11'000 Hektaren Kartoffeln werden in der Schweiz angebaut. Das entspricht der Fläche von 15'000 Fussballfeldern, illustriert die Branchenorganisation Swisspatat in einer Mitteilung. Je nach Witterung sei die anspruchsvolle Knolle stark von der Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans) befallen. Für die Bekämpfung kommen im konventionellen Anbau synthetische Fungizide und bei Bio-Kartoffeln Kupfer zum Einsatz. Das soll in Zukunft weniger oft notwendig werden.

Drei Sorten im Test

Laut Swisspatat werden in der Schweiz über 40 verschiedene Kartoffelsorten angebaut. Auf der Liste empfohlener Sorten seien mit Jelly und Vitabella seit einigen Jahren auch robuste Varianten. Im letzten Jahr habe man ausserdem ein Projekt zur weiteren Ergänzung der Sortenliste gestartet. Im Zuge dessen werden drei Varianten aus dem Ausland auf ihre Robustheit getestet, da die Züchtung einer neuen Kartoffelsorte mit rund 10 Jahren sehr aufwändig sei. 

Gute erste Ergebnisse

In der Sortenwahl liege grosses Potenzial, wie die ersten Resultate der Tests zeigen, heisst es weiter. Auf Kleinparzellen hätten die Kartoffelpflanzen der Sorten Acoustic und Twinner auch ohne Fungizide «ansprechende Erträge» geliefert. 

Im Praxistest bauen laut Swisspatat sechs Landwirte Acoustic und Twinner an. Gegenüber herkömmlichen Sorten sei eine Halbierung der Anzahl Spritzungen von sechs auf drei möglich geworden – ohne nennenswerten Befall durch die Kraut- und Knollenfäule. 

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Michelle König und ihr Vater Rolf beteiligen sich an den Sortenversuchen von Swisspatat. Dabei werden neue Kartoffelsorten auch in der Praxis auf dem Feld getestet.  (Bild Swisspatat). 

 

Problematische Pilzkrankheit

Die Sporen von Phytophthora infestans, dem Erreger der Kraut- und Knollenfäule, verteilen sich durch die Luft und vermehren sich bei feuchtem Wetter im Kartoffelfeld schnell, schildert Swisspatat. Wenn sich die Pilzkrankheit ungehindert ausbreiten kann, seien grosse Ertragseinbussen bis zum Totalausfall mögliche Folgen. 

Das Prognosemodell PhytoPRE von Agroscope hilft dabei, den richtigen Zeitpunkt für eine Behandlung gegen Phytophtora zu erwischen. Gleichzeitig werden dank der Prognose unnötige Spritzungen vermieden. 

 

Der Test geht weiter

Im Jahr 2021 werden die beiden vielversprechenden Kartoffelsorten nochmals angebaut, um zu testen, ob sich der Erfolg wiederholt. Denn auch wenn Acoustic und Twinner von ausländischen Züchtern als «resistent» bezeichnet werden, sei nicht gesichert, dass sie sich auch unter Schweizer Bedingungen so verhalten, gibt Swisspatat zu bedenken. Ausserdem konkurriere bei der Züchtung Robustheit mit anderen Eigenschaften wie dem Geschmack.

Züchtung auch wegen Klimawandel

Neben der Robustheit gegen Krankheiten können neue Kartoffelsorten auch beim Umgang mit durch den Klimawandel veränderten Anbaubedingungen helfen. Diese beeinflussen laut Swisspatat nicht nur den Ertrag, sondern auch die Qualität: Beispielsweise den Stärkegehalt, der für die Pommes-Chips-Herstellung wichtig ist. 

Versuche mit 25 Sorten habe sich gezeigt, dass Kartoffeln unter Trockenheit generell schneller reifen, die Ertragseinbussen aber von der Sorte abhängen. Für dieses Jahr seien Test mit 50 Sorten in Gewächshäusern geplant. 

 

Feldbesichtigungen

Sie können sich selbst ein Bild machen von den Sortenversuchen: Ende Juni / Anfang Juli sind Flurbegehungen geplant. Daten und Orte werden ab Mitte Juni auf www.kartoffel.ch/sortenpruefung aufgeschaltet.