Der Preistrend zeigte von Mitte Mai bis Juni steil nach oben. Um bis zu 30 Prozent schoss der Preis pro Scheffel (circa 25 Kilogramm) nach oben, nämlich von etwa 365 US-Cents auf einen Höchststand von 473 Cents. Inzwischen hat er sich allerdings bei einem Wert von etwa 450 Cents konsolidiert.

Hintergrund des Preisanstiegs waren die Witterungsbedingungen im Mittleren Westen der USA. Das Land sind die grössten Maisproduzenten der Welt, vor China, Brasilien, Argentinien, Indien und Indonesien. Das Tortilla-Land Mexiko folgt gar erst auf dem siebten Platz.

Konkret waren die Witterungsbedingungen im "Midwest" der USA im Frühling viel zu nass, wie die Commerzbank in einem Kommentar schrieb. Dies habe die Feldarbeit erschwert und dazu geführt, dass die Maisaussaat in den Vereinigten Staaten dieses Jahr so langsam vonstattenging wie noch nie.

Weniger Felder bestellt

Anfang Juni waren schliesslich erst 58 Prozent der Maisfelder bepflanzt, ergänzte Märki-Baumann-Rohstoffanalyst Reto Cavelti gegenüber AWP. "In durchschnittlichen Jahren sind es zu diesem Zeitpunkt jeweils bereits ungefähr 90 Prozent."

"Dass die Maispreise in der Folge geradezu explodiert sind, ist unter diesen Umständen nur wenig überraschend", so Cavelti. Publiziert werden die Zahlen zur Maisaussaat jeweils vom US-Landwirtschaftsministerium.

Ebenfalls auf diese Entwicklungen reagiert hätten die spekulativen Anleger mit ihrem Engagement über Futures. Deren Positionierung sei von einer klaren Netto-Short-Position zu hohen Netto-Long-Positionen übergegangen, sagte der Rohstoffanalyst. Sie setzten also auf weiter steigende Preise.

Situation hat sich entspannt

Inzwischen hat sich die Situation bei den Maispreisen allerdings wieder etwas entspannt. Verantwortlich dafür war einerseits das wieder bessere Wetter in den USA. Nach dem schlechten Frühlingswetter hat sich die Lage wieder beruhigt, es steht gemäss Meteorologen ein schöner Sommer bevor.

Andererseits sorgte auch das US-Landwirtschaftsministerium mit einem erneuten Bericht für Zuversicht, was die Ernten anbelangt. Sie hatte in einer Publikation zu den Anbauflächen Ende Juni erklärt, dass trotz des schlechten Wetters schliesslich 91,7 Millionen Morgen hätten bepflanzt werden können.

Analysten hatten in Umfragen durchschnittlich nur mit 86,6 Millionen Morgen gerechnet, heisst es von Seiten der Commerzbank. Ähnlich äussert sich Märki-Baumann-Experte Cavelti. "Sogar die höchste Schätzung zuvor war tiefer als der vom Ministerium rapportierte Wert." Entsprechend würden gewisse Händler den offiziellen Bericht des Ministeriums etwas in Zweifel ziehen.

Nebst dem Mais waren auch andere Agrarrohstoffe diesen Frühling von der Wetterunbill betroffen. Denn im "US-Getreidegürtel" wird nebst Maisstauden auch Soja oder Weizen angepflanzt. Nicht tangiert war gemäss der Commerzbank die US-Baumwollproduktion, deren Felder sich im Süden des Landes befinden.

Mit Blick nach vorne rechnet Experte Cavelti nun grundsätzlich mit stabilen Maispreisen. Allerdings dürfte die Volatilität hoch bleiben, gerade auch aufgrund der Situation in China. In dem Land herrscht derzeit eine grosse Hitze und der sogenannte "Armeewurm" macht den Pflanzen zu schaffen.

Mais als Tierfutter

Die Verwendung von Mais als Rohstoff ist übrigens sehr unterschiedlich. Zwar erfreut er sich als Lebensmittel gerade auch in der Schweiz einer grossen Beliebtheit. Doch wird der Grossteil der weltweiten Maisproduktion nicht für Lebensmittel verwendet, sondern an Nutztiere verfüttert.

Dabei findet der Rohstoff auch für andere Zwecke Verwendung, zum Beispiel zur Energiegewinnung in Biogasanlagen. Ebenfalls zum Einsatz kommt das ursprünglich aus Mexiko stammende Getreide in der Produktion von Ethanol.

Wird beispielsweise in den USA weniger Mais produziert, kann daraus entsprechend auch weniger Ethanol produziert werden. "Diese Aussicht hat seit Mitte Mai neben dem Maispreis auch die Preise für Ethanol steigen lassen", schreibt die Commerzbank.

Gerade US-Ethanol werde zum Teil auch nach Brasilien exportiert, so die Rohstoffexperten der Bank. Geringere Mengen sowie höhere Preise können daher in Brasilien die Ethanolpreise stützen. Dies wiederum schaffe einen Anreiz zu vermehrter Ethanolproduktion, die in Brasilien auf Zuckerrohr basiert.