In Küssnacht am Rigi kostet der Strom nächstes Jahr durchschnittlich 41,64 Rappen pro kWh, ein Plus von 21,2 Rappen oder 104 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Lieferant ist das Elektrizitätswerk Schwyz AG (EWS). Im Aargauischen Gontenschwil sind es künftig 21,46 Rappen pro kWh, ein Plus von lediglich 4,4 Rappen oder 26 Prozent mehr als dieses Jahr. Lieferant ist die EWS Energie AG welche sechs Gemeinden in der Region Aargau Süd bedient. Die Anfang September von der eidgenössischen Elektrizitätskommission Elcom bekannt gegebenen Strompreise für nächstes Jahr haben viele Konsumenten aufgeschreckt. So auch Bauern, welche einen nicht unwesentlichen Stromverbrauch haben, vor allem Tierhalter.

Günstiger Solarstrom

In einer guten Position ist deshalb, wer seinen Strom zumindest teilweise selber und meist günstiger produzieren kann, mit einer Solaranlage auf dem Scheunendach. Viele Energiewirte haben allerdings langfristige Verträge im Rahmen der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV), und liefern ihren nicht selbst verbrauchten Strom zu einem fixen Preis, je nach Inbetriebnahmejahr und somit Investitionskosten.  

Vorsicht KEV-Ausstieg

AboThomas Feierabend (rechts) erklärt die Funktionsweise des zapfwellenbetriebenen Notstromgenerators, der einen genügend starken Traktor voraussetzt. Rechts der Anschluss an den Elektro-Hauptverteilkasten. NotstromaggregateBei Stromausfällen auf Generator statt Batteriespeicher setzenFreitag, 30. September 2022 Die teils stark gestiegenen Rückvergütungstarife der Stromabnehmer verlocken aber einige Bauern, aus der KEV auszusteigen und den Strom auf dem freien Markt zu verkaufen. Das sei allerdings ein Risiko, denn es sei unsicher, ob die Preise langfristig so hoch bleiben, warnte kürzlich Christian Wolf von MBR Solar in dieser Zeitung. Wer mehr als 20 Rappen pro kWh KEV erhalte, lebe komfortabler und sicherer und sollte von einem Ausstieg absehen, meinte Wolf.

Den Markt ausloten

Wer allerdings erst in den letzten Jahren eine Solaranlage realisierte, konnte nicht mehr von der KEV profitieren, dafür von der Einmalvergütung als Förderbeitrag. Diese Produzenten sind in der Regel frei, wem sie den überschüssigen Strom verkaufen wollen. Und das kann derzeit sehr interessant werden.

Die Höhe der Vergütung kann jedes Energieunternehmen selber festlegen, viele zahlen nach wie vor sehr tiefe Preise von wenigen Rappen. Anderseits ist jeder Solarstromproduzent frei, seine Energie am Markt zu verkaufen, sei es nur den überschüssigen Strom nach Abzug des Eigenverbrauchs, oder gar die gesamte Produktion. 

CKW sucht Solarstrom

Am Dienstag dieser Woche hat die Zentralschweizer Energieversorgerin CKW mitgeteilt, dass sie schweizweit den zweithöchsten Preis für Solarstrom bezahle. Dies, weil seit diesem Jahr auf den Referenzmarktpreis des Bundesamts für Energie (BFE) abgestützt wird, der jeweils nach jedem Quartal festgelegt wird. Dieser betrug im ersten Halbjahr im Schnitt 23,3 Rappen, im dritten Quartal schnellte die Vergütung gar auf 39 Rappen pro kWh hoch. Es ist derzeit also wesentlich interessanter, überschüssigen Solarstrom zu verkaufen, statt diesen selber zu nutzen.

Nun geht CKW noch einen Schritt weiter. Als erstes Energieunternehmen der Schweiz wird die Möglichkeit geboten, dass alle Solarstromproduzenten, auch ausserhalb des Versorgungsgebietes, ihre Energie zu den aktuell attraktiven Marktpreisen der CKW verkaufen können.

Abzug für Neueinsteiger

AboUrban Schwager (l.) demonstrierte am Informationsanlass live vor Ort, wie er von Netzstrom auf den Generator umstellt. Gegen StromausfälleBatterie versus Zapfwellengenerator – was rät der Fachmann?Dienstag, 27. September 2022 Allerdings wird für Lieferanten ausserhalb des CKW-Gebietes eine «Dienstleistungspauschale» von 8 Rappen abgezogen, wegen den höheren Administrativkosten, erklärt Christoph Hug von der CKW-Unternehmenskommunikation. Netto gibt es somit noch 31 Rappen. Ein Wechsel sei jeweils auf Quartalsbeginn möglich, erstmals also auf Anfang 2023. Voraussetzung sei, dass die Solaranlage lastganggemessen ist (beispielsweise mit Smart Meter), eine Mindestgrösse von 4 kWp hat und kein laufender Vertrag mit einem anderen Abnehmer bestehe.

Bezüglich Strompreisentwicklung vermutet Hug, dass im Winterhalbjahr der Referenzmarktpreis noch weiter ansteigt, nächsten Sommer aber etwas sinken könnte. Die Strompreise würden aber wohl mittelfristig hoch bleiben und sicher nicht mehr auf das tiefe Niveau vor Jahren sinken.

Situation unterschiedlich

Für Solarbauern im aargauischen Gontenschwil ist es somit interessant, für den Verkauf ihres Stromes zu CKW zu wechseln. Für Solarbauern im schwyzerischen Küssnacht hingegen ist es sinnvoll, möglichst viel des selber produzierten Stromes selber zu nutzen und wenig vom Netz zu beziehen, da der Zukaufspreis vom EWS teurer ist als der Vergütungspreis, obwohl auch EWS neu den Referenzmarktpreis zahlt.