Wer sich vom etwas sperrigen Name «nationales Früherkennungs- und Warnsystem für Trockenheit» nicht abschrecken lässt, entdeckt eine hochinteressante Plattform. Seit dem 8. Mai 2025 ist trockenheit.ch online. Auf der Startseite zeigt eine Schweizerkarte in verschiedenen Farben den aktuellen Stand der Trockenheit an. So ist es am Morgen des 13. Mai in der Region «Freiberge» trocken. Mit einem Klick auf die Region geht es in die Details. So findet sich auf der Detail-Seite eine kurze Prognose und Infos, wie diese entsteht.

Vegetationsgesundheit erkennen

Wer den «Jahresvergleich» anwählt, sieht, dass es 2024 deutlich mehr Niederschläge gab und dass die Vegetation Ende Januar 2024 deutlich gestresster war als 2025. Joan Sturm kümmert sich bei Swisstopo, dem Bundesamt für Landestopografie, um den «Vegetation Health Index» (VHI). «Der VHI vereint eine biologische Komponente mit einer klimatischen Komponente», erklärt sie. Die biologische Komponente repräsentiert den Chlorophyllgehalt der Pflanze; grundsätzlich geht es Pflanzen mit höherem Gehalt besser. Die beiden Komponenten werden aus Satellitenbildern ermittelt. Diese Werte werden ins Verhältnis zur Klimareferenzperiode gesetzt: Ist der gemessene Wert kleiner, ist die Vegetation gestresster.

Landwirt(innen) können mit diesem Wert erkennen, ob ihre Kulturen gestresst sind, bevor es zu sichtbaren Symptomen wie Blattverfärbungen kommt. «Für Felder, auf denen immer das Gleiche angebaut ist, ist es sehr einfach zu sagen, wie gut der Zustand des Feldes im Verhältnis zur Klimareferenzperiode ist», sagt Sturm und weist damit gleichzeitig auf eine Unsicherheit hin.

Bei Feldern mit wechselnder Bewirtschaftung ist Vorsicht geboten bei der Interpretation. «Ein Mais-Feld etwa wird höhere VHI-Werte aufweisen, da Mais eine höhere Biomasse und deshalb grundsätzlich mehr Chlorophyll hat, als wenn in anderen Jahren Weizen oder Kartoffeln angebaut worden sind.»

Trockenheit vorhersagen

Der VHI gibt also Informationen, die Landwirt(innen) in ihrer Rolle als Fachpersonen einschätzen müssen. Beim Trockenheits-Warnsystem übernehmen Expert(innen) diese Auflage. Sie beurteilen die aktuelle Situation für Warnregionen wöchentlich und teilen die Lage in Grün, Gelb oder Rot ein. Während bei «Grün» keine Gefahr besteht, zeichnet sich bei «Gelb» sich eine länger anhaltende Trockenheit ab. «Rot» ist mit erheblichen Auswirkungen und Einschränkungen verbunden. Für die Landwirtschaft bedeutet es, dass die Böden lokal sehr trocken und Ernteausfälle wahrscheinlich sind.

Trockenheit ist eine Naturgefahr, die sich langsam aufbaut. Die Auswirkungen – gerade auf die Landwirtschaft – können jedoch dramatisch sein. So schätzt das Bundesamt für Landwirtschaft die durch die Trockenheit des Jahres 2003 verursachten Kosten auf rund 500 Mio. Franken.

Die Trockenheitsplattform wurde vom Bundesamt für Umwelt, dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie und Swisstopo gemeinsam entwickelt.

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