Erst seit vier Jahren ist der Milchverarbeiter in Lyss BE tätig und hat dort jährlich eine Million Kilogramm Bio-Milch aus der Region verarbeitet. Kapazität hätte man aber für sieben Millionen Kilogramm gehabt. Bio-Joghurt mit Früchten und Gemüse aus dem Seeland, sowie Bio-Frischmilch waren die wichtigsten Produkte, welche in Lyss hergestellt wurden.
«Die geringe Nachfrage zwingt uns zur Schliessung», sagt der Verwaltungsratspräsident Georges Godel am Dienstag an einer Medienkonferenz am Unternehmenssitz in Villars-sur-Glâne FR. «Der Konsument verlangt zwar immer Bio und regional, nur kaufen will er es nicht», ärgert er sich.
Milchpreis bleibt gleich
Ab Juli werden die Bio-Milchproduzenten aus dem Seeland ihre Milch also nicht mehr nach Lyss, sondern nach Villars-sur-Glâne liefern müssen. «Für die Produzenten ändert sich nichts, erst recht nicht beim Milchpreis», verspricht Georges Godel. Wer das Gebäude und die Einrichtungen übernehmen wird, sei noch offen, alles deute aber auf einen separaten Kauf hin.
Mit Lyss hat die Cremo mehrere Millionen Franken in den Sand gesetzt. Geld, welches das Unternehmen dringend bräuchte. Trotz eines Umsatzanstiegs von 3,4% im Geschäftsjahr 2022 musste Cremo ein Defizit von 21,5 Millionen Franken hinnehmen. Schon 2021 gab es einen Verlust von 2,9 Millionen Franken. Nun will das Unternehmen vorwärts schauen und mit einem umfassenden Restrukturierungsprogramm mit dem Namen Cap 2027 seine finanzielle Lage wieder ins Lot bringen.
Wie an der Pressekonferenz bekannt wurde, plant das Unternehmen Einsparungen von mindestens 23 Millionen Franken innerhalb von drei Jahren. Ab 2024 erhofft sich das Unternehmen wieder schwarze Zahlen schreiben zu können.
Cremo stehe nicht zum Verkauf
Mit der Schliessung der drei genannten Standorte erhofft man sich Einsparungen in Millionenhöhe. Die Schliessungen haben zur Folge, dass am Firmenstandort in Villars-sur-Glâne ausgebaut werden muss. Da das Kerngeschäft der Cremo vor allem die Butter- und Käseherstellung ist, will man in den nächsten Jahren dort mehrere Millionen Franken investieren.
Der Verwaltungsratspräsident sieht beim Restrukturierungsprogramm insbesondere drei Baustellen. So sollen die veralteten und pannenanfälligen Industrieanlagen modernisiert werden. Im Bereich Management müsse die Funktionsweise und Komplexität des Unternehmens genau erfasst werden. Zudem müsse das Vertrauen innerhalb des Verwaltungsrats und dasjenige zwischen Aufsichtsgremium und Geschäftsleitung wieder vollständig hergestellt werden.
Entgegen aktueller Gerüchte stehe die Cremo nicht zum Verkauf: «Wir glauben fest an das Unternehmen und wir glauben auch, dass wir aus den roten Zahlen kommen werden», so Georges Godel. Denn schliesslich will man 2027 das 100-jährige Bestehen der Cremo feiern. Dennoch sei 2022 ein schwieriges Jahr gewesen. Nicht nur der Absatzmarkt im Ausland, sondern auch der hohe Milchpreis trübte das Betriebsergebnis markant.
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