Es wird dann schon einfacher – irgendwann. Und wir warten, immer ungeduldiger, ja manchmal schon verzweifelt – und fragen uns: Wann ist denn irgendwann? Forschung und Technik machen laufend Fortschritte und da ist kaum eine Grenze in Sicht. Wir sind weltweit digital vernetzt, können mit nur einem Mausklick Millionen von Menschen erreichen. Vieles ist beeindruckend und sehr oft auch ein Segen, wenn ich mir zum Beispiel vorstelle, dass vor dem Erfinden des Penicillins schon kleinste Infektionen zum Tod führen konnten. Doch dieser stetige Vorwärtstrend kann auch zum Fluch werden. Immer öfter kommt man im Alltag an seine Grenzen. Bereits bei einfachen Geräten ähneln Gebrauchsanweisungen vom Umfang her einem Harry-Potter-Buch. Und um es dann noch umsetzen zu können, wären oft auch Kräfte dieses Zauberlehrlings gefragt.

Bei der Zonenwahl hilft auch ein Fusstritt nichts

Spontan Zug fahren und noch schnell am Bahnhofschalter ein Ticket lösen – geht meist nicht mehr. Und die Automaten sind für «ungwahneti» ÖV-Fahrerinnen wie mich überhaupt nicht benutzerfreundlich, besonders, wenn die Zeit knapp ist. Ich höre schon das Pfeifen des Kondukteurs, wenn ich mich noch mit der Frage der Zonenwahl rumschlage. Dies sind dann solche Momente, bei denen ich mir sehnlichst «die gueti auti Zyt» zurückwünsche, ich aber einsehen muss, dass auch ein gezielter Fusstritt und unschöne Worte nichts zur Beschleunigung des Prozesses beitragen können. «Aber mängisch wohlets.» Ein pensionierter Bauverwalter erzählte mir, dass er noch eine Zeit erlebt hat, als eine Baueingabe für ein Einfamilienhaus auf einem A4-Blatt Platz fand. Heute füllt dasselbe Bauvorhaben mehrere Ordner, beschäftigt verschiedenste Ämter und um die Dokumente überhaupt verstehen zu können, benötigt man bald eine juristische Ausbildung.

Im direkten Gespräch ginge so manches einfacher

Das Computerzeitalter hat uns voll im Griff. Vieles ist besser geworden – einfacher aber nicht. Unter anderem in der Pflege weiss ich von menschlich und fachlich sehr kompetenten Personen, die vorzeitig aus dem Beruf aussteigen, weil sie mit den komplizierten digitalen Dokumentationen nicht mehr zurechtkommen. Solche Abgänge kann sich der Arbeitsmarkt aber eigentlich nicht leisten. Viel zu viel Zeit fällt der Bürokratie zum Opfer, die am Patientenbett oder in der Werkstatt verloren geht. Zu oft werden Probleme schriftlich hin und her kommuniziert, die mit einem Gespräch am runden Tisch zufriedenstellender und in kurzer Zeit hätten gelöst werden können. Irgendwann wird es besser – aber könnte irgendwann denn auch zu spät sein?

Den Wegweiser zurück in die richtige Richtung drehen

Juristisch keine Fehler zu machen und stets nach Höherem zu streben scheint oft wichtiger zu sein, als mit gesundem Menschenverstand nach gemeinverträglichen Lösungen zu suchen. Ich wünschte mir in Führungspositionen und in der Politik Menschen, die auch einmal den Mut haben, einen Schritt zurückzumachen. Nämlich dann, wenn die Wegweiser in eine falsche Richtung zeigen. Möglicherweise würde die Welt dann – irgendwann – wieder etwas einfacher?