Ohne intensive Pflege verwalden Kastanienhaine in wenigen Jahren. Für den Erhalt dieses Kulturerbes engagieren sich zahlreiche Personen, öffentliche Institutionen und Unternehmen. Der Schweizer Heimatschutz würdigt mit dem Schulthess Gartenpreis 2022 die Associazione dei castanicoltori della Svizzera italiana, die seit 1999 diese Kräfte bündelt und vernetzt.

Aufwändige Pflege

Die Kastanienkultur gehört zur italienischsprachigen Schweiz, wie auch die zahlreichen Feste im Herbst zeigen. Doch Pflege und Bewirtschaftung der Bäume und Selven ist aufwendig und verlangt viel Handarbeit. Diese Bewirtschaftung lohnte sich je länger je weniger.

Gegen den schleichenden Verlust der Traditionen und die Verwaldung der Selven begann sich in den 1980er-Jahren Widerstand zu bilden. Erste Projekte zur Wiederherstellung starteten, vielerorts ent-standen lokale Initiativen zur Förderung der Kastanie. Die öffentliche Hand schuf zudem Möglichkeiten, diese Arbeiten zu unterstützen.

Wieder eine Zukunft

Dank des Netzwerkes der Associazione dei castanicoltori della Svizzera italiana sind die Selven heute Naherholungsgebiete, touristische Attraktionen und Hotspots der Biodiversität. Durch die Pflege der Kulturlandschaften und die Entwicklung von innovativen Produkten entwickelten sich neue Möglichkeiten, um mit der Kastanie wieder Geld zu verdienen.

Sinnbildlich für die Tätigkeit der Vereinigung stehen zwei Selven in Cademario und Biasca, in denen sämtliche bekannten Kastaniensorten des Tessins als genetischer Pool für die Zukunft gepflegt werden. Vom Wissen, das in diesem Netzwerk versammelt ist, profitieren auch Organisationen, die sich in anderen Kantonen ebenfalls für die Kastanienkultur einsetzen.