«Ich hatte die Ausschreibung in der Zeitung gesehen und dachte, das wäre mal etwas für mich», sagt Donato Pelliccia, der sich im Frühling zum AgrarScout ausbilden liess. Als solcher sucht er an landwirtschaftlichen Anlässen das Gespräch mit den Konsumentinnen und Konsumenten und stellt sich deren Fragen. Seit der zweitätigen Schulung war der Junglandwirt bereits an der BEA sowie an einem Tag der offenen Tür als AgrarScout im Einsatz. 

Der Tonfall der Fragenden verrät viel

«Es fällt mir leicht, auf Leute zuzugehen, ich unterhalte mich gern», sagt Donato Pelliccia. «Bei der Aufgabe motiviert mich, dass ich bei den Leuten mehr Verständnis für die Landwirtschaft schaffen kann. Meine Rolle ist die eines Brückenbauers.» Bei dieser Tätigkeit trägt er eine Weste mit der Aufschrift «AgrarScout», damit er überhaupt als solcher erkennbar ist. 

Die Konsumentinnen und Konsumenten kämen mit ganz unterschiedlichen Fragen, so der Bündner. Bei den einen merke man, dass sie wenig Hintergrundwissen darüber haben, wie etwa Lebensmittel produziert werden. Andere hätten sich bereits vertiefter mit der Landwirtschaft auseinandergesetzt. «Oft merkt man bereits am Tonfall, auf was die Leute hinauswollen», so Pelliccia. «Natürlich erlebt man auch Provokationen, aber die gibt es überall.» Seiner Erfahrung nach unterscheiden sich darin Menschen aus der Stadt oder vom Land nicht gross. Es gebe auch Dorfbewohner, die zweimal täglich an einer Kuhweide vorbeikommen, ohne eine Ahnung von den Tieren zu haben. Entscheidend sei, ob das Interesse vorhanden ist, sich mit der Landwirtschaft und ihren Zusammenhängen auseinanderzusetzen. Dies fange schon im Kindesalter an.

Es geht nicht darum, über alles Bescheid zu wissen

Nach seiner Ausbildung zum Landwirt vor vier Jahren und nach dem Absolvieren der Berufsmittelschule und der RS arbeitete Donato Pelliccia für ein halbes Jahr auf einem Milchvieh-Betrieb in Kanada. «Dort stellte ich fest, dass die Bevölkerung ein grösseres Interesse hat.» Ihm sei es wichtig, auch hier in der Schweiz das Interesse zu wecken, aufzuklären. Doch auch als Bauer kann er nicht über alles Bescheid wissen, zu vielfältig und weit ist das Feld der Landwirtschaft. Deshalb ist es dem AgrarScout wichtig, hauptsächlich darüber zu informieren, was er selbst weiss: «Als mich ein Besucher nach Details über Hühner fragte, habe ich ihn an meinen Kollegen weiterverwiesen, der sich mit Legehennen besser auskennt.» 

Darum fand er es auch sinnvoll, dass die Teilnehmer(innen) seines Ausbildungsgangs zum AgrarScout bunt gemischt ­waren. Sie stammten von verschiedensten Betriebszweigen, konventionell wie Bio, die Altersspanne reichte von sehr jung bis pensioniert.  

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AgrarScouts sollten ein Gespür für aktuelle Themen haben

«Wir setzen voraus, dass AgrarScouts einen aktiven Bezug zur Landwirtschaft haben», sagt Stefanie Mancini vom Landwirtschaftlichen Informationsdienst (LID). «Zudem ist es wichtig, dass Bewerberinnen und Bewerber offen sind für den Dialog mit der Bevölkerung und ein Gespür für aktuelle Themen mitbringen.» Der LID, der das Projekt AgrarScouts im vergangenen Frühling lancierte, hat seither bereits 23 Männer und Frauen ausgebildet. «Die zweitägige Ausbildung findet jeweils im Rahmen grosser Messen wie Olma oder BEA statt, damit die zukünftigen Brückenbauer die Möglichkeit haben, das Gelernte vor Ort gleich in die Praxis umzusetzen», so Mancini. 

Weitere Ausbildungsgänge sollen jährlich stattfinden. Mit steigender Anzahl AgrarScouts mehren sich die Einsatzmöglichkeiten, und wer sich beim Projekt engagiert, profitiert von einem wachsenden Netzwerk in der Landwirtschaft sowie den erlernten Fähigkeiten im Umgang mit Konsument(innen). 

Auch Donato Pelliccia möchte sich für weitere Einsätze als Brückenbauer der Landwirtschaft zur Verfügung stellen. Derzeit arbeitet er als Landwirt auf dem Milchwirtschaftsbetrieb von Remo Stierli im zürcherischen Birmensdorf. Er plant, sein vor zwei Jahren begonnenes Studium an der HAFL in nächster Zeit fortzusetzen und kann sich unter anderem vorstellen, dereinst als Berufschullehrer tätig zu sein. 

Zweitägige Grundausbildung: Die Ausbildung und der Einsatz von Agrar-Scouts ist ein Projekt des Landwirtschaftlichen Informationsdiensts (LID). Diese sind im Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit (Spesen wie An- und Rückreise sowie Verpflegung werden übernommen) an Messen, Events oder auf Märkten präsent, um mit der Bevölkerung in einen Dialog zu treten und über die Landwirtschaft zu informieren.

Die Grundausbildung dauert zwei Tage und findet derzeit jeweils im Frühling an der BEA und im Herbst an der OLMA statt. Am ersten Tag werden die Gesprächsführung sowie der Umgang mit kritischen Fragen trainiert. Am zweiten Tag können die Absolvent(innen) das Erlernte bereits umsetzen, mit anschliessendem Austausch in der Gruppe der Agrar-Scouts. Die nächsten Lehrgänge finden am 12./13. und 18./19. Oktober an der Olma in St. Gallen statt. Weitere Kurse sind im April/Mai an der BEA in Bern geplant. Die maximale Teilnehmerzahl pro Kurs beträgt 12 Personen. 

Weitere Informationen: Interessierte melden sich bei Stefanie Mancini, Landwirtschaftlicher Informationsdienst LID, 031 359 59 75, www.lid.ch