Boden zu bringen – wenn es das Wetter erlaubt. «So können wir die Bodenfeuchtigkeit im Frühling nutzen, die Stauden und Knollen wachsen, bevor sie durch die Sommerhitze gestoppt werden», erklärt Stähli die Überlegung. Das Vorkeimen des Pflanzguts könne da helfen. Mindestens mit Wärme behandelt und so in Keimlaune gebracht werden sollte es seiner Meinung nach. «So können wir das Pflanzenwachstum beschleunigen.» Wenn das Frühlingswetter passt, wolle er die Speisekartoffeln Ende März / Anfang April pflanzen.
«Stauden und Knollen wachsen vor der Hitze.»
Markus Stähli zur Idee hinter einem frühen Pflanztermin für Speisekartoffeln.
Löcher in die Furchen
Zum Pflanzen bietet Markus Stähli als Lohnunternehmer das All-in-one-Verfahren oder ein Setzgerät mit Häufelkörper und Gitterrolle an. «Beim All-in-one haben wir den eingebauten Dyker in 90 % der Fälle im Einsatz», sagt Stähli. Der Dyker ist ein Lochstern, der in den Furchen zwischen den Dämmen Löcher aushebt und andererseits die ausgehobene Erde zu kleinen Querdämmen formt. Das habe sich nicht nur in steilen Lagen bewährt, beobachtet Markus Stähli: «Der Dyker ist etwas vom Besten gegen Erosion im Ackerbau», ist er überzeugt. In Ebenen könne der Lochstern die Bewässerung unterstützen, da das Wasser nicht am tiefsten Punkt des Feldes zusammenlaufe, sondern an Ort infiltriere. Untersuchungen von Agroscope haben gezeigt, dass der Dyker auf ebenen Flächen Ertragseinbussen durch Staunässe entgegenwirken kann. Ausserdem habe er insbesondere im Falle verdichteter Böden gegenüber etwa einem Querdammhäufler den Vorteil des zusätzlichen Lochs im Boden. Das breche punktuell den Pflughorizont auf.
Im Gegensatz zum All-in-one-System seien die Dämme und Furchen beim klassischen Setzgerät nicht glatt, sondern krümelig und die Wasserinfiltration daher auch ohne Dyker einfacher, ergänzt der Lohnunternehmer. «Es funktioniert beides», so sein Fazit. Zudem gibt Stähli zu bedenken, dass es vor dem Setzen nicht immer eine wendende Bodenbearbeitung brauche: «Gerade nach Zuckerrüben oder einer Gründüngung muss es nicht der Pflug sein.»
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Falls ja, wie bewässern?
In den ersten fünf bis sechs Wochen komme die Kartoffelstaude gut mit wenig Wasser zurecht. «Beim Knollenansatz, wenn die Grundlage für die Stückzahl gelegt wird, muss die Wasserversorgung aber gut sein», erläutert Markus Stähli. Auf seinem eigenen Betrieb profitiere er davon, nicht zu leichte Böden mit einem gewissen Lehmanteil zu haben. «Damit ist eine kürzere Trockenperiode zu überstehen.» Bewässern käme aus topografischen Gründen für Stähli nicht infrage, da sein Betrieb auf einem Hügel liege, abseits von Gewässern.
Bei der Wahl eines Bewässerungssystems gilt es, neben den betrieblichen Gegebenheiten (Boden, Arbeitskapazität usw.) die Kosten zu beachten. In einem – schon älteren – Vergleich des Inforama Seeland lagen in der Vollkostenrechnung Sprinkler und Rollomat bei 3 Gaben à 25 mm mit Fr. 1070.– bis Fr. 1129.– pro ha nahe beieinander. Tröpfchenbewässerung sei zwar teurer (15 Gaben à 5 mm für rund Fr. 2570.–), die höhere Effizienz des Systems falle aber insbesondere bei Wasserknappheit ins Gewicht. Um nur wenn nötig teures Wasser künstlich aufs Feld zu bringen, gibt es Bodensonden zur Messung der Wasserverfügbarkeit im Wurzelraum.
Kostenlose Daten zur Bodenfeuchtigkeit aus dem Messnetz der HAFL finden Sie hier
Mulch auf den Dämmen
Vorteile hinsichtlich des Wasserhaushalts verspricht man sich auch von Transfermulch. Dafür wird Pflanzenmaterial von einer anderen Fläche kurz vor dem Durchstossen der Stauden auf den Kartoffeldämmen als Schutz vor Hitze und Sonne verteilt. In Österreich erwies sich ein Gemenge aus Triticale und Winterwicke als am besten geeignet. Markus Stähli spricht in diesem Zusammenhang die Gefahr eines hohen Schneckendrucks an, was für die Knollen zum Qualitätsproblem werden kann. «Als Hitzeschutz und zur Unkrautunterdrückung könnte das aber schon sinnvoll sein», meint er. Mit Schnecken hatten die Österreicher in ihren acht Versuchsjahren vor allem bei Kleegrasmulch zu kämpfen, sie stellten aber eine gewisse Schutzfunktion des Mulchs gegen Krautfäule und Alternaria sowie bessere Erträge bzw. Ertragssicherheit fest. Den Haken am Transfermulch im Kartoffelbau sieht Stephan Junge von der Uni Kassel in der Materialverfügbarkeit, im hohen Arbeitsaufwand und in Auswaschungsverlusten im Herbst durch Reststickstoff aus dem Mulch. Generell fehle es noch an Erfahrung mit dem System.
Einen Video-Vortrag von Stephan Junge zum Transfermulchsystem im Kartoffelbau finden Sie hier
Die Pflanzen stärken
Da starke, gesunde Pflanzen besser mit Stress aufgrund von Hitze und Trockenheit zurechtkommen, gibt es mittlerweile ein breites Angebot an Pflanzenstärkungsmitteln. Sie werden z. B. als Blattspritzung appliziert und sollen etwa die Photosynthese unterstützen. Mit einem ähnlichen Produkt, das allerdings als Dünger den Wasserhaushalt verbessern sollte, hat Markus Stähli erfolgreich im Mais experimentiert. Generell sei er auch für die Kartoffeln solchen Mitteln nicht abgeneigt, meint er. «Aber es ist ein langwieriger Prozess, das für den jeweiligen Betrieb Passende zu finden.»