«Wie das Wetter am Frühlingsanfang, so wird es den ganzen Sommer lang». Glaubt man dieser Bauernregel, müssen wir uns auf einen nassen, kalten Sommer einstellen. Schon den Frühling haben sich viele Bauern anders vorgestellt: Wärmer und freundlicher. Die Natur ist vielerorts im Rückstand – im Flachland und im Berggebiet – wo die Vegetation bis zu drei Wochen später ist als normal.

Noch viel Schnee

Vor allem in höheren Lagen, wartet man sehnlichst auf wärmere Temperaturen. So auch in Turbach im Berner Oberland. Die Natur ist erst am Erwachen dort, in schattigen Lagen noch weit davon entfernt. «Der Schnee liegt dieses Jahr tiefer als sonst», sagt der Landwirt Johann von Grünigen. Auch er bangt sehnlichst auf den Frühling, denn seine Kühe können noch nicht ins Gras, finden tun sie noch nichts auf der Weide. Wie bei von Grünigens auch, neigt sich der Heuvorrat auf vielen Betrieben dem Ende zu oder noch schlimmer – er ist schon aufgebraucht. «Obwohl wir letztes Jahr viel Dürrfutter gemacht haben, mussten wir jetzt Heu und Emd zukaufen», bedauert von Grünigen.

Hoffen auf gutes Wetter

Nicht nur im Berner Oberland ist die Natur im Rückstand. Auch in anderen Regionen, wie zum Beispiel im Kanton Graubünden, ist man im Frühling anders gewohnt. «Je nach Höhenlage beträgt hier der Vegetations-Rückstand bis zu zwei Wochen», hält Thomas Roffler, Präsident des Bündner Bauernverbands, fest. In höheren Lagen und in den Alpen liegen immer noch beträchtliche Schneemengen. Betreffend den Heuvorräten ist Roffler in seinem Kanton zuversichtlich. «Wenn sich wettermässig der Mai und Juni gut entwickelt und die Vegetation einsetzt, werden die meisten genug Futtervorräte haben», ist er überzeugt. Hier sei man auch froh um das gute Erntejahr 2020.

Wenn das schlechte Wetter aber weiter so anhält, befürchten viele Bauern, dass sie dieses Jahr mindestens einen Schnitt weniger ernten können als gewohnt. Hinzu komme, dass in vielen Regionen im Bernbiet und im Jurabogen die Mäuse diesen Winter enorme Schäden hinterlassen haben und viele Wiesen nur noch braun unter der Schneedecke hervorkamen. «Wir müssen hier im Berner Oberland vieles komplett neu ansäen», befürchtet Johann von Grünigen. Bis man den ersten Schnitt auf diesen Wiesen mähen könne, werde es Sommer. Betreffend der Mäuseplage sieht es in Graubünden besser aus: «Wir stellen hier nicht ausserordentliche hohe Rekordbestände fest», sagt Thomas Roffler. Es gebe bei ihnen zwar auch viel Mäuse, doch diese liegen im Durchschnitt der letzten Jahre.