«Zufriedenheit kann man lernen.» Dieser Meinung ist die ehemalige Landfrauenköchin Sabrina Stadelmann. Als Referentin bereicherte sie am Dienstag unter dem Motto «Zufriedenheit ist hausgemacht» den Solothurner Bäuerinnen- und Landfrauentag am Wallierhof in Riedholz SO. Während ihrem Referat und der anschliessenden grossen Gesprächsrunde im Plenum wurde eines deutlich: Jede und jeder ist für die eigene Zufriedenheit selbst verantwortlich.
Doch Zufriedenheit zu erlangen, bedeutet Arbeit, viel Arbeit. Die Bäuerin erzählte offen, humorvoll und erfrischend, aber auch sehr ehrlich aus ihrem Leben mit schönen Seiten. Sie verheimlichte jedoch auch die Schattenseiten, die sie selbst erlebt, nicht. Bei der anschliessenden Gesprächsrunde haben sich die Bäuerinnen und Landfrauen ebenso offen und zuweilen auch emotional gezeigt.
Die «Landfrauenküche» machte sie bekannt
Sabrina Stadelmann dürfte vielen von der SRF-Sendung Landfrauenküche her ein Begriff sein. Sie war im Jahr 2021 Teilnehmerin und liess die Schweiz in ihren Alltag, im luzernischen Sörenberg blicken. Dort bewirtschaftet sie mit ihrem Mann einen Milchwirtschaftsbetrieb in der Bergzone 3. Gesamthaft gehören 207 Hektar Land zum Betrieb. Jedoch nicht alles könne bewirtschaftet werden, beschwichtigte sie. Gemeinsam hat das Paar zwei Kinder.
Mut ist eine Zutat für Zufriedenheit
Für Sabrina Stadelmann bedeutet Zufriedenheit Arbeit, Mut und Dankbarkeit. Ihre Arbeit mache ihr Spass und sie daher auch zufrieden. Mut sei nötig, um für sich selbst einzustehen, Ideen einzubringen und diese auch gegen aussen zu vertreten. «Mut ist eine wichtige Zutat für Zufriedenheit.» Diese Zutat sei genauso wichtig, wie die Hefe im Brotteig. Ohne sei alles nur schwer und flach, erklärte die Referentin.
Neid ist fehl am Platz
Und sie machte deutlich: «Zufriedenheit wächst, wenn man lernt, sich selbst zu mögen.» Jede und jeder sollte sich öfters mal selbst auf die Schulter klopfen und sagen: «Ich bin gut, wie ich bin.» Wenn man dann auch noch Dankbarkeit für das empfinde, was man habe, und nicht nur das bedauere, was man eben nicht habe, stelle sich Zufriedenheit ein. Denn allzu oft sind Frauen ihre strengsten Kritikerinnen und vergleichen sich dabei übermässig mit anderen. «Schau bei dir, was du alles tust! Schau, was du alles hast, nicht was andere mehr haben», forderte sie die Frauen auf. Sie ist sich jedoch bewusst, dass der Weg zur Zufriedenheit ein steter Prozess ist.
Die Suche nach eigenen Platz
Sabrina Stadelmann selbst hat einen bewegten Prozess hinter sich. Die frisch 40-Jährige erzählte, wie sie als Stadtmensch auf den Hof ihres Mannes gekommen ist: «Welten sind da aufeinandergeprallt.» Wo Generationen zusammenleben, können Probleme auftauchen. Oftmals habe es geheissen: «Dies und das haben wir immer schon so gemacht.»
Sie aber wollte wissen, warum das immer schon so gemacht wurde und auch mal Änderungen anstossen. Neue Ideen einzubringen, habe aber viel Mut erfordert. «Seinen Platz zu finden, ist nicht einfach.» Und manchmal suche sie immer noch, bekannte sie und hat damit wohl so mancher Teilnehmerin aus dem Herzen gesprochen.
In ihren Erzählungen verheimlichte Sabrina Stadelmann die Schwierigkeiten mit ihren Schwiegereltern, und besonders der Schwiegermutter, nicht. Auch da fühlte sich so manche Anwesende angesprochen, wie in der Diskussion deutlich wurde. Die Referentin betonte mehrfach die Wichtigkeit, immer wieder zusammen zu reden und dabei seine eigenen Grenzen klar aufzuzeigen. Dies auch, wenn das beim Gegenüber nicht gut ankomme.
Der Respekt muss bleiben
Weiter erzählte Sabrina Stadelmann, dass sie ihrer Schwiegermutter trotz aller Reibungspunkte Respekt, Anerkennung und Wertschätzung entgegenbringe. Auch wenn sie vieles unterschiedlich machen würden, hätten sie beide dasselbe Ziel: Dass es der Familie gut geht und der Betrieb läuft.
Sabrina Stadelmann machte auch deutlich, dass sie stolz auf ihre Schwiegermutter und alle Frauen dieser Generation und darauf ist, was sie alles erreicht haben: «Diese Frauen haben dafür gekämpft, dass wir einen Beruf lernen dürfen.» Zudem vertraue sie jederzeit ihre Kinder der Schwiegermutter blind an, im Wissen, dass sie bei ihr gut betreut seien.
Auch aus dem Plenum wurde betont, wie wichtig es sei, einander, trotz aller Schwierigkeiten und Unstimmigkeiten, Respekt entgegenzubringen. «Ich habe viel umgegraben, im Boden und auch bei mir selbst», erzählte Sabrina Stadelmann weiter. Dann verglich sie den Weg zur Zufriedenheit mit der Arbeit im Garten, wo umgegraben und gesetzt werde, wo man wachsen lassen und jäten müsse und dann später ernten könne. Deutlich machte sie, wie wichtig es sei, jederzeit der eigenen Kraft Sorge zu tragen und sich Auszeiten zu nehmen.
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5 Fragen an Sabrina Stadelmann
Was bedeutet für Sie Zufriedenheit?
Jeden Tag aufstehen und meinen Weg gehen zu dürfen.
Wie gehen Sie mit Zeiten um, in denen sich Zufriedenheit trotz aller Bemühungen nicht einstellen will?
Ich nehme sie einfach an und akzeptiere sie. Augen zu und durch, es kommen wieder bessere Zeiten.
Welche Alltagstätigkeiten machen Sie zufrieden?
Draussen in der Natur und mit den Tieren zu arbeiten.
Welche stören Ihre Zufriedenheit?
Stallfenster putzen (lacht). Musik in die Ohren, am besten AC/DC, hilft.
Was ist Ihr Rezept für Entspannung?
«Ds Bärg ga», auch wenn es körperlich anstrengend ist.