Der Frühling nimmt Fahrt auf und das Kartoffelsetzen naht. Erneut gibt es eine Notfallzulassung für Attracap gegen Drahtwürmer. Das Granulat wird beim Setzen in die Furche gegeben. «Danach rasch zuschütten», rät Nicolas Linder vom Inforama Rütti, «denn die Körner setzen CO2 als Lockmittel frei.» Drahtwürmer, die mit Attracap in Berührung kommen, infizieren sich mit Pilzsporen und sterben je nach Temperatur und Bodenverhältnissen nach mehreren Tagen.
7 Prozent Toleranz
Attracap hat nur eine Teilwirkung gegen Drahtwürmer und Nicolas Linder empfiehlt den Einsatz nicht generell. «Die teilweise Wirkung tritt nur ein, wenn auch Drahtwürmer da sind», gibt er zu bedenken. Bei Trockenheit ziehen sich die Schädlinge ausser Reichweite in tiefere Bodenschichten zurück. Angesichts der hohen Kosten von 650 Franken pro Hektare sei es ein Abwägen, ob sich der Aufwand lohnt.
«Wenn man auf einer Fläche die letzten 4–5 Jahre jeweils Drahtwürmer gefunden hat, kann man es in Erwägung ziehen», findet Linder. Bei Verarbeitungskartoffeln – die länger auf dem Feld bleiben und damit einem grösseren Risiko für Drahtwurmbefall ausgesetzt sind – liegt der Toleranzbereich für Drahtwurmschäden aber gemäss Übernahmebedingungen bei 7 %. «Da besteht etwas Spielraum.»
Wetter kein Hinweis
Vom nassen Wetter 2024 lasse sich kaum ableiten, ob es heuer mehr Probleme mit Drahtwürmern geben wird. «Ich hätte 2024 wegen der Nässe weniger Aktivität erwartet, aber es gab Posten mit grossen Schäden», so Nicolas Linder. Zudem sei es zur Zeit der Eiablage im August trockener gewesen. «Allerdings ist eher das Wetter von vor zwei Jahren entscheidend, weil die letztjährigen Larven noch zu klein sind, um Schäden an den Kartoffeln zu verursachen.» Bis Schaden auffalle, lebten meist bereits mehrere Generationen im Boden.
Am meisten Einfluss auf Drahtwurmbefall haben Fruchtfolge und Bodenbearbeitung. «Ich reize die 7-Wochen-Regel gerne aus», sagt Nicolas Linder, der selbst Industriekartoffeln anbaut. Indem man sich im Sommer Zeit nimmt für die Stoppelbearbeitung, steigt die Chance, dass Drahtwürmer keine für die Eiablage idealen schattigen Stellen im Feld finden. Anders sieht es aus bei früh gesäten und rasch aufwachsenden Gründüngungen, die nach Linders Erfahrung zudem Erdschnaken anlocken. «Dass sich unbedeckte Böden im Sommer aufheizen ist nicht optimal – aber es brät auch allfällige Drahtwurmeier.»
Schwierig zu interpretieren
Meist kenne man die Stellen auf den eigenen Flächen, wo Drahtwürmer auftreten. Eine aufgeschnittene, eingegrabene Kartoffel kann weitere Hinweise geben, die Interpretation ist aber schwierig: «Wenn viele Drahtwürmer angelockt werden, muss das nicht heissen, dass es auf der ganzen Fläche viele hat», sagt Nicolas Linder. Umgekehrt bedeuten unbeschädigte Kartoffelscheiben nicht, dass Drahtwurmbefall ausgeschlossen ist.
Als wichtigste Prävention gegen Drahtwürmer gilt die Fruchtfolge: Wiesenumbrüche vor Kartoffeln sind ungünstig, v. a., wenn die Grünfläche mehrjährig war. «Es gibt die Theorie, dass es im ersten Jahr nach einer Wiese in der Pflugfurche noch genügend Futter für die Drahtwürmer hat und sie daher nicht die Kartoffeln befallen», so Linder. «Ich würde das Risiko mit meinen Industriekartoffeln aber nicht eingehen.»
Rhizoctonia-anfällige Sorten beizen
Der Hauptübertragungsweg für Rhizoctonia ist der Boden, weshalb Anbaupausen vor einer Infektion schützen können. «Besonders bei sensiblen Sorten wie Innovator wird eine Pause von vier Jahre empfohlen», sagt Nicolas Linder. Er beizt Innovator zudem gegen die Pilzkrankheit und rät bei Unsicherheit, sich das Saatgut anzuschauen: Bei vielen Rhizoctonia-Pusteln wäre eine Beizung eher angezeigt.
Entscheidend für das heurige Auftreten von Problemen mit Rhizoctonia wird aber das Wetter. «Kartoffeln müssen immer wachsen, wenn sie im Boden sind», hält Nicolas Linder fest. Wenn die Knollen wegen kaltem Wetter stehen bleiben, schwächt das ihre Abwehr und macht Infektionen wahrscheinlicher.
Somit ist es besonders bei früh gelegten Sorten von Vorteil, ihnen durch Vorkeimen einen Vorsprung zu verschaffen. «Das Pflanzgut muss auf jeden Fall Keime haben», so Linder. «Damit ist sichergestellt, dass die Knollen die nötige Temperatursumme erreicht haben und gleich loslegen können.»
Faules Pflanzgut
Nach dem heftigen Krautfäulebefall 2024 ist damit zu rechnen, dass gewisse Pflanzkartoffeln infiziert sind. «Meist verfaulten sie bereits im Feld. Bei in Paloxen gelagertem Pflanzgut ist das Fäulnis-Risiko kleiner», so Nicolas Linder. Da oft noch Bakterienbefall dazukomme, liessen sich solche Kartoffeln nur schwer von bakterieller Schwarzbeinigkeit unterscheiden. Ein Indiz für knollenfaule Kartoffeln sei, dass die Fäulnis von aussen nach innen wandert. Sobald sich Stauden zeigen, sei es wichtig, früh die Bestände auf Primärherde zu kontrollieren und je nach Wetter sporenabtötende Mittel bereitzuhalten.