Knapp ein Drittel der Fruchtfolgeflächen der Schweiz sind laut Agrarforschung Schweiz drainiert, was darauf den Acker- und Gemüsebau ermöglicht. Davon seien jedoch viele erneuerungsbedürftig, was die Betroffenen vor die Frage stelle, ob sich eine Investition lohnt. Sie hat eine Entscheidungshilfe erarbeitet, um solche Flächen zu beurteilen und herauszufinden, wie sie in Zukunft genutzt werden können.

Lebensräume gehen verloren

Dass die meisten Schweizer Landwirtschaftsböden lehmig sind, begünstigt PSM-Verluste durch Drainagen. (Bild Agroscope)GewässerschutzStudie: Pflanzenschutzmittel gelangen durch Drainagen in GewässerDienstag, 16. Juni 2020 Nebst den Kosten für die Investitionen, die für eine Erneuerung nötig wären, müsse bei der Beurteilung auch der Naturschutz beachtet werden. Denn durch die grossflächige Entwässerung seien Feuchtlebensräume in der Agrarlandschaft und ihre spezialisierte Pflanzen- und Tierwelt selten geworden.

Zudem würde einerseits durch Drainagen je nach Standort das Risiko der Abschwemmung von Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln erhöht und andererseits enthielten Ackerflächen auf organischen Böden grosse Mengen Bodenkohlenstoff, der nach der Trockenlegung kontinuierlich zu CO2 abgebaut wird und damit zum Klimawandel beitrage.

Entscheidungshilfe für Betroffene

AboLukas und Natalie Neuhaus vor ihrem Reisfeld. Sie feiern dieses Jahr ihre Nassreis-Premiere. Ein erster Versuch mit Trockenreis funktionierte nicht. (Bilder jw)ReisBio-Reis aus dem Aargau: «Wir haben viele Reistouristen»Freitag, 23. Juli 2021 Agroscope hat nun eine Entscheidungshilfe ausgearbeitet, die insbesondere bei Fragen zur Erneuerung der Drainagen unterstützen soll. Sie richte sich an kantonale Landwirtschaftsämter, Fachstellen für Bodenschutz und für Natur, Bauherrschaften, Beratungskräfte sowie Landwirtinnen und Landwirte. 

Die Entscheidungshilfe basiert laut Agroscope auf den Resultaten des Projekts «Feucht-(Acker-)Flächen», das das Spannungsfeld von Produktivität, Klimaschutz, Biodiversität sowie Nähr- und Schadstoffbelastung der Gewässer untersucht hat.

In der Entscheidungshilfe werden neben den gesetzlich vorgeschriebenen Kriterien (Gewässerraum, Wasser- und Zugvogelreservate, Moorlandschaften, Pufferzonen für Feuchtbiotope) die wichtigsten Indikatoren der vier Themenbereiche «Biodiversität», «Gewässer», «Boden und Treibhausgase» und «Landwirtschaftliche Nutzung» bewertet.

Nassreisanbau: wirtschaftlich und ökologisch interessant

Ein möglicher Ansatz, um Feuchtflächen in der Agrarlandschaft zu erhalten oder zu regenerieren, gleichzeitig aber eine wirtschaftlich interessante Produktion aufrechtzuerhalten, sei der Anbau von Nassreis, schreibt Agrarforschung Schweiz.

Agroscope führt seit 2017 in enger Zusammenarbeit mit Landwirtinnen und Landwirten Pilotversuche zum Nassreisanbau im Schweizer Mittelland und im Wallis durch. Es ist eine Zusammenarbeit zwischen Forschung (Agroscope, HAFL), Beratung (Agridea) und den Landwirtinnen und Landwirten, die seit 2022 auch durch den Schweizerischen Nationalfonds gefördert wird. Zur Diskussion steht, ab 2023 den ökologischen Nassreisanbau als regionsspezifische Biodiversitätsförderfläche mit Vernetzungsbeiträgen (Direktzahlungen) zu unterstützen.

Weitere Infos: www.nassreis.ch    
Unter diesem Link finden Sie ein Merkblatt zum Nassreisanbau. Der Download ist kostenlos.