«Bill Mollison und David Holmgren haben die Permakultur ursprünglich für die Landwirtschaft entwickelt», erläuterte Dario Principi anlässlich der Verleihung des Prix Climat der Klima-Allianz. Principi ist Landwirt, Agronom, Lehrer und Berater am Inforama in Zollikofen und beschrieb in seinem Vortrag, wie man die Permakultur zur Planung nutzen kann. Dies mit dem Ziel, Flächen standortgerecht zu nutzen – was nicht nur der Umwelt, sondern auch den Bewirtschaftern zugutekomme.

Besonders interessant auf schwierigen Standorten

Mollision und Holmgren lebten in Australien und damit in einem Land, das laut Dario Principi schon früh die negativen Folgen industrieller Landwirtschaft zu spüren bekam. Dürren, Schädlingsplagen und der Verlust fruchtbarer Böden hätten sie zur Entwicklung der Permakultur motiviert. «Es gibt viele verschiedene Definition dafür. Ich verstehe darunter eine standortangepasste und ressourcenschonende Bewirtschaftung für alle Klima- und Anbauzonen», erklärt der Landwirt. Besonders interessant seien die permakulturelle Ansätze für schwierige, z. B. vernässende, trockene oder steile Lagen.

Zonen je nach Aufwand

Bei der Frage, wo was in der Umgebung eines Hofs gepflanzt bzw. angebaut wird oder wo welche Tierart hinpasst, orientiert sich die Permakultur an fünf Zonen. Was viel Pflege braucht, kommt in die erste Zone, mit zunehmender Entfernung nimmt die Pflegeintensitiät ab, bis an fünfter Stelle die Naturzone (Wildnis) folgt:

  • Zone 0: Haus / Wohnung
  • Zone 1: Intensive Pflege, z. B. Küchengarten
  • Zone 2: Weniger intensive Pflege, z. B. Gemüse, Gewächshaus
  • Zone 3: Gelegentliche Pflege, Ackerbau, Obst- und Nussbäume, Tierhaltung
  • Zone 4: Minimale Pflege: Weideland, Obst- und Nussbäume, Feuer- und Bauholz
  • Zone 5: Naturzone, Ruheraum für Natur und Mensch

 

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«Die Zonen können unterschiedlich gross sein», erläutert Dario Principi. Ein Gemüsebaubetrieb hätte eine entsprechend grosse Zone zwei, andernorts werde vielleicht vor allem Ackerbau betrieben (Zone drei). «Ein Alpbetrieb ist gleichbedeutend mit Zone vier». Eine mögliche Aufteilung illustrierte der Landwirt mit dem Zonenplan des Mülackers in Solothurn. Dort hat er im Rahmen einer Bachelorarbeit eine 2,5 Hektaren grosse Fläche einer landwirtschaftlichen Genossenschaft, in eine Permakultur-Solawi verwandelt. «Die Zone eins mit Gemüse ist am grössten und erstreckt sich dort, wo die Menschen oft sind», erläutert Principi, «Obstbäume haben wir in den hinteren Teil gepflanzt und den steilen Hang als Zone fünf unberührt gelassen».

Sektoren je nach Einwirkung

Ein zweites permakulturelles Planungsinstrument sind Sektoren. Dabei beobachtet man, welche Kräfte wo wirken, beispielsweise starke Winde. Zu beachten sind auch Wildtierkorridore, angrenzende Naturschutzgebiete, die evtl. als Quelle von Nützlingen dienen könnten, etwaige kritische Nachbaren oder Gewässer. «Entsprechend werden Elemente wie Hecken, Beete oder Teiche platziert.»

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Zweierlei Prinzipien zur Orientierung

Neben praktischen bzw. physikalischen Aspekten spielen auch strategische und ethische eine Rolle. «Die ethischen Prinzipien in einem Permakultur-Projekt zu beachten, ist für mich ein Muss. Sonst ist es nicht Permakultur», stellt Dario Principi klar. Namentlich geht es um Rücksichtnahme auf Boden und Umwelt (Earth Care), die Bedürfnisse der beteiligten Menschen (Produzenten und Konsumenten, People Care) sowie ein gerechtes Aufteilen (Fair Share). Um Letzterem zu genügen, können die Ernte bzw. Überschüsse – auch wirtschaftliche – geteilt werden.

Weiter haben Mollison und Holmgren 12 Prinzipien definiert, die eher auf die Strategie bei der Bewirtschaftung abzielen:

  1. Beobachte und interagiere
  2. Sammle und speichere Energie
  3. Erwirtschafte einen Ertrag
  4. Nutze Selbstregulierung und lerne aus Feedback
  5. Nutze erneuerbare Ressourcen und Leistungen
  6. Produziere keinen Abfall
  7. Gestalte zuerst Muster, dann Details
  8. Integrieren statt ausgrenzen
  9. Nutze kleine und langsame Lösungen
  10. Nutze und schätze die Vielfalt
  11. Nutze Randzonen und schätze das Marginale
  12. Nutze und reagiere kreativ auf Veränderungen

 

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Intensive Produktion ist kein Widerspruch

Dario Principi ist es wichtig, zu betonen, dass Permakultur nicht mit einem verwilderten Privatgarten gleichzusetzen ist: «Ich bin selbst Landwirt, ich berate Landwirt(innen) und intensiver Obst- oder Gemüsebau sind kein Widerspruch zur Permakultur». Mit «intensiv» meint er indes die Nutzung von Fläche, Wasser sowie Nährstoffen und nicht den grossen Einsatz von synthetische Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln. Meist arbeite man ohne diese beiden, «aber das ist – vor allem zu Beginn – auch kein Muss». Was daneben allerdings nicht fehlen dürfe, seien andere Elemente wie z. B. Mischkulturen, Waldgärten, Untersaaten, Agroforst oder agrarökologische Strukturelemente im Landwirtschaftgebiet. Als Erfolgsfaktoren für die Permakultur in der Landwirtschaft nennt der Solothurner eine massvolle Produktionsintensität (IP oder Bio) und Eingriffe in den Boden sowie in das Ökosystem generell zu reduzieren. «Mit der Direktvermarktung oder zumindest kurzen Lieferketten steigert man Wertschätzung und Wertschöpfung», ergänzt Principi.

Studie zur Wirtschaftlichkeit läuft

Um die dritte Dimension der Nachhaltigkeit nicht zu vergessen, muss auch die Wirtschaftlichkeit stimmen. «Viele Permakultur-Projekte sind solidarisch aufgebaut und die Rentabilität spielt deshalb oft eine untergeordnete Rolle», bemerkt Dario Principi. Es gebe wenige Untersuchungen zu diesem Thema, bis auf eine Fallstudie von der französischen Ferme Bec Hellouin (20 ha). Diese sei zu dem Schluss gekommen, dass die laufenden Kosten gedeckt und Investitionen sowie Löhne bezahlt werden können. «Das sind allerdings französische Löhne und die Ergebnisse daher nicht wirklich auf die Schweiz übertragbar». Als Teil seiner Masterarbeit an der HAFL arbeitet Principi selbst an einer Wirtschaftlichkeitsanalyse des Mülackers. Die ersten Resultate überraschen positiv mit guten Stundenlöhnen, aber der Landwirt bleibt vorsichtig – «es ist noch nicht alles eingerechnet».

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Ein Instrument, kein Dogma

Zum Thema Wirtschaftlichkeit trägt auch bei, dass in der Schweiz Permakulturflächen für Direktzahlungen angemeldet werden können. Da der Flächencode 725 aber per Definition nur kleinräumige Mischungen verschiedener Kulturen mit mehr als 50 Prozent Spezialkulturen umfasst, sei damit nur ein kleiner Teil der eigentlichen Permakultur abgedeckt, kritisiert Dario Principi. Gesamtbetrieblichkeit ist seiner Meinung nach anzustreben. Trotzdem sei der neue Permakultur-Flächencode eine wichtige Errungenschaft und könne für kleine Betriebe aufgrund des hohen SAK-Werts (0,323 / ha) interessant sein.

Er sehe vor allem in der Strukturierung der Landschaft grosses Potential für Permakultur in der Schweizer Landwirtschaft. «Man sollte dabei aber nicht dogmatisch werden. Sie ist ein Instrument und jeder Betrieb muss seine geeignete Lösung finden», ist Principi überzeugt. Er möchte dazu ermuntern, auf Betriebsebene Neues zu wagen, denn «das zu können, ist letztlich eine grosse Gnade des Berufs Landwirt.»

 

Beratungsangebot
Dario Principi berät am Inforama Zollikofen zum Thema Permakultur und Agroforst. 
Tel.: 031 636 83 75
E-Mail: dario.principi(at)be.ch