Langfristig gute und sichere Erträge und gleichzeitig stetiger Humusaufbau, das sind Xaver Hellers Ziele. «Es gibt in der Natur nichts, das nicht entweder bewachsen oder bedeckt ist. Kahler Boden ist etwas Unnatürliches», ist er überzeugt. Deshalb arbeite er mit Pflanzenmulch. Es gibt aber eine Reihe weiterer Gründe, warum der Luzerner und sein Sohn Dario auf ihrem Betrieb in Büron LU Mulch einsetzen, wie der Landwirt auf seinem Kabisfeld erklärt.

Das Wasser wird gehalten, Unkraut unterdrückt

[IMG 3]Aller Augen waren am Anlass von Bio Suisse im Rahmen des Projekts «Pro Bio» auf den Boden zwischen den Kabisköpfen gerichtet. Die Mulchschicht bietet laut Xaver Heller für das Feld und das Gemüse einige Vorteile: Es werde mehr Wasser im Boden zurückgehalten und Unkraut unterdrückt. Der Boden sei vor der direkten Sonneneinstrahlung geschützt und für die Bodenlebewesen steht immer genügend Nahrung bereit. «Sie verarbeiten mehr Material in einen gut verfügbaren Dünger für die Kultur und fördern zudem den Humusaufbau», so der Luzerner. Heller hat seinen Kabis in eine 12 Zentimeter dicke Mulchschicht gepflanzt. Es handelte sich dabei um ein Gemenge mit Grünschnittroggen, Zottelwicke und Wintererbse. Zusätzlich zu dem Material, das auf dem zukünftigen Kabisfeld gewachsen war, kam noch einmal dieselbe Menge von einer anderen Fläche als sogenannter Transfermulch dazu.

Das Gemenge auf der Kabisparzelle wurde direkt mit einer Messerwalze abgeknickt. Den Transfermulch haben die Landwirte gehäckselt und danach mit einem Mistzetter verteilt. «Die Pflanzen sollten für den Mulch auf etwa 5-10 cm Länge gehäckselt werden», fährt Xaver Heller fort.

[IMG 4]

Keine Bewässerung nötig und keine Probleme mit Erdflöhen

Für die Luzerner war der Kabisanbau im Mulch eine Premiere, die glückte: Das sonst in der Region stark verbreitete Franzosenkraut und die Hirse wurden wirkungsvoll unterdrückt. Hellers mussten die Fläche den ganzen trockenen Sommer über nie bewässern. «Die Wurzelunkräuter muss man jedoch im Auge behalten, da sie genug Kraft haben, um durch den Mulch hindurchzuwachsen», gibt der Bio-Landwirt zu bedenken. Im Gegensatz zu anderen in der Region hatte er kaum mit Erdflöhen zu kämpfen, «dank der hohen Aktivität der Bodenlebewesen, die einander in Schach halten» vermutet er.

Arbeitskreis zu Mulch im Aufbau
Der Bio-Suisse-Anlass auf dem Erlenhof in Büron LU wurde im Rahmen des Projekts «Pro Bio» durchgeführt und soll ein möglicher Startpunkt sein für den Aufbau eines Arbeitskreises für Landwirte zum Thema Mulch. Interessierte können sich bei Léa Sommer melden: lea.sommer(at)bio-suisse.ch / Tel. 061 204 66 57 oder 078 801 89 85 (Arbeitstage Mo, Di, Do und Fr).

[IMG 5]

Früher 10'000 bis 15'000 Franken für Dünger ausgegeben

Zwar bringt der frisch verteilte Mulch Nährstoffe aufs Kabisfeld. Die Zersetzung des Materials braucht jedoch Zeit und zehrt zuerst Stickstoff – je weiter das C:N- (Kohlenstoff/ Stickstoff) Verhältnis des Mulchs ist, desto mehr Stickstoff wird für dessen Abbau verbraucht. Daher hat Xaver Heller das Gemüse beim Setzen mit einer Unterfussdüngung versorgt. «Wir streben beim Mulch ein C:N-Verhältnis von etwa 20-25:1 an», erläutert er. Auf dem Hof arbeiten die Betriebsleiter mit reduzierter Bodenbearbeitung.

«Seit 10 Jahren kaufen wir keinen Dünger mehr, ausser dem organischen Stickstoffdünger für das Gemüse.»

Trotzdem erreiche man gute Erträge. Früher hat Heller nach eigenen Angaben 10’000 bis - 15'000 Franken für Dünger ausgegeben. Jetzt solle der Mulch das Bodenleben nähren und dieses wiederum die Kultur. Mit dem Geohobel mache er gute Erfahrungen. «Der Humusgehalt steigt und beweist mir, dass dessen Aufbau auch bei einer intensiv produzierenden Landwirtschaft möglich ist.»

Gute Erfahrungen in Deutschland

Damit keine Fläche für die Fruchtfolge verloren geht, sähen Hellers die Spezialmischung für den Mulch anstelle einer Gründüngung über den Winter. Im September werde gesät, Ende Mai während der Blüte des Roggens geerntet. Zum Setzen des Kabis kam 2022 der Mulchtec-Planter zum Einsatz, eine Maschine aus Deutschland. Dort arbeitet der Bio-Gemüsehof Dickendorf bereits seit über acht Jahren mit Gemüse in Mulch und erzielt laut Xaver Heller «Top-Erträge». inzwischen sei der Ertrag um ein Drittel gestiegen.

[IMG 2]

Die eigene Maschine steht bereit

Mittlerweile haben die beiden Luzerner Betriebsleiter zusammen mit einem Landmaschinenmechaniker eine eigene Maschine gebaut, um Gemüse direkt in den Mulch zu setzen. Sie ist mit einer Raupe als Walze ausgestattet, die das Material niederdrückt. Es folgen drei angetriebene Messerscheiben, die den Mulch zerteilen, unterhalb derer je ein Keil mit Dorn befestigt ist. Damit schafft man im Boden Platz für die Wurzeln der Setzlinge. Von oben werden die Setzlinge im Presstöpfen nach unten transportiert und in drei Reihen in die Furchen abgelegt. Leicht schräg angebrachte Rollen pressen den Mulch rund um das Pflänzchen an und schliessen die Schicht wie einen Reissverschluss.

[IMG 6]

[IMG 8]

[IMG 7]

[IMG 9]

Mulch ist auch in einem Regenjahr von Nutzen

Anderes System der DirektvermarktungXaver und Dario Heller haben Abos für ihre Anbaufläche statt fürs GemüseFreitag, 9. Dezember 2022 Im Sommer schützt der Mulch den Boden vor dem Austrocknen, im Frühling kann er aber das Risiko für Frostschäden erhöhen. «Es wird keine Wärme von der Erde an die Pflänzchen abgestrahlt», begründet Xaver Heller. 

Das Regenjahr 2021 hat gezeigt, dass Mulch den Boden auch vor starkem Regen schützen kann. Zwar sei das Material zeitweise zwischen den Kohlpflanzen geschwommen, im Vergleich zur Nachbarparzelle ohne Mulch entwickelte sich die Kultur aber deutlich besser. Der Bio-Gemüsehof Dickendorf erklärt dies damit, dass die Energie der prasselnden Tropfen abgepuffert wird, was eine Verschlämmung oder Verkrustung der Bodenoberfläche verhindere. Sie bleibe stabil und die Poren geöffnet, sodass das Regenwasser rasch versickern kann. Erosion ist somit ebenfalls vorgebeugt.

Für die anstehende Kabisernte zeigte sich Xaver Heller am 21. September 2022 erwartungsvoll. Teilweise hätten die Köpfe ein Gewicht von 10 kg erreicht. Sie werden mit einem Vollernter für Schöni-Sauerkraut geerntet. «Anschliessend werde ich die Blätter runterschlegeln, mit dem Geohobel das Saatbeet bereiten und später das Gemenge für die Mulch-Mischung säen», erklärt der Landwirt. Die Betriebsleiter sehen in dieser Anbauform grosses Potenzial und wollen sie weiterführen.

Betriebsspiegel Erlenhof
LN: 35 ha
Betriebsform: Generationengemeinschaft, Bio
Kulturen: Weizen, Kabis, Sonnenblumen, Braunhirse, Zwischenfrüchte/Gründüngungen über den Winter für Mulchmaterial
Tierbestand: 35 Mutterkühe, 160 Mastschweineplätze
Besonderes: 110 Aren eigenes Direktvermarktungssystem mit Abos für den Zugang zur Fläche
Weitere Informationen: www.mein-hof.ch