Topinambur gehört von der Gattung her zur selben Familie wie die Sonnenblume. Die ausdauernde Staude wird rund drei Meter hoch und trägt im Sommer gelbe Blüten. Meist landet die Pflanze aber als Wurzelgemüse auf unseren Tellern.

Vom Grundnahrungsmittel zum trendigen Nischenprodukt

Bei den Indianern Mittel- und Nordamerikas war die «Sonnenknolle» eine wichtige Kulturpflanze, die als Gemüse und Viehfutter verwendet wurde. Anfangs des 15. Jahrhunderts gelangte sie als Kulturpflanze nach Frankreich und wurde danach in verschiedenen Teilen Europas kultiviert. Mitte des 18. Jahrhunderts geriet der Topinambur-Anbau allerdings immer stärker durch die ergiebigere Kartoffel unter Druck.

Trotzdem wird Topinambur bis heute als Gartenpflanze, Bienenweide, als Viehfutter, zur Produktion von Schnaps und als nachwachsender Rohstoff angebaut – und zwar auf fast allen Kontinenten, insbesondere aber in Nordamerika, Russland, Australien und Asien. In der Schweiz wird Topinambur seit 1978 im Berner Seeland wieder erwerbsmässig angebaut. Die Mengen halten sich allerdings in Grenzen: So wurden 2021 auf gut 8 Hektaren rund 373 Tonnen geerntet. Die Saison von Topinambur dauert in der Schweiz von November bis März.

Exotin auf dem Teller

Ihr Name leitet sich vom indigenen brasilianischen Volk der Tupinambá ab – daneben sind Erdsonnenblume, Ewigkeitskartoffel, Indianerknolle oder Schnapskartoffel andere bekannte Namen für Topinambur. Während der Überbegriff sehr exotisch klingt, tragen die unterschiedlichen Sorten des Topinamburs weitaus vertraulichere Namen wie Henriette, Bianca, Lola oder Medius. Je nach Sorte weisen die Knollen eine gelbe, rote, violette oder braune Schale auf.

Topinambur bringt Abwechslung in die Winterküche und hält mit wenig Kalorien lange satt. Die süsslich und nussig schmeckende Knolle ist reich an Proteinen, wertvollen Mineralstoffen, Kohlenhydraten und Vitaminen und enthält viel Inulin, einen Ballaststoff, der lange sättigt und den Appetit nachhaltig stillt. Dank dieser gesunden Eigenschaften erlebte Topinambur zuletzt eine kleine Renaissance und erfährt in der europäischen Küche deshalb seit einigen Jahren wieder mehr Anerkennung. Das Wurzelgemüse kann roh als Salat oder gekocht als Suppe gegessen werden. Auch frittiert – ähnlich wie Pommes Frites – schmeckt die Knolle gut.

Neophyten als Nutzpflanzen
Seit Jahrtausenden bringt der Mensch bewusst Nutz- und Nahrungspflanzen in neue Gebiete. So wurden auch etliche Neophyten absichtlich eingeführt: Die meisten dienen in der Landwirtschaft als wertvolle Nahrungspflanzen und überleben nur dank der jährlichen Aussaat, wie beispielsweise die Kartoffel oder die Sonnenblume. Einige Neophyten, die als Nutzpflanzen eingeführt wurden, schafften jedoch den Sprung in die freie Natur, etablierten sich und wurden invasiv – so etwa das Erdmandelgras, die Vielblättrige Lupine, die Armenische Brombeere oder auch die Topinambur.
An Flussufern kann Topinambur Reinbestände bilden. Die oberirdischen Triebe sterben im Winter ab, die Böschungen sind dann vegetationsfrei und der Erosion ausgesetzt. Weil die Knollen von Tieren ausgegraben werden, erhöht sich die Erosionsgefahr. Topinambur wird deshalb von InfoFlora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora, auf der Liste der invasiven und potenziell invasiven Neophyten der Schweiz geführt und entsprechend beobachtet.