«Ich wollte keinen gewöhnlichen Bau», betont Willy Helfenstein. Das ist die neue Milchviehscheune beileibe nicht, die strotzt vor Holz. Wo immer möglich hat der handwerklich geschickte und sehr auf Nachhaltigkeit bedachte Landwirt versucht, auf diesen einheimischen Rohstoff zu setzen. So sind sogar die Trennbügel in den Liegeboxen und die Zugänge zum Melkstand aus regionalem Holz. Und auch das zentral auslösbare Fressgitter ist aus Esche, selber aufwendig gefertigt mithilfe seines Bruders, einem gelernten Schreiner.
Konsequent Holz gefordert
Er habe anfänglich schon manchmal den Kopf geschüttelt, ob der Ideen und der Hartnäckigkeit seines Sohnes, sagt Vater Hans Helfenstein. «Aber heute gefällt mir die neue Scheune sehr.» Hartnäckig ist Willy in der Tat, wenn es um die Regionalität und die Verwendung einheimischen Holzes geht. Das ging so weit, dass er dem Baumeister gar vorschrieb, für die Schalung der Güllengrube zwingend Schaltafeln aus Schweizer Holz zu verwenden.
Es mache doch keinen Sinn, Rohstoffe in der ganzen Welt herumzuführen und so zu Sozial- und Umweltproblemen beizutragen, wenn man einen eigenen, so vielfältig verwendbaren und rezyklierbaren Rohstoff wie Holz vor der eigenen Türe habe, sagt Helfenstein. «Das ist mein kleiner Beitrag zum Weltfrieden.»
Bäume nach Bedarf gesucht
Fast ausschliesslich sei einheimisches Holz verwendet worden, mit einer Ausnahme. Die OSB-Platten für das Sonnendach stammten aus dem Ausland, weil die entsprechende Qualität aus Schweizer Holz schlicht (noch) nicht erhältlich sei.
Das Holz für den Neubau stammte teils aus dem eigenen Wald, der Rest aus der unmittelbaren Nachbarschaft von Berufskollegen, die für ihn gemäss der umfangreichen Holzliste des Zimmermanns die geeigneten Bäume aussuchten. Die neue Scheune wurde am Standort des bisherigen Anbindestalls gebaut. Die alte Scheune war baufällig, vom Dach über die Balken, Schwemmkanäle, Hochsilos, es fehlte eine Heubelüftung und auch der Gülleraum war zu knapp.
«Das ist mein Beitrag zum Weltfrieden.»
Willy Helfenstein setzt auf Rohstoffe aus der Region statt globale Transporte.
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Aussenansicht der neuen grossen Scheune.
Hartholz hat Potenzial
So plante Helfenstein Anfang 2019 einen Neubau, das Holz wurde im vergangenen Winter gerüstet. Allein das Konstruktionsholz entsprach rund 300 m3 Rundholz. Dafür wurde Weisstanne verwendet, für die Heubodenriemen Käferholz von Fichten, für die Stalleinrichtungen Esche. Die grossen Binder stammten aus Lungern, das Rundholz sägte die nahe Sägerei Dahinden, Hellbühl, die Esche die auf Hartholz spezialisierte Sägerei Schär aus Blatten bei Malters. Beim Bauen könnte noch viel mehr Hartholz verwendet werden, findet Helfenstein und bedauert, dass derzeit solches meist nur als Brennholz genutzt wird.
Speditive Bauzeit
Die Baubewilligung erhielt er zügig, trotz der nicht einfachen Ammoniakauflagen bei Umstellung auf Laufstall. Zumal er schon vorher gedeckte Güllegruben hatte und mit dem Schleppschlauch güllte.
Die Kühe wurden Mitte April vergangenen Jahres zu Nachbarn verstellt. «Darüber war ich sehr froh, sonst hätte ich den Bau nicht so realisieren können», ist Helfenstein dankbar. Sodann wurde zügig der Altbau abgebrochen und der Bagger fuhr für den Aushub auf. Die Baumeisterarbeiten waren bereits Ende August beendet, der Holzbau zog sich über den Herbst hin. Kurz vor Weihnachten 2020 konnten die Kühe in den neuen Stall einziehen.
Viel Eigenleistung
Helfenstein half beim ganzen Bau tatkräftig mit, war fast täglich dabei. Beim Baumeister, Zimmermann und später bei den Stalleinrichtungen. Diese Planung hatte die Krieger AG Ruswil inne. Obwohl die Firma keine Eisenrohre liefern konnte, seien die Planer sehr interessiert an Helfensteins hölzernen Varianten gewesen. Den Kühen sei es viel wohler mit Holz statt Eisen um sie herum, vor allem wenn es kalt sei, ist Helfenstein überzeugt. Überhaupt würden es die Kühe im neuen Laufstall geniessen, liegen viel mehr als früher im Anbindestall.
Dank der vielen Eigenleistung sei der Bau wohl günstiger gekommen. Gerade für die hölzernen Stalleinrichtungen wendete er aber sehr viel Zeit auf.
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Laufgang und Liegeboxen mit Trennbügeln – aus Holz.
Selbst im feuchten Milchtankraum besteht die Decke aus Holz, schräg, damit die Feuchte aus den Fenstern entweichen kann. In der neuen Scheune, rund 42 m lang und 14 m breit, hat Helfenstein künftig Platz für 34 Kühe. Diese liegen in gegenständigen Boxen, in den Laufgängen und im Laufhof ist ein Spaltenboden. Die Beschickung des Heu- und Strohlagers erfolgt per Brückenkran.
Umstellung auf Bio
Der Betrieb ist im zweiten Umstellungsjahr auf Bio, das sei vorher wegen des Viehtrainers im Anbindestall nicht möglich gewesen. Aber als Grünlandbetrieb sei er schon immer nahe an Bio gewesen, begründet Helfenstein. «Wir mussten gar nicht viel ändern.»
Sonnendach und Hofkäserei
In einem Nebenraum zum Milchraum sei die Hofkäserei geplant, samt Käselager, erklärt Helfenstein. Künftig will er einen wesentlichen Teil seiner Milch selber verkäsen, wie früher schon in der alten Scheune. Das Wissen habe er sich vor Jahren an einem Alpsennenkurs am Plantahof geholt und Erfahrungen den Sommer über auf einer Alp gesammelt.
Auf dem Dach wurde ost- und westseits eine 35-kWp-Photovoltaik-Anlage montiert, der meiste Strom kann im Betrieb, auch zur Erwärmung des Wassers im Boiler, verwendet werden.
Holz von Feuchte trennen
Bauern, welche beim Stallbau auch mehr auf Holz setzen wollen, gibt er den Tipp, auf genügend Abstand der Holzelemente von feuchten Stellen zu achten. Helfenstein hat einzelne Holzbalken zu nahe am Boden mit Klauenteer bestrichen. Und bei den Boxenbügeln aus Holz würde er künftig etwas dickere nehmen. Er verwendete dazu 30-mm- und 36-mm-Bretter. Die dünneren seien zwar etwas tierfreundlicher, weil beweglicher, allerdings zerbrachen die ersten bereits. Das sei aber ein geringer Aufwand, einige Schrauben zu lösen und ein dickeres Brett einzusetzen. Ansonsten ist er mit dem Bau sehr zufrieden, und die Kühe hätten sich gut eingewöhnt. Josef Scherer
Betrieb Fohren
Betriebsleiter: Willy Helfenstein
Ort: Fohren, Hellbühl bei Malters
Flächen: 20 ha LN, alles Grünland, 5 ha Wald
Tiere: 25 Milchkühe Fleckvieh, Jungvieh neu im Aufzuchtvertrag
Arbeitskräfte: Betriebsleiter, Mithilfe der Eltern