Den drei jungen Männern aus dem Kanton Bern, Nino-Leandro Colombo, Hindelbank, Marcel Eichenberger, Limpach, und Fabian Schläpfer, Bern, liegt das Einkaufen direkt beim Bauern sehr am Herzen. Gemeinsam wollen sie mit einer App Produzenten und Konsumentinnen auf einfache Art und Weise zusammenbringen. Marcel Eichenberger hat die Erfahrung gemacht: «Ein Umdenken bei den Kunden ist da, die weg vom Grossverteiler wollen. Wir helfen dabei.» 

Euphorie, Spass und Wille zeichnet die Jungunternehmer aus

Die App «Franzz – regional einkaufen», hat ihre Testphase unter dem alten Namen Ruedi Regio, im Umkreis von rund 15 Kilometern rund um das bernische Fraubrunnen herum gut überstanden. Diese ist nun abgeschlossen und die Lancierung der definitiven App wird in Angriff genommen. Um einer Verwechslung mit einem Projekt mit ähnlichem Namen vorzubeugen, haben sich die drei Männer für den Start mit dem neuen Design nun auch für einen neuen Namen entschieden. Die Initianten agieren ohne landwirtschaftlichen Hintergrund, dafür mit umso mehr Euphorie, Wille, Freude und Ehrgeiz am Projekt, das gepaart wird mit einer frechen Schnauze im positiven Sinne, sowie einer grossen Portion Selbstvertrauen. 

Vorteile für alle Seiten

Diese «Macher-Mentalität» wird beim Gespräch auf dem Biohof von Stephanie und Benjamin Studer in Jegenstorf, welche bei der Pilotphase als Testbetrieb mitmachten, deutlich. Und Studers werden dem Produkt auch nach Abschluss der Testphase die Treue halten. «Die App hat für die Benutzer wie für die Anbieter viele Vorteile. Benutzer können durch gezielte Filtereinstellungen Hofläden und Anbieter von saisonalen und regionalen Produkten in ihrer Umgebung mühelos finden», betonen die Gründer von Franzz. Zudem können die Benutzerinnen entdecken, was auf den Betrieben etwa an Gastronomie oder Events angeboten wird. Für die Produzenten gibt es einen eigenen Zugang, über den sie mit wenigen Klicks ihr Angebot selbst bewirtschaften und Änderungen rasch vornehmen können. Sollte ein Produkt ausverkauft sein, kann dies mit wenigen Klicks angepasst werden. So solle garantiert sein, dass immer das aktuelle Angebot für die Benutzer ersichtlich ist. 

Die App als günstige Alternative zu einer Website

Das Credo der Gründer lautet: «So einfach wie möglich» und zwar so, dass Franzz von allen Altersgruppen bedient werden kann. Überzeugt erklären die drei Männer einhellig: «Eine Lösung mit den Funktionen wie die Unsere hat keiner.» Die App ist für den Benutzer kostenlos. Die Produzentinnen hingegen können aus drei verschiedenen Abos wählen, welche zwischen zehn und 50 Franken pro Monat kosten. Dies stelle auch eine gute, aber dennoch kostengünstige Möglichkeit für Hofläden dar, die keine eigene Website haben, betont Fabian Schläpfer. Bislang haben die Entwickler den kompletten zeitlichen und finanziellen Aufwand für den Aufbau der App in Eigenregie nebst ihren 100-Prozent-Jobs und Ausbildungen gestemmt. Einzig beim Design haben sich die Jungunternehmer Unterstützung von einem App-Designer geholt. Colombo ist Online-Produktmanager, Eichenberger Maschinenbauingenieur und gelernter Polymechaniker und Schläpfer hat Informatik studiert und ist Softwareentwickler. Letzterer ist es auch, der die App programmiert, während die beiden anderen eher «draussen seien», Kundenakquise betreiben und Kontakt zu den Hoflädenanbietern halten. Und genau dieser Kontakt und die kurzen Entscheidungswege seien von den rund 21 Produzenten der Testphase sehr geschätzt worden. 

Das Ziel ist klar gesteckt: wirtschaftlicher Erfolg und das Eidgenössische

Trotz der Freude über das Produkt macht Nino-Leandro Colombo keinen Hehl daraus, dass sie irgendwann damit auch wirtschaftlich erfolgreich sein wollen. Und Marcel Eichenberger fügt an: «Wir sind interessiert daran, dass die Hofläden mit unserer App Erfolg haben werden. Nur so haben auch wir Erfolg.» Das ganz grosse Ziel der ambitionierten Jungunternehmer ist klar: «Wir wollen einmal das Eidgenössische Schwingfest sponsern», verrät Nino-Leandro Colombo und das Grinsen in seinem Gesicht wird noch eine Spur breiter. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, das ist allen drei klar. Begonnen hat das Projekt mit einem Apfel. Marcel Eichenberger wollte frisches Apfelmus machen, hatte jedoch keine Äpfel im Haus. Im Keller der Grossmutter fand sich kein Apfel und im besuchten Hofladen waren sie ausverkauft. Er suchte daher im Internet nach Einkaufsmöglichkeiten direkt beim Bauern. Das Angebot fand er nicht zufriedenstellend. Bei einem Treffen mit Kumpel Nino nahm die Idee Gestalt an. Da den beiden jedoch ein Programmierer fehlte, war das Projekt zunächst gestorben.

Ohne Probleme Betriebe für die Testphase gefunden

Die Idee liess die Jungs aber nicht in Ruhe, so dass sie im Sommer 2019 im Bekannten- und Freundeskreis eine Umfrage starteten, ob Bedarf für solch ein Angebot vorhanden sei. Dadurch kamen Colombo und Eichenberger mit Schläpfer in Kontakt; das Gründerteam war nun komplett. Die Resonanz auf die Umfrage fiel positiv aus, das Projekt fand seinen Anfang. Betriebe für die Testphase wurden gesucht und rasch gefunden. Stephanie Studer, die mit ihrem Mann Benjamin während der Sommermonate an drei Tagen die Woche neben dem Haus an einem grossen Stand Gemüse verkauft, findet es eine gute Sache. Und: «Es ist ein Vorteil, das Angebot nach Ablauf der Testphase selbst bewirtschaften zu können. Wir bleiben dabei», sagt sie.