Direktor Matthias Schelling konnte an der Delegiertenversammlung der Genossenschaft Swissherdbook gute Zahlen präsentieren. «Erfreulich ist, dass der Rückgang der Betriebe gegenüber dem Vorjahr sehr moderat geblieben ist», sagte Schelling.

Konkret verlor die Genossenschaft 2022 noch rund 100 aktive Zuchtbetriebe. Damit sind derzeit noch rund 8500 Betriebe dabei. Gleichzeitig ging auch die Zahl der Herdebuchtiere zurück. Bei den weiblichen Tieren beträgt der Rückgang knapp 1300 Stück. Insgesamt kommt Swissherdbook damit noch auf rund 230'000 weibliche und 1100 männliche Herdebuchtiere.

Weniger Red Holstein und Simmentaler, mehr Holsteiner

Bei den Rassen sehe man insgesamt eine Verschiebung von Red Holstein zu Holstein, sagte Schelling. Der Rückgang der Herdebuchtiere betrug 2022 bei Red Holstein rund 3000 und bei Swiss Fleckvieh 315 Stück. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Holsteiner um fast 2500 Stück.

Nischenzuchten wie Wasserbüffel oder Pinzgauer seien dagegen «fast zur Bedeutungslosigkeit abgesunken», sagte Schelling. Dies zeige, dass die Märkte gesättigt seien. Nun stelle sich eine gewisse Bereinigung ein.

Schelling lobte die Arbeit der Züchter. Es gebe immer mehr Kühe mit einer Lebensleistung über 100'000 Kilo Milch. «Das ist eine enorme Leistung der Züchter und verdient Respekt», sagte Schelling.

Harte Kritik am «Bürger*innenrat»

Sorgen bereitet den Züchtern trotz aller Erfolge das politische Klima, das der Viehzucht gegenüber zunehmend unfreundlich zu sein scheint. Präsident Markus Gerber kritisierte in seiner Eröffnungsrede insbesondere am von mehreren Bundesämtern mitfinanzierten «Bürger*innenrat für Ernährungspolitik».

Bei diesem sollten 80 per Los ausgewählte Interessierte aus der Bevölkerung unter Begleitung eines wissenschaftlichen Kuratoriums Empfehlungen für die Ernährungspolitik abgeben. Darunter war auch die Forderung nach einer drastischen Reduktion der Fleischproduktion und des Tierbestandes. Dieser Rat sei angeblich breit abgestützt, die Forderungen muteten aber «sozialistisch und totalitär» an, sagte Gerber: «Werden diese Vorschläge umgesetzt, sind die Regale in den Läden so leer wie in der Ex-DDR».

Andreas Aebi: «Ein Mob von 300 Leuten»

Er erinnerte daran, dass die Schweiz zu zwei Drittel Grasland sei. Auf dieser Fläche in Zukunft hauptsächlich pflanzliche Nahrung produzieren zu wollen, sei illusorisch. Ins gleiche Horn stiess der Berner SVP-Nationalrat Andreas Aebi, der zu einem Vortrag im Anschluss an die Delegiertenversammlung geladen war.

«Ich war auch dort, als einziger Bauer», sagte Aebi: «Das war ein Mob von 300 Leuten, darunter 75 Ausgelesene.» Einer davon, ein Genfer, habe ihm am Schluss gestanden, er habe keine Ahnung, worum es eigentlich gegangen sei.

Viehzüchter voll im Wahlkampf

Die weit verbreitete Unkenntnis über die Landwirtschaft sei auch im Parlament ein Problem, kritisierte Aebi: «Es gibt immer weniger Fachwissen und immer mehr Halbwissen.» Auch sei der Umgang mit Zahlen oft nicht ganz ehrlich. So werde im Rat darüber diskutiert, wie die Landwirtschaft im Jahr 2050 aussehen müsse, ohne einzurechnen, um wieviele Millionen die Bevölkerung bis dahin anwachsen werde, wenn es mit der Einwanderung weitergehe wie bisher.

Damit waren die Delegierten bereits mitten im Wahlkampf. Es brauche unbedingt mehr Bauern und Viehzüchter in der Politik, so der Aufruf von Präsident Markus Gerber. Er hoffe, dass die Mobilisierung auf dem Land bei den Parlamentswahlen im Herbst ebenso gross sein werde wie jüngst bei der Massentierhaltungs-Initiative.