Soziale Situation der BauernfamilienBLW veröffentlicht Studie: Frauen werden immer wichtiger für die Betriebe – auch finanziellDonnerstag, 27. Oktober 2022 Zuallererst sind die Bezeichnungen «Betriebsleiter» und «Betriebsleiterin» administrative Begriffe, die nicht über die Bedeutung oder Qualität der Arbeit von Männern oder Frauen auf einem Bauernhof aussagen. Daran erinnert Agristat, der statistische Dienst des Schweizer Bauernverbands (SBV) in seiner neusten Ausgabe. Trotzdem ist es im Sinne der Gleichstellung bedenklich, dass der Frauenanteil unter den Schweizer Betriebsleitern lediglich 7,1 Prozent beträgt.

In der Rangliste weit hinten

Agristat hat sich dem Thema Betriebsleiterinnen angenommen und unter anderem die Zahlen der Schweiz mit dem Ausland verglichen. Zwar sei der Anteil weiblicher Betriebsleiter hierzulande von 4,9 Prozent im Jahr 2007 ab 2011 stetig gestiegen, um heute bei 7,1 Prozent zu liegen. Im europäischen Vergleich rangiert die Schweiz aber lediglich vor Malta und den Niederlanden (mit 6 bzw. 5 Prozent Betriebsleiterinnen) abgeschlagen auf den hinteren Plätzen. Der Abstand zu den Spitzenplätzen im Baltikum ist gross:  Lettland und Estland weisen einen Frauenanteil von 45 Prozent aus. Der EU-Durchschnitt liege bei 29 Prozent, die Nachbarländer Deutschland und Frankreich haben Quoten von 10 bzw. 21 Prozent.

Zwischen 3,8 und 16 Prozent je nach Kanton

Auch innerhalb der Schweiz gibt es grosse Unterschiede, stellt Agristat weiter fest. Die tiefste Betriebsleiterinnen-Quote gibt es im Kanton Nidwalden mit 3,8 Prozent, am höchsten ist sie mit 16 Prozent im Tessin. Über die Gründe kann man spekulieren, aber auch statistische Zusammenhänge herstellen – ohne davon auszugehen, dass es sich um Kausalitäten handelt.

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Je nach Grenznähe, Sprache und Viehbestand

Die Daten aus der Schweiz zeigen, dass der Frauenanteil unter Betriebsleitenden höher ist in…

  • Grenzkantonen
  • Kantonen mit lateinischer Sprache
  • Kantonen mit tiefer Viehdichte (GVE/ha)
  • Kantonen mit höherer Bevölkerungsdichte

Die Viehdichte habe den signifikantesten und stärksten Einfluss auf den Anteil Betriebsleiterinnen, so Agristat. Mit Sprache (und damit auch Grenznähe), Vieh- und Bevölkerungsdichte lassen sich rund 2/3 der kantonalen Unterscheide in der Frauenquote erklären.

Selten in Tierhaltung und Veredelung

Betrachtet man die Bauernhöfe, die von Frauen geführt werden, fällt der hohe Anteil Ackerbaubetriebe auf (16,2 Prozent). Es folgen Dauerkulturen (13 Prozent), Gartenbau (8,5 Prozent) und Weidevieh (6,3 Prozent). Am seltensten sind Veredelungs- und Tierhaltungsbetriebe in Frauenhand (4,2 respektive 3,7 Prozent).

Der Austausch mit den Nachbarländern (Grenznähe) und eine hohe Bevölkerungsdichte helfen, alte Rollenbilder aufzuweichen, mutmasst Agristat. Der statistische Dienst nennt ein Indiz dafür, dass der Anteil Betriebsleiterinnen dereinst steigen wird: 2022 haben sich 40 Frauen zu Betriebsleiterinnen mit eidgenössischem Fachausweis ausbilden lassen, was 12,3 Prozent der Absolvent(innen) entspricht.

AboOb Bäuerin, Landwirtin, Lebenspartnerin eines Bauern oder Betriebsleiterin: Die Frauen in der Landwirtschaft suchen sich vermehrt eine Lebensform, die zu ihnen passt – unabhängig von Erwartungen und alten Rollenbildern. BäuerinnenFrauen auf dem Land bestimmen ihre Rolle selbstFreitag, 5. Mai 2023