Der Mai ist da, und der erste Monat unserer Testserie mit dem Titel «Natürliche Mittel gegen Zecken» liegt hinter uns. Auch ich gehöre zu den Hundebesitzern die jeden Frühling die ersten Sonnenstrahlen geniessen und dabei verträumt über den warmen Hund streicheln, der es sich neben mir gemütlich gemacht hat. Und dann kommt der Moment, der mich jäh aus meinen Tagträumen reisst: der kleine Knubbel im Hundefell. Mit einer Mischung aus Frustration und Ekel entferne ich die Zecke so, wie meine Oma es mir beigebracht hat. Ohne Schnick-Schnack-Zange, gerade heraus und Schluss.

Chemische Zeckenmittel müssen zur medizinischen Vergangenheit des Tieres passen 

Speziell für meinen Labrador-Rüden Paul, für den viele klassische chemische Zeckenmittel nicht in Frage kommen interessiert es mich, die natürlichen Alternativen zu testen. Ich selbst bin nicht prinzipiell gegen chemische Mittel; ihre zuverlässige Wirksamkeit spricht klar für sich. Allerdings hatte Paul bereits mehrmals in seinem Leben Krampfanfälle als Reaktion auf Dinge die er unerlaubter Weise gefressen hat (grüne Tomaten, Zuckerrüben und Baumnussschalen). Er ist halt ein Labrador. Diese Krampfanfall-Historie schliesst die Nutzung vieler chemischer Zeckenmittel aus. Vor einem heftigen Zeckenbefall möchte ich ihn trotzdem schützen. Also starteten wir in das Zeckenjahr 2021 im April mit der Anwendung von Kokosöl als Zeckenrepellent.

Zecken = 0

Das Ergebnis nehme ich schon gleich vorweg: Paul hatte im April keine einzige Zecke. Neben Paul zieht auch meine Shepherd-Hündin Teak mit mir durch Wiesen und Felder. Die beiden Hunde haben den gleichen Tagesablauf und sind den gleichen Umwelteinflüssen ausgesetzt. Bei ihr habe ich, ohne Zeckenschutz, im April insgesamt vier Zecken entfernt. Eins ist klar: Dies ist keine unter wissenschaftlichen Standards durchgeführte randomisierte Doppel-blind Studie mit kontrolliertem Placebo-Effekt. Es ist ein Erfahrungsbericht. Und ich persönlich war von der Wirksamkeit des Kokosöls positiv überrascht.

Laurinsäure hält die Zecken fern

Die im Kokosöl enthaltene Laurinsäure soll Zecken abschrecken. Tatsächlich wissenschaftlich untersucht wurde dies von deutschen Forschern der Universität Berlin. In einem Test konnten sie zeigen, dass sich 81 – 100% der Zecken innerhalb kurzer Zeit von Oberflächen fallen liessen, auf die vorher Laurinsäurelösung aufgetragen wurde. Den Link zur Zusammenfassung der englischsprachigen Originalstudie finden Sie hier.

Kokosöl ist ergiebig

Für den Versuch an Paul habe ich ein Kokosöl von Alnatura verwendet. Von dem 400ml Glas ist nach einem Monat noch etwa ein Drittel übrig. Eingerieben habe ich Paul jeden zweiten Tag. Viele Hundebesitzer reiben ihre Hunde im Sommer täglich mit Kokosöl ein. Das hat bei uns im hektischen Alltag nicht geklappt.

Ein schöner Bindungs-Moment

Die Anwendung ist eigentlich ziemlich einfach: Sobald man etwas von dem ausgehärteten Öl zwischen den Händen verreibt, wird es durch die Wärme flüssig und man kann es gut auftragen bzw. einmassieren. Paul hat dies sehr genossen und die Anwendung war für uns beide auch immer ein schöner Bindungs-Moment. Paul fand das Kokosöl übrigens auch lecker und hat für ihn zugängliche Körperstellen nach dem Auftragen erst einmal genüsslich abgeleckt.

Im folgenden Kasten ist die Nutzung von Kokosöl gegen Zecken noch einmal knapp zusammengefasst:

 

Anwendung von Kokosöl gegen Zecken:

Vorteile:

  • Natürliche Inhaltsstoffe
  • Gut verträglich
  • Ergiebig
  • Die Zuwendung beim Auftragen stärkt die Bindung zwischen Mensch und Hund.
  • Das Abstreichen des Hundekörpers ist eine gute Methode um festzustellen, ob der Hund sich überall gerne berühren lässt, oder ob sich vielleicht irgendwo schmerzhafte Stellen befinden.

Nachteile:

  • Die Anwendung ist recht zeitaufwändig (etwa 3-5 Minuten, jeden zweiten Tag)
  • Pauls Hundebett sind nun massgebliche Fettflecken zu sehen.

Anschaffungspreis:

  • 400ml Glas für 6,40 CHF

Anwendung:

  • Paul ist ein grosser Hund (Schulterhöhe cm, Gewicht: 30 Kilogramm). Demnach brauchte ich pro Anwendung etwa zwei Esslöffel Kokosöl. Aufgetragen habe ich das Öl von Kopf bis Fuss. Wobei Paul es vorzog, das Öl von seinen Pfoten nach dem Einreiben wieder abzulecken.

Wirksamkeit:

  • Paul hatte im April keinerlei Zecken. Sollte dies tatsächlich auf das Kokosöl zurückzuführen sein, würde ich als Prädikat «sehr wirkungsvoll» aussprechen. Allerdings gab es im April auch einige sehr kalte Nächte, die die Zeckenpopulation eventuell dezimiert haben und somit die Wahrscheinlichkeit eines Stiches generell reduziert war. Dem gegenüberzustellen ist jedoch die Tatsache, das der zweite Hund, der in unserem Haushalt lebt im April insgesamt vier Zecken hatte.

Nun geht es im Mai weiter mit dem nächsten natürlichen Mittel, welches die Zecken fernhalten soll: Eine Bernsteinkette.