Ein fruchtig-samtiges Digestif mit langem Abgang sei das Resultat, wenn das klare Löhrpflaumen-Destillat im Holzfass zu einem sortenreinen Vieille Prune weiterveredelt wird. Die reifen Früchte sind nach der Beschreibung von Fructus saftig, sehr aromatisch und süss, sie sollen ein kräftiges Pflümliwasser mit angenehmem Marzipan- und Zimtduft geben. Geschmacklich steckt demnach viel Potenzial in den kleinen Früchten. 

Im Dorf einen wilden Pflaumenbaum entdeckt

Die Löhrpflaume habe alle Voraussetzungen für einen hervorragenden Fruchtbrand, hält Fructus fest. Allerdings hätten die gewerblichen Brennereien erst nach dem Zweiten Weltkrieg damit begonnen, sich vermehrt mit der Qualität ihrer Destillate zu beschäftigen. Es wurde erstmals mit sortenreinen Bränden experimentiert, als der Spirituosenhändler, Brennspirituosen-Produzent, Restaurant-Besitzer und Landwirt Ernst Luginbühl-Bögli aus dem Berner Seeland bei Oltigen BE einen wild gewachsenen Pflaumenbaum entdeckte. Die süssen kleinen Früchte müssen ihm gefallen haben, jedenfalls erntete er sie, legte sie ins Fass und brannte die vergorene Maische in seiner Brennerei.

Ein Name und mehrere Plantagen

Das Resultat des Brennexperiments überzeugte. Ernst Luginbühl-Bögli beauftragte eine Baumschule mit der Produktion von hochstämmigen Bäumen der von ihm entdeckten Pflaumensorte, die fortan Löhrpflaume hiess. Auf seinem eigenen Bauernhof pflanzte  Luginbühl-Bögli 600 Hochstämmer, Bauern in der Umgebung folgten seinem Beispiel und belieferten ihn mit den Früchten. «Das sortenrein gebrannte «Pflümliwasser» wurde ein grosser Erfolg und die Löhrpflaume zum begehrten Rohstoff für Brennereien im ganzen Land», schildert Fructus. Auch in Deutschland und Österreich wurde sie angebaut.

Gute Baumeigenschaften und mehrere Verwendungszwecke

Die Löhrpflaume lässt sich nicht nur brennen, auch für Fruchtkuchen oder sortenreine Konfitüre sei die alte Sorte geeignet. Im Anbau besticht sie mit verschiedenen Vorteilen:

  • Anspruchslos
  • Robust und genügsam
  • Schnellwüchsig
  • Trägt schnell und regelmässig Früchte
  • Bis auf die Pflaumensägewespe wenige Krankheiten und Schädlinge

Zwar blühen die Bäume früh und eignen sich auch für den Anbau in höheren Lagen, sie sind aber anfällig auf Spätfröste.

Der Haken ist die Ernte

Ein Nachteil bei der Löhrpflaume ist die Tatsache, dass die Früchte nicht alle gleichzeitig und erst dann reif sind, wenn sie von selbst vom Baum fallen. Das macht die Ernte aufwändig, da man die Pflaumen während drei bis vier Wochen alle paar Tage einsammeln und so schnell wie möglich verarbeiten muss.

Die aufwändige Ernte und das Aufkommen ertragreicherer Sorten haben laut Fructus zu einem starken Rückgang der Löhrpflaume geführt. Die Vereinigung zum Schutz alter Obstsorten betont aber, für die Herstellung exquisiter Fruchtbrände und anderer Spezialitäten lohne sich der Anbau dieser Sorte weiterhin. Besonders geeignet sei sie für den extensiven Feldobstbau oder für Selbstversorger, auch die Kultivierung als Niederstammanlagen sei möglich.

Hier finden Sie ein Sortenporträt der Löhrpflaume von Fructus.