Im Übereinkommen von Paris 2015 verpflichtete sich unter anderem die Schweiz ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 gegenüber 1990 zu halbieren und eine gefährliche Störung des Klimasystems abzuwenden. Hierbei sind aber alle Parteien gefordert, einen Beitrag zu leisten: Wirtschaft, Politik, Private sowie die Landwirtschaft.

Landwirtschaft muss Lösungen liefern

Doch Gewohnheiten lassen sich nicht so schnell und einfach ändern. Handel und Konsum verlangen stets die beste Qualität und Quantität von Schweizer Lebensmitteln. Um so mehr ist die Schweizer Landwirtschaft gefordert, Lösungen zu finden, um den Auswirkungen des Klimawandels entgegenwirken zu können, ohne dass die laufende Produktion darunter leiden muss.

Denn die jüngst veröffentlichten «Klimaszenarien CH2018» des Bundes demonstrieren, dass uns das Klima bereits bis Mitte dieses Jahrhunderts ohne Klimaschutz stark einschränken wird: Wir müssen mit einem um 2,5 bis 4,5°C wärmeren Sommer im Jahr 2060 rechnen. Am heissesten wird es rund um Genf mit etwa 40°C im Sommer. Die Sommerniederschläge werden stark abnehmen.

Weniger Schnee, trockene Böden

Im Winter regnet es dafür umso mehr. Schnee findet man unter 1000 Meter kaum noch. Die Experten gehen davon aus, dass besonders Gebiete im Westen und Süden der Schweiz stärker vom Klimawandel und dem einhergehenden Niederschlagsrückgang betroffen sein werden.

Durch die höheren Temperaturen werden die Böden trockener, der Wasserbedarf wird vielerorts kritisch ansteigen, wie uns die Jahre 2003 und 2018 bereits demonstrierten. Zudem werden Wetterextreme wie Starkniederschläge in ihrer Häufigkeit und Intensität zunehmen. Als Folge ist mit Bodenerosion und Überschwemmungen zu rechnen.

Längere Vegetationsphase

Dieses Klimaszenario bleibt nicht ohne Folgen für die Landwirtschaft. Die Klimaerwärmung hat nachweislich einen Einfluss auf die Pflanzenproduktion. So lange die Temperatur nicht über 2 bis 3°C im Jahresmittel steigt, wird der Ernteertrag vieler landwirtschaftlicher Kulturpflanzen bei ausreichendem Wasser- und Nährstoffangebot zunehmen: Bei Ackerkulturen werden sich Saat- und Erntetermine nach vorne verschieben.

Je nach Region schätzen die Experten eine um zirka sieben bis zehn Tage verlängerte Vegetationsperiode pro Dekade. Positiv wirkt sich das auch auf die Jahresproduktion von Wiesen aus. Mit der Abnahme der Anzahl Frosttage sinkt zwar das Risiko von Frostschäden, im Falle eines frühen Vegetationsbeginns besteht aber die Gefahr von Spätfrostschäden weiterhin.

Mehr Schädlinge

Höhere Winter- und Frühjahrstemperaturen bewirken allerdings auch eine Zunahme von Schädlingen und einen früheren Vegetationsbeginn von Unkräutern. Bei einer stärkeren Klimaerwärmung werden die Nachteile dann eher überwiegen. Sie bewirkt eine beschleunigte Pflanzenentwicklung, was bei den heute üblichen Sorten, insbesondere bei Getreide und Eiweisspflanzen zu Ertragseinbussen führt.

Durch die Zunahme von Hitzesommern und Extremereignissen wie Dürre, Hagel oder Starkniederschläge können Schäden an Spezial- und Ackerkulturen und Ertragseinbussen im Futterbau entstehen. Kritische Bodenwasserzustände vermehren sich. Der Bedarf an Bewässerung wird vielerorts steigen. Zudem nehmen Starkniederschläge in den Wintermonaten zu, was zu Schäden an Winterkulturen und verstärkter Bodenerosion führt.

Neue Sorten und effiziente Bewässerungstechniken

Um den Ernteertrag weiterhin sicherzustellen, werden auch in Zukunft die Pflanzenzüchtung und Sortenprüfung gefordert sein. Kulturen, die sich den veränderten Standortbedingungen nicht anpassen können, müssen trockenheits- und hitzeresistenten Sorten und Kulturen, die weniger Wasser benötigen, weichen.

Effizientere Bewässerungstechniken wie die Tröpfchenbewässerung oder der Bau einer Bewässerungsinfrastruktur zur Entnahme von Wasser aus grösseren Quellen wie Seen, grossen Flüssen und Grundwasser werden zukünftig notwendig sein, um den Wasserbedarf der Pflanzen abdecken zu können.

Überschwemmungen und Bodenerosion muss mit schonender Bodenbearbeitung oder alternativen Anbausystemen wie dem Agroforstsystem entgegengewirkt werden. Wenigstens diese braucht es, um die negativen Auswirkungen des Klimawandels abfedern zu können.