Über den niederschlagsreichen Frühling und Sommer letztes Jahr wurde viel berichtet – vor allem negativ. Der Schweizer Wald hingegen freute sich über den vielen Niederschlag und konnte sich nach den beiden rekordtrockenen Sommern 2018 und 2019 endlich erholen. Und das offenbar nachhaltig: Obwohl der Anfang des laufenden Jahres wieder trocken war, konnten die Bäume auf das Wasser in der Tiefe zurückgreifen.

Nachhaltige Entspannung

Unter anderem der März war viel zu trocken. Das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie spricht regional von einem der sonnigsten und niederschlagsärmsten Märzmonate seit Messbeginn. Mehrere grössere und verheerende Waldbrände seit Anfang Jahr bezeugen diese extreme Trockenheit. Der positive Effekt vom letzten Jahr sei allerdings noch nicht verpufft, sagt Florian Landolt, Bereichsleiter vom Verband der Waldeigentümer WaldSchweiz.

«Ich habe mit ein paar Förstern geredet und die Rückmeldung war, dass der positive Effekt anhält – die vielen Niederschläge letztes Jahr haben die Wasserreserven im Boden wieder aufgefüllt», meint er. Die Trockenheit, die in den letzten Wochen herrschte, habe den Waldboden zwar stark ausgetrocknet, aber nur die oberen Schichten. «In den tieferen Schichten hatte es noch genug Wasser und die Bäume konnten von diesem zehren», erklärt Florian Landolt weiter. Den Bäumen sei dank der Reserven immer genug Feuchtigkeit zur Verfügung gestanden. Natürlich gebe es lokale und regionale Unterschiede, aber insgesamt sei die Entspannung, die das niederschlagsreiche 2021 gebracht habe, eine nachhaltige Entspannung.

Mehr Waldgänger, mehr Feuer

«Die aktuelle Lage im Wald ist deshalb nicht so prekär, wie sie in den letzten drei Jahren mit den grossen Trockenperioden auch schon war», sagt Florian Landolt. Die Trockenheit an der Oberfläche hatte allerdings trotzdem üble Folgen: Für die schweizweite Waldbrandgefahr war sie verheerend. In den Kantonen Bern, Tessin und Wallis brachen wegen der anhaltend trockenen Bedingungen Waldbrände aus.

Der grösste Waldbrand wütete vom 23. bis am 25. März im Centovalli im Tessin – bei den Löscharbeiten standen bis zu acht Helikopter im Einsatz. Und auch in Meiringen im Berner Oberland waren vereinte Kräfte nötig, um den Brand zu löschen: Helikopter sowohl von Air-Glaciers, Swiss Helicopter und der Armee wurden beigezogen, das Flughafenlöschfahrzeug vom Militärflugplatz in Unterbach kam zum Einsatz und auch Landwirte führten mit ihren Güllefässern Wasser in den Wald.

«Punkto Waldbrände war die Trockenheit für den Wald darum schlimm», meint Florian Landolt. Durch die Regen- und Schneemengen der letzten Tage habe glücklicherweise auch diese Situation eine Entspannung erfahren. «Auch wenn durch den letztjährigen nassen Sommer in der Tiefe eine nachhaltige Entspannung spürbar ist, so waren die Niederschläge für die oberste Schicht trotzdem dringend notwendig», führt er aus.

Der Frühling lockt

Wenn der Frühling komme, verschärfe sich die Waldbrandgefahr grundsätzlich immer etwas – nicht nur wegen der Trockenheit, sondern auch wegen des erhöhten Besucheraufkommens. «Sobald das Wetter wärmer wird, nutzen auch sofort wieder mehr Besucherinnen und Besuchern die Erholungsfunktion des Waldes», erklärt Florian. Die Anzahl der Menschen, die im Wald «bräteln», nehme zu und damit auch die Anzahl Feuer. Und oft gehe beim ersten Lagerfeuer im Jahr vergessen, was eine vernünftige Menge Holz für ein Feuer sei.

«Wenn dann noch Trockenheit dazu kommt, beobachten wir das jeweils mit Sorge», meint er. Genau auf Ostern hin, habe sich nun aber auch in dieser Hinsicht eine Entspannung ergeben und Waldgängerinnen und Waldgänger könnten nun wieder mit ruhigerem Gewissen ein Feuer machen. «Einfach nicht vergessen, dass Wald schnell brennen kann und dass er darüber hinaus in den meisten Fällen auch jemandem gehört», ruft Florian Landolt in Erinnerung. Das heisst: Auf den Wegen bleiben, nichts beschädigen, den Abfall wieder mitnehmen und das Bräteln in vernünftigem Masse geniessen.