Seit 10 Jahren untersucht Agroscope auf der «Protected Site» am Standort Reckenholz ZH die grüne Gentechnologie im Feld. Die Versuche sind umzäunt und überwacht, kein gentechnisch verändertes Pflanzenmaterial darf sich ausserhalb des Geländes verbreiten. Nach Kartoffeln mit verbesserter Resistenz gegen Phytophtora oder Mais, der gegen Pilzkrankheiten resistent sein sollte, hat das Bundesamt für Umwelt nun ein Novum bewilligt: Erstmals wird es Freilandversuche mit Sommergerste geben, die mit der Genschere Cirspr-Cas verändert worden ist.

Mehr Ertrag erhofft

Es ist das erste Mal, dass ein Produkt neuer gentechnischer Verfahren (NGV) auf der Protected Site untersucht wird. Die fragliche Gerste enthält allerdings kein von aussen eingeschleustes Erbgut. Vielmehr haben die Forschenden ein Gen CKX2 – bzw. entweder eine oder beide Kopien davon – in der Pflanze ausgeschaltet. Dies in der Hoffnung, damit eine Ertragssteigerung zu erzielen.

Die Feldversuche mit Start im Frühling 2024 sollen drei Jahre dauern und aufzeigen, ob die veränderte Gerstensorte unter Feldbedingungen mehr Körner pro Ähre und damit einen höheren Ertrag produziert. Weiter will man untersuchen, ob beide Gen-Kopien für diesen Effekt ausgeschaltet sein müssen und ob dadurch weitere Eigenschaften im Feld beeinflusst werden.

Hinweise aus Reis und Raps

Diese Mutation hätte im Grunde auch von selbst zufällig entstehen können, die Gerste bei Agroscope gilt aber nach Schweizer Recht wegen des Einsatzes der Genschere in der Züchtung als gentechnisch veränderte Pflanze. Hinweise darauf, dass das Ausschalten des erwähnten Gens den Ertrag steigern könnte, kommen aus Japan. Dortige Forschende hätten einen «unerwartet grossen» Effekt dieser Mutation bei Reis festgestellt, schreibt Agroscope in ihrer Mitteilung. Die Ergebnisse seien so überzeugend gewesen, dass sie bis heute in der Reiszüchtung Anwendung fänden.

Ähnliche Gene spielten auch beim Raps in der Ertragsbildung eine Rolle, heisst es weiter. Es liege daher sehr nahe, den Effekt einer Ausschaltung in weiteren Nutzpflanzen zu untersuchen.

Empfehlung für die Züchter

«Im besten Fall kann am Ende dieser Versuche auf der Protected Site eine Empfehlung abgegeben werden, ob Züchter(innen) eines oder beide CKX2-Gene ausschalten sollten, um den Ertrag zu steigern», so die Hoffnung der Schweizer Forschenden. Sicher aber würden wichtige Informationen zur Funktion dieser Gene in der Gerste resultieren – «und somit weitere Puzzleteile für ein besseres Verständnis der Ertragsbildung.» Man zeigt sich zuversichtlich, das neue Wissen auch bei anderen Gerstensorten und weiteren Getreidearten anwenden zu können.