«Revolutioniert die grüne Politik die Landtechnik?»: So lautete der Titel des Eingangsreferats von Präsident Jürg Minger an der heutigen Mitgliederversammlung des Schweizerischen Landmaschinenverbands (SLV). Minger beantwortete die von ihm gestellte Frage vor den Mitgliedern in Schönbühl (Bern) gleich selbst: «Ganz klar, ja.» Was in den letzten zwei, drei Jahren abgelaufen sei, sei nachhaltig. «Das werden wir spüren, ob wir dafür sind oder dagegen.»

Minger ging auf die verschiedenen Herausforderungen ein, die die Landwirtschaft – und somit indirekt auch die Landtechnik – weltweit beschäftigen: Unter anderem die Ernährungssicherheit, Freihandelsabkommen, US-Präsident Donald Trump, die Weltwirtschaft und die Klima-Debatte.

Daten statt Diesel

Man müsse an dieser Stelle nicht ausführlich über die Klima-Debatte reden, die Diskussion sei bekannt. Aber: «Ich war gestern in Neuenburg. Die Restaurants hatten draussen aufgedeckt und die Menschen assen draussen. Im Januar.» Trotzdem würde der Kohle-Abbau, etwa in Deutschland, unbeirrt weitergehen und PET-Recycling sei nur in Industrieländern möglich. Angesichts dieser Herausforderungen investiere die Landtechnik weltweit Milliarden in klima- und umweltneutrale Anbau- und Erntetechnik.

Jürg Minger ging auch auf die Digitalisierung ein und die Unmenge von Daten an, die moderne Landmaschinen heute sammeln. «Wir haben viele Daten, aber sie werden noch nicht koordiniert.» Nur ein Bruchteil der landwirtschaftlichen Fahrzeuge in der Schweiz sei ausserdem bereits digitalisiert. Hier müsse der Bund Marksteine setzen und die Entwicklung über Direktzahlungen steuern. Für die Verarbeitung der Daten müsse man auch bei der Ausbildung ansetzen.

Die gängigen Traktanden gaben keinen Anlass zu Diskussionen. Ugo Tosoni, CEO der GVS-Gruppe, hatte auf die Mitgliederversammlung seinen Rücktritt angekündigt. Zu seinem Nachfolger im Vorstand wählten die anwesenden Mitglieder Ivo Fausch, Geschäftsführer der Agrar Landtechnik AG.

2020 ist ein Agrama-Jahr

Der SLV veranstaltet seit 1977 mit der Agrama die grösste Schweizer Fachmesse für Land- und Forsttechnik. Sie findet alle zwei Jahre auf dem Gelände der Bern-Expo in Bern statt. Die nächste Ausgabe findet vom 26. bis 30. November 2020 statt. Beim SLV zeigt man sich zuversichtlich, dass die diesjährige Ausgabe wieder ein grosser Erfolg werde. Es hätten sich bereits 60 neue potenzielle Aussteller gemeldet, sagte Geschäftsführer Pierre-Alain Rom. Die Anmeldefrist beginne noch diesen Monat und dauere bis am 29. Februar. Im Frühling wurde bekannt, dass die Robert Aebi AG, Importeurin von John Deere und weiterer Marken, auf die Teilnahme an der Agrama 2020 verzichten wird und stattdessen einen Feldtag durchführt.

Pierre-Alain Rom sprach auch über die aufgefrischte Internet-Präsenz. Sowohl der Online-Auftritt der Agrama (www.agrama.ch), als auch die Website des SLV (www.slv-asma.ch) wurden neu gemacht. Neu funktionierten beide Seiten mit einem Login (als Austeller und als SLV-Mitglied), wie Rom erklärte. Falls jemand weiterhin zwei Logins haben wolle, sei das aber auch möglich.

 

Anhängerbremsen verunsichern

Auf viel Interesse, aber auch einige emotionale Nachfragen stiess das Referat von Armin Jost, Sachbearbeiter Fahrzeugtechnik beim Bundesamt für Strassen (Astra). Grund: In der Landmaschinenbranche - und bei den Bauern - herrscht eine gewisse Verunsicherung bezüglich Bremssystemen bei Traktoren und Anhängern (die BauernZeitung berichtete). Neue Traktoren bzw. Anhänger müssen aufgrund der neuen Vorschriften seit 2018 (Traktoren) beziehungsweise Mai 2019 (Anhänger) mit Zweileiter-Bremssystemen ausgerüstet sein und entweder pneumatisch oder hydraulisch betrieben werden.

Schwierigkeiten gibt es offenbar unter anderem, wenn die Strassen mit Kombinationen von älteren Traktoren und neuen Anhängern oder umgekehrt befahren werden. Eine einheitliche Regelung fehlt noch. Besonders bei der hydraulischen Bremsen scheinen noch Fragen offen. Beim Prüfen der Hydraulischen-Zweileiter-Bremsen (H2L) harzt es zudem teilweise, wie auch Armin Jost bestätigte.

Die Branche setzt sich dafür ein, dass neuere Anhänger mit hydraulischen Zweileiterbremsen an ältere Traktoren mit nur hydraulischen Einleiterbremsen zugelassen würden. Ein Entscheid des Astra steht noch aus, aber man arbeite daran, sagte Jost. Womöglich könne er noch in diesem Halbjahr fallen.

Ein ausführlicher Artikel zu der Bremsen-Problematik finden Sie in der Printausgabe der BauernZeitung vom 17.1.2020