«Im Jahr 1992 wurden im Kanton Uri in der Engerlingsbekämpfung schweizweit erstmals Versuche mit der Applikation von Beauveria Pilzsporen durchgeführt. 30 Jahre später leistet der Kanton Uri nun wieder Pionierarbeit», zeigte sich Christian Schweizer von der Forschungsanstalt Agroscope an der Maschinenpräsentation begeistert. Christian Schweizer sprach gar von einen Meilenstein für die Berglandwirtschaft in Europa. Der Maienkäfer-Engerling trete infolge der wärmeren Temperaturen in immer höheren Lagen auf. Mittlerweile sei dieser bis auf 1800 m ü. M. vorgedrungen. In Steillagen käme die bisherige Bekämpfungsmöglichkeit mit Pilzgerste aber an ihre Grenzen, da diese mit Traktoren ausgebracht werden müsse.

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Hohe Sachschäden durch Hangrutsche

Für Regierungsrat Urban Camenzind ist es ein grosses Anliegen, dass die Landwirte bei der Engerlingsbekämpfung unterstützt werden. «Durch die fehlende Grasnarbe könnten die Hänge ins Rutschen kommen und somit wichtige Verkehrsinfrastrukturen wie Strassen oder Bahnlinien bedrohen. Auch für Häuser und Ställe könnten grössere Hangrutsche hohe Sachschäden zur Folge haben. Es ist wichtig, dass unsere Kulturlandschaft erhalten bleibt und dass unsere bäuerlichen Strukturen auch eine Zukunft haben», so Camenzind.

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Lösung für Bergbauernfamilien

Der Landwirtschaftliche Lohnbetrieb Zgraggen aus Erstfeld verfügt bereits über viel Erfahrung mit der Bekämpfung des Engerlings mittels Pilzgerste. Auf dem Urner Talboden bewähre sich die Applikation mit Traktor und Sähgerät. «Doch auf vielen Urner Bergbetriebe ist diese Technik nicht einsetzbar. Für die Bergbauernfamilien eine Lösung zu finden spornte mich in den vergangenen Jahren an, nach einer praxistauglichen Zweiachsmaschine für Steilhänge zu suchen.» Erste Versuche liefen vor vier Jahren, im letzten Sommer wurden im Schächental mit einem erweiterten Prototypen 20 Hektaren behandelt. «Die Unfallgefahr war mit diesem Gerät aber noch zu hoch. Auf das Jahr 2023 wurde die Maschine nun noch einmal umfassend weiterentwickelt», so Wisi Zgraggen.

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Wichtiges Datenmaterial dank GPS

Die Grundmaschine des aktuellen Modells ist ein Motormäher des Typs Terratec Ibex G2. Die Stacheln der beiden Walzen sind mit jeweils mit einem kleinen Loch ausgestattet, über welches mittels Pumpen die Flüssigkeit mit den Beauveria Pilzsporen in rund fünf Zentimeter Tiefe appliziert wird. «Ein feuchter Frühling wie dieses Jahr ist für eine optimale Wirkung des Pilzes perfekt», so Wisi Zgraggen.

Das Gerät ist mit einem GPS-System ausgestattet, womit die Daten für eine Flächenapplikationskarte aufgenommen werden. Mit diesen Daten werde es zukünftig für den Landwirt und den Kanton möglich sein abzuschätzen, welche Flächen wo und wie erfolgreich behandelt wurden. Zudem verfügt die Maschine über eine Fernbedienung, was die Arbeitssicherheit und Qualität verbessert. «Den ganzen Tag im Steilhang vor- und rückwärts zu fahren in anspruchsvoll und ermüdend», betont Wisi Zgraggen. Die Anschaffungskosten beziffert er ohne seine eigenen Entwicklungskosten auf rund 100'000 Franken.

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90 Hektar Fläche behandeln

Der angehende Agrotechniker Thomas Zgraggen spricht von einer durchschnittlichen Flächenleistung von einer halben Hektare pro Stunde. Der Flüssigkeitstank für die Pilzsporen fasse rund 180 Liter, war für eine halbe Hektare Wiesland ausreiche. In diesem Frühjahr wird der Lohnbetrieb Zgraggen im Kanton Uri 40 Hektar behandeln. Weitere rund 50 Hektar Steillagen werden in den Kanton Nidwalden und Bern bearbeitet. Die Kosten für das Ausbringen, welche bei rund 600 Franken pro Hektar liegen, trägt der Landwirt. Der Kanton Uri organisiert seit Jahren die Pilzgerste mit den Pilzsporen und übernimmt auch die Kosten.