Dass Regierungsrätin Evi Allemann vergangenen Sonntag als wiedergewählt wurde, dürfte einige in der Seeländer Gemeinde Walperswil nicht freuen. Dort holte sie nur gerade 62 Stimmen. Grund dürfte die Kiesgrube Beichfeld sein, welche der Kanton als Erweiterung zur bestehenden und fertig abgebauten Kiesgrube Mättehölzli plant – dies trotz grossem Widerstand aus der Bevölkerung.

Das kantonale Interesse wird höher gewichtet

Für die Direktion für Inneres und Justiz des Kantons Bern (DIJ) und ihrer Vorsteherin Evi Allemann stellt das Projekt Beichfeld ein Pilotprojekt dar, da neben dem Kiesabbau auch die Entsorgung von Aushubmaterial und die Verwertung von Bodenmaterial geplant ist. Der sogenannte regionale Umschlagplatz (BUP) werde der Bodenverbesserung von Kulturland dienen und sei daher von «erheblichem kantonalen Interesse». Denn damit könne die Problematik der degradierten Landwirtschaftsböden im Berner Seeland entschärft werden, heisst es in der Medienmitteilung zum Mitwirkungsbericht von Mitte März.

Die Burgergemeinde unterstützt das Vorhaben

Derselben Meinung ist die Burgergemeinde Walperswil, die das meiste des betroffenen Landes besitzt. Sie stehe hinter dem Projekt, erklärt Burgerpräsident und Landwirt Andreas Schwab. «Aus Sicht der Landwirtschaft ist der BUP ein zentrales Element und wichtig für die Aufbereitung der Moosböden.» Ausserdem bräuchten alle in irgendeiner Form Grien und Beton, entweder zum Bauen oder auf den Strassen. Für die Burgergemeinde überwiegt der Nutzen gegenüber dem Verkehr.

Die Gegener wollen bis vor Bundesgericht kämpfen

Einer der Gegner ist Franz Ehrler, ehemaliger Gemeinderat von Walperswil und Vertreter der IG Beichfeld ohne Grube. Er hat bereits mehrfach deutlich gemacht, dass die IG bis vor Bundesgericht gegen die Grube kämpfen werde. Zu reden gibt auch die geplante neue Zufahrtsstrasse zur Grube. Nicht weniger als acht Varianten befinden sich im Mitwirkungsbericht.

Was bisher geschah

2012: Kiesabbauvorhaben Beichfeld, Gemeinde Walperswil, wird im regionalen Richtplan Abbau Deponie Transporte (ATD) der Region Biel-Seeland festgesetzt.
27.11.2019: Gemeindeversammlung Walperswil lehnt mit 140 Nein- gegen 120 Ja-Stimmen die Überbauungsordnung Kiesgrube Beichfeld mit Zonenplanänderung und Anpassung Kantonsstrasse ab.
15.01.2021: Die Direktion für Inneres und Justiz des Kantons Bern (DIJ) teilt mit, dass sie eine kantonale Überbauungsordnung (KUeO) für das Projekt Beichfeld erarbeite.
23.10. bis 22.11.2021: Öffentliche Mitwirkung zur KUeO.
28.10.2021: Infoanlass mit Regierungsrätin Evi Allemann in Walperswil. Das Projekt obliege nicht mehr der Gemeinde, sondern dem Kanton. Es werde weitergeführt, da der Gemeinderat seine Unterstützung zugesichert habe. Die Aussage, dass das Projekt gestoppt worden wäre, wenn sich der Gemeinderat dagegengestellt hätte, lässt die Stimmung im Saal kippen.
November 2021: Emotionale Gemeindeversammlung mit Beschuldigungen und Anklagen sowie Antwortversuchen vonseiten Gemeinderat.
Januar 2022: Täuffelen-Gerolfingen zeigt sich für eine Beteiligung an der Zufahrt bereit, was vorher abgelehnt wurde. Die Gemeinde schlägt aber eine andere Variante vor. Diese solle via Moos, Hölzlirain und Leimenstrasse auf die Hauptstrasse in Täuffelen führen.
17.03.2022: Veröffentlichung Mitwirkungsbericht zur KUeO. Diese wird nun teilweise angepasst. Für Herbst 2022 ist die öffentliche Auflage mit allfälligen Einspracheverhandlungen vorgesehen. Die Genehmigung durch die DIJ ist per Ende des Jahres vorgesehen.