Schon länger ist Corona-bedingt eine Position im vierköpfigen Präsidium des SBV vakant. Nach dem Rücktritt des Zürcher SVP-Vertreters Hans Frei steht gemäss dem Verbands-Parteienproporz der Partei der Sitz zu. Neben Präsident Markus Ritter (Die Mitte) und Fritz Glauser (FDP) sitzt mit Anne Challandes auch eine Vertreterin des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbands im Führungsgremium.

Vier Kandidaten aus der SVP

Das Interesse an der Wahl war offensichtlich hoch. 100 von 105 Mitgliedern der Landwirtschaftskammer (Laka) waren in Solothurn anwesend. Noch nie in seiner Amtszeit sei der Andrang derart hoch gewesen, sagte Markus Ritter.

Als Kandidaten stellten sich der Wahl:

  • Der Zürcher Bauernverbandspräsidenten und Nationalrat Martin Haab
  • Der Aargauer Nationalrat Alois Huber
  • Der Bündner Bauernverbandspräsident Thomas Roffler
  • Der Berner Bauernverbandspräsident Hans Jörg Rüegsegger

Jeder hatte fünf Minuten, um sich vorzustellen, anschliessend durfte ein Göttisprecher seinen Kandidaten unterstützen. Gewählt wurde nach Bundesratssystem, in den ersten zwei Wahlgängen mit vorgedruckten Wahlzetteln, ab dem 3. Wahlgang musste man den Namen selber draufschreiben.

Spannungsreiches Prozedere

Es folgte ein langes, spannungsreiches Wahlprozedere. Im ersten Wahlgang hielten sich die Kandidaten in etwa die Waage (Haab 21, Huber 24, Roffler 28, Rüegsegger 26), ähnlich eng waren die Verhältnisse im zweiten Wahlgang (Haab 21, Huber 24, Roffler 27, Rüegsegger 26). Anschliessend schied Martin Haab als Kandidat mit den wenigsten Stimmen aus.

Im dritten Wahlgang folge eine Pattsituation auf Rang zwei und drei (Huber 35, Roffler 31, Rüegsegger 31), deshalb traten alle drei zum vierten Wahlgang an. Hier war die Verteilung erneut sehr ausgeglichen (Huber 33, Roffler 32, Rüegsegger 33. Es brauchte also nach dem Ausscheiden von Thomas Roffler einen fünften und letzten Wahlgang. Alois Huber obsiegte hier mit 52 zu 45 Stimmen. 

In seiner kurzen Dankesrede bedankte sich der Wildegger Schlossgut-Bewirtschafter für den fairen Wahlkampf und gab seiner Hoffnung Ausdruck, den grossen Aufgaben gewachsen zu sein.

Reines Bio-Präsidium

Im Vorfeld der Wahl hatte zuweilen zu reden gegeben, dass mit der Wahl von Alois Huber ein weiterer Biobauer ins Präsidium käme. Auch die anderen drei Mitglieder sind nämlich Bio-Suisse-Produzent(innen). Das störte die Laka-Mitglieder offenbar nicht. Möglicherweise hatte auch die «Göttirede» von Christoph Hagenbuch dazu beigetragen.

Der Präsident des Bauernverbands Aargau (BVA) erklärte, die Produktionsform sei nicht prioritär, viel wichtiger sei für die Rolle des Vizepräsidenten die Vermittlerfunktion. Nur so sei den gegenwärtigen Verhärtungen zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft beizukommen. Man könne in dieser Situation keinen «Polderi» brauchen, so Hagenbuch, dessen Vorgänger als BVA-Präsident Alois Huber war.