Im Wochen-, ja Tagesrhythmus werden wir Bauern von den Medien und auf Social Media geprügelt. Tierschutz, Pflanzenschutz, Biodiversität, Gewässerschutz. Unglaublich, wie viel wir offensichtlich falsch machen. Und das, ohne eine Verordnung oder ein Gesetz zu missachten. Wir haben über 10 Prozent Ökofläche, unser Umgang mit den Tieren ist bis auf Ausnahmen vorbildlich und für die kritisierten Pflanzenschutzmittel liegt eine Bewilligung des Bundesamtes vor.

Es geht langsam, aber stetig aufwärts

Die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln und Antibiotika ist eindrücklich. Konsumenten, die bereit sind, einen Mehrpreis zu bezahlen, erhalten Label- und Bioprodukte «Made in Switzerland». Diese erfüllen bezüglich Tierwohl, Biodiversität und Pflanzenschutz wesentlich höhere Standards als die Grundanforderungen. Inzwischen sind die Resultate dieser Leistungen sichtbar und messbar. In den Ökoflächen des Kantons Thurgau entwickeln sich seltene Pflanzen, Bodenbrüter und Tagfalter positiv, im übrigen Landwirtschaftsgebiet haben sie sich stabilisiert. Es geht obsi, zaghaft, aber stetig.

Warum die Prügelei? Keine Kantonsratssitzung, ohne dass jemand den Zustand der Biodiversität beklagt und die Schuld uns Bauern zuweist. Warum nur? Die Entfremdung von der Landwirtschaft treibt leider seltsame Blüten. Eine Minderheit kennt die Nahrungsmittelproduktion aus eigener Erfahrung und so informiert sich die Bevölkerung eben irgendwo und irgendwie. Die Initianten der Trinkwasser- und der Pestizid-Initiative können nur erfolgreich sein, wenn sie uns so schlecht wie möglich machen.

Die eigene Geschichte ist authentisch

Chance: Der Verlauf der Kampagnen gegen die beiden Initiativen stimmen mich zuversichtlich. Angeführt von engagierten Kampagnenleitungen führen die Bauern in unserem Land einen Abstimmungskampf, der seinesgleichen sucht. Ich werde von Konsumenten nach dem Grund für dieses totale Engagement gefragt und darf meine Sichtweise darlegen. Die Erlebnisse an den Standaktionen der letzten Wochen stimmen mich zuversichtlich, dass wir Bauern und Bäuerinnen gestärkt aus dieser Krise gehen werden.

Immer mehr Bäuerinnen und Bauern beginnen, ihre persönliche, authentische Geschichte zu erzählen. Geschichten, die berühren, die glaubhaft sind und echt. Am Stammtisch, im Verein, auf Facebook und Instagram. Wir kommunizieren, was wir echt tun und tun werden. Und dass wir alles daran setzen, hochwertige Nahrungsmittel zu produzieren für unsere Bevölkerung. Wir bewegen uns, wir stellen uns den Herausforderungen der Umwelt und der Gesellschaft.

Ja, ich bin überzeugt, dass wir geeinter, kommunikativer und gestärkt aus der dieser Krise kommen werden. Wir Schweizer Bauern.

 

Zum Autor

Daniel Vetterli ist Co-Präsident des Verbands Thurgauer Landwirtschaft und Präsident der Thurgauer Milchproduzenten. Der Biobauer aus Rheinklingen sitzt für die SVP im Kantonsrat. Vetterli schreibt regelmässig für die Rubrik «Arena» im Regionalteil Ostschweiz/Zürich der BauernZeitung