Das Video zeigt eine Kuh, die sich ausgiebig von einer Bürste massieren lässt – zunächst am Kopf, dann am Hals und schliesslich am Rücken. Das Tier findet offensichtlich Gefallen daran. Am Schluss hüpft es mit mehreren Sprüngen freudig davon.

 

7'500 Personen haben das halbminütige Video auf der Internet-Plattform Instagram gelikt, über 260'000 Mal wurde es weltweit aufgerufen, 500 Leute haben es kommentiert. So schreibt zum Beispiel die Nutzerin "Brittneybegood": "Amazing! It’s really nice to see happy cows". Was auf Deutsch so viel heisst wie: "Fantastisch! Es ist toll, glückliche Kühe zu sehen."

Die kurze Filmsequenz mit Fleckvieh-Kuh Rolina, über welche sogar die britische Bauernzeitung "Farmers Guardian" berichtete, hat Marina Boller auf einen Schlag bekannt gemacht – und ihr viele Fans rund um den ganzen Globus gebracht. Über 5'000 Personen folgen mittlerweile der Aargauer Bäuerin auf Instagram. Zum Vergleich: Bio Suisse zählt rund 1'900 Abonnenten, IP-Suisse 500.

Verspielte Bilder

Marina Boller ist seit August 2016 auf Instagram aktiv. Sie veröffentlicht dort unter hofhabsburg vor allem eines: Fotos von ihren Kühen – aufgenommen von unten, von oben, schräg von der Seite, auf der Weide, im Laufstall, im Melkstand. Mal sind es Nahaufnahmen eines Kuhrückens oder eines Kuhmauls, mal ein neugeborenes Kalb, mal eine Kuh, die mit ihrer Zunge die Nasenlöcher poliert.

Bäuerin Boller spielt mit dem Licht, mit der Perspektive, mit der Schärfe. Das Resultat sind verspielte, stimmungsvolle und ungekünstelte Bilder. Diese zeigen Kühe als neugierige und empfindliche Wesen und nicht einfach nur als Nutztiere.

Marina Boller will mit ihren Bildern Einblick in das Leben auf ihrem Bauernhof geben. Vor allem aber möchte sie zeigen, was für liebevolle Tiere Kühe sind. "Die Wertschätzung gegenüber Nutztieren sollte viel höher sein", betont die Bäuerin. Kühe würden eine riesige Leistung erbringen. Marina Boller, die zunächst eine KV-Lehre absolvierte und erst als 30-Jährige zur Landwirtschaft kam, sagt: "Ich habe mich so in diese Wesen verliebt."

2 Stunden pro Instagram-Beitrag

Bäuerin Marina Boller veröffentlicht durchschnittlich 1 bis 2 Bilder pro Woche auf Instagram. Der Aufwand dürfe nicht unterschätzt werden, warnt sie. "Einfach nur auf der Weide rumzuspazieren und zu fotografieren, reicht nicht", stellt die 33-Jährige klar. Man müsse sich Zeit nehmen für die Beobachtung, mal vor eine Kuh oder in die Herde stehen – und schauen, was passiert.

Marina Boller knipst zwar oft einfach mal drauflos. Sie veröffentlicht aber nur Bilder, die etwas hermachen. Die Bäuerin, die von Kindsbeinen an fotografiert, ist in dieser Hinsicht ehrgeizig. "Ich habe einen Standard und den will ich auch halten." Die Fotos schiesst Marina Boller ausschliesslich mit ihrem Smartphone, dieses hat sie stets griffbereit in der Hosentasche. Nach dem Fotografieren bearbeitet die Bäuerin die Bilder und verfasst einen kurzen Text dazu – auf Englisch, weil viele ihrer Fans aus dem Ausland sind. Im Schnitt sind es rund 2 Stunden, die Marina Boller für einen Instagram-Beitrag aufwendet.

Marina Bollers Bilder finden bei ihren Fans grossen Anklang. Diese liken die Kuh-Fotos vom Hof Habsburg rege und schreiben fleissig Kommentare. Nicht immer sind diese positiv. Auf negative Reaktionen hat Marina Boller früher noch geantwortet, mittlerweile löscht sie diese umgehend und blockiert die entsprechenden Personen. "Es ist mein Profil und ich bestimme, was hier geschrieben wird", betont die Bäuerin.

Gefragt, ob ihr nicht langsam die Motive auszugehen drohen, antwortet Kuh-Fotografin Boller lächelnd: "Es gibt so viele Möglichkeiten, Kühe in Szene zu setzen."

Mehr über Marina Boller auf ihrer Webseite hofhabsburg.ch

Lid