In Schwarzenbach, Gemeinde Huttwil BE, wird den ganzen Sommer über Theater gespielt. Auf dem Areal des Spycher Handwerk von Familie Grädel wird das Freilichtspiel «Burechrieg» uraufgeführt. Die BauernZeitung hat mit dem OK-Präsidenten Amos Grädel über die Entstehung des Theaters gesprochen.
Das Freilichtspiel findet zum ersten Mal statt. Wie ist es dazu gekommen?
Amos Grädel: Das Freilichtspiel «Burechrieg» war ursprünglich für die Uraufführung 2020 geplant. Der Initiator und Organisator ist der hiesige Tourismusverein Pro Regio Huttwil um Walter Rohrbach, langjähriger Mitarbeiter beim Verein. Die Geschichte des Bauernkrieges ist stark mit Huttwil verbunden, fand doch hier in Huttwil eine grosse Landsgemeinde inklusive Bauernschwur statt. Ein Denkmal erinnert noch heute an diesen geschichtsträchtigen Moment. Das Vorhaben des Freilichttheaters fiel dann jedoch Corona zum Opfer und wurde eine Zeit lang auf Eis gelegt. Anfang 2023 wurde die Planung wieder aufgenommen.[IMG 2]
Woher stammt das Stück?
Gerhard Meister hat das Stück geschrieben. Als Grundlage diente die Geschichte des Schweizer Bauernkrieges von 1653, in der die Region Huttwil eine massgeblichen Rolle spielte. Der Autor stammt aus der Region und befasste sich intensiv mit der Schweizer Geschichte und dem Bauernführer Niklaus Leuenberger. Meister hat das Stück eigens für das Freilichtspiel in Huttwil geschrieben. Angepasst ans heutige Zeitalter zeigt es, wie damals die Frauen damit umgingen, dass ihre Männer in den Krieg eingezogen wurden und sie die Arbeit auf den Höfen alleine stemmen mussten. Natürlich kommen auch Niklaus Leuenberger, seine Familie und die Bauernkrieger nicht zu kurz.
Wer ist für die Organisation dieser Aufführung zuständig?
Wir sind ein OK mit 13 Personen aus der Region Huttwil. Die OK-Mitglieder und Pro Regio bringen dank der Veranstaltung des historischen Handwerkermarktes oder des Weihnachtsmarktes Huttwil viel Erfahrung in der Organisation von Grossveranstaltungen mit. Diese Erfahrung, etwa im Bereich Bühnenbau oder Festwirtschaft, ist zentral für uns. Im Bereich Theater beziehen wir uns auf die langjährige Theater-Erfahrung von Ulrich Simon Eggimann, unserem Regisseur. Da ist natürlich vieles neu.
Was waren bislang die grössten Schwierigkeiten?
Ganz klar die Suche nach den Schauspielern, vor allem nach jungen Männern, die im Stück in den Krieg ziehen. Die jungen Bauern sind im Juli auf den Feldern beschäftigt und können oder wollen nicht vier Wochen fix verplanen. Dazu kommt die ganze Probezeit seit Anfang Januar. Da Erfahrungswerte fehlen, sind die Zuschauerzahlen die grösste Unbekannte.
Werden die Rollen von Profi-Schauspieler(innen) gespielt oder sind es Laiendarsteller?
Ausser der Hauptfigur Leuenberger, die vom Schauspieler Fabian Guggisberg gespielt wird, sind alle Rollen mit Laienschauspielern besetzt. Viele bringen jedoch Erfahrung im Theaterspielen mit. Alle sind sehr motiviert mit dabei und helfen auch Plakate aufzuhängen und Flyer zu verteilen.
Wie viele Personen arbeiten an diesem Projekt?
Inklusive der Statisten und Sänger(innen) spielen 96 Personen mit. Seit Januar wird ein- bis zweimal pro Woche geprobt. Daneben sind rund 100 Helferinnen nötig. Pro Helfer werden durchschnittlich fünf bis sechs Einsatztage, verteilt über den ganzen Aufführungsmonat, geleistet. Die Leistung aller Beteiligten ist riesig!
Wie wurden die Schauspieler(innen) gefunden?
Wir haben die regionalen Vereine angeschrieben, Anzeigen geschaltet, den Gymer kontaktiert und auch viele persönliche Kontakte getätigt. Am Ende ist das Persönliche sehr wichtig, so haben auch die Mitmachenden weitere motiviert mitzumachen.
Können Sie den Aufführungsort näher beschreiben? Was zeichnet ihn aus?
Spielort ist unser Bauernhof Spycher Handwerk. Er eignet sich von der Infrastruktur – Parkplätze und Festwirtschaft – her sehr gut. Zudem liegt der Spielort naturnah, mit Wiesen rundherum und Wald im Hintergrund. Auf dem Spielgelände ist das Moderne weit weg, sodass man sich wirklich in eine frühere Zeit versetzt fühlt.
Wie viele Plätze bietet die Tribüne?
Die Tribüne bietet 616 Plätze. Total können fast 10'000 Personen das Stück sehen.
Was passiert bei Regentagen?
Die Tribüne ist gedeckt. So kann auch bei Regen gespielt werden. Gespielt wird von Donnerstag bis Sonntag. Montag und Dienstag sind Ausweichtage, falls eine Aufführung wegen Gewitter oder Starkregen abgesagt werden müsste. Das hoffen wir aber nicht.
Bleibt das diesjährige Stück eine einmalige Sache, oder sind weitere Aufführungen bereits geplant?
Grundsätzlich ist es als einmalige Sache geplant. Der Aufwand ist enorm gross, besonders für die Schauspieler und Sängerinnen. Sollte der Erfolg riesig sein, könnte man sich vielleicht in ein paar Jahren eine Neuauflage überlegen. Wir, die Familie Grädel, leben ja nach dem Motto: Sag niemals nie. Also, wer weiss …
Weitere Informationen
www.burechrieg2025.ch
www.spycher-handwerk.ch