Der Luzerner Milchverarbeitungsbetrieb Hochdorf muss im ersten Semester 2019 einen Unternehmensverlust von -63,6 Mio Franken hinnehmen. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, liegen die Gründe dafür in der Hochdorf-Tochter Pharmalys und in notwendig gewordenen Wertberichtigungen. Die Gruppe befinde sich in einer ernstzunehmenden Krise, heisst es weiter. Konkreter droht der Firma das Geld auszugehen. Wie es in der Mitteilung heisst, hat man aufgrund des schlechten Geschäftsganges und den düsteren Prognosen die bestehende Finanzierung mit den Banken neu verhandelt. Zudem hat die Firma einen Investitionsstopp bei allen nicht betriebsnotwendigen Prozessen, ein umfassendes Kostensenkungsprogramm und ein Programm zur Sicherung der Liquidität eingeleitet. Der Verwaltungsrat zeigt sich in der Mitteilung dennoch überzeugt davon, dass mit den eingeleitenden Massnahmen der Fortbestand von Hochdorf gesichert werden könne.

 

Kennzahlen im Überblick

Verarbeitete Menge: Hochdorf hat im ersten Halbjahr 2019 insgesamt 374,8 Mio kg Milch, Molke und Rahm verarbeitet. Das sind 2,6 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode.
Verkaufsvolumen: Das Verkaufsvolumen erhöhte sich im ersten Halbjahr 2019 um 3,9 Prozent auf 86 661 Tonnen.
Umsatz: Der Umsatz sank im ersten Semester 2019 um 35,2 Mio Franken auf 242,9 Mio Franken. Grund dafür sind die schwächeren Umsätze bei Pharmalys und Debitorenrückstellungen.
EBIT: Der Gewinn vor Zinsen und Steuern betrug im ersten Halbjahr 2019 - 52,4 Mio Franken. In der Vorjahresperiode war der EBIT mit 2,9 Mio Franken noch positiv. Grund für die Entwicklung sind laut Hochdorf höhere Kosten für die Verarbeitung sowie gestiegene Abschreibungen.
Gewinn: Nach Steuern und Zinsen resultiert im ersten Halbjahr 2019 ein Unternehmensergebnis von -63,6 Mio Franken.

 

Schwierigkeiten mit Pharmalys

Der Verwaltungsrat hat im Juni bereits kommuniziert, dass die Firma Uckermärker Milch GmbH ebenso wie der Geschäftsbereich Cereal und Ingredients abgestossen werden soll. In der Medienmitteilung vom Dienstag bekräftigt die Firma diese beiden Entscheide und den Fokus auf Baby-Food. Gleichwohl sieht man sich gezwungen, alle strategischen Optionen für Pharmalys zu prüfen. Dabei tut sich der Verwaltungsrat ziemlich schwer; die Mehrheitsbeteiligung stelle das Gremium vor grosse Herausforderung, heisst es. Das Geschäftsmodell sei intransparent, zudem sei die Finanzierung des Nettoumlaufvermögens "äusserst kapitalintensiv". "Unter anderem aus diesen Gründen prüft der Verwaltungsrat mit Hochdruck alle Optionen für Pharmalys."

Keine Prognose

Dass es im Halbjahresergebnis zu einem Einbruch kommt, hat Hochdorf schon im Juni kommuniziert. Für eine Prognose für das Jahresergebnis will man sich dann aber nicht allzu sehr auf die Äste hinauswagen; stattdessen möchte der Verwaltungsrat die Erwartungen tief halten. "Die eingeleiteten Massnahmen (...) werden das Jahresergebnis stark belasten." Hochdorf stehe vor "grossen Herausforderungen", heisst es weiter. "Entsprechend schwierig gestaltet sich die Festlegung einer Endjahresprognose."