Der Wecker hat Sonja Vogt-Meyer diese Nacht um 2 Uhr 30 aus dem Schlaf geholt. Seither war sie auf den Beinen. Und seit zehn Uhr morgens klingelt es alle paar Minuten an der Haustüre. Aber die Frau wirkt kein bisschen zerknittert, sondern begrüsst jeden Besucher und jede Besucherin strahlend. Keine Frage - sie ist in ihrem Element. Jede Dienstagnacht bäckt sie Brot und verkauft es tagsüber im kleinen Hofladen im Hauseingang.

[IMG 2]

Steckbrief

Name: Sonja Vogt-Meyer
Alter: 53 Jahre
Beruf: Lehrerin
LN: 36 ha
Viehbestand: tierloser Betrieb

Fertigpizza kommt nicht in den Ofen

Von Beruf ist Sonja Vogt-Meyer Lehrerin, sie unterrichtet auf der Oberstufe die Fächer «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt» und Englisch. 

[IMG 3]

Als gelernte Hauswirtschaftslehrerin kocht sie gerne, und zwar mit frischen, selbst zubereiteten Produkten. «Eine Fertigpizza habe ich noch nie in den Ofen geschoben», verrät sie. Ihre grösste Leidenschaft im Haushalt ist das Brotbacken. Das faszinierte sie schon als Teenager, damals noch ein Stadtkind. Später zügelte sie aufs Land zu ihrem Mann, einem Landwirt in Scherz. Die beiden wurden in den folgenden Jahren Eltern von drei Kindern, Sonja Vogt-Meyer arbeitete weiterhin als Lehrerin. Irgendwann begann sie, sich mit den Geheimnissen des alten Holzofens im Bauernhaus vertraut zu machen. Und seither bäckt sie wieder Brot.

[IMG 4]

Zweimal das Salz vergessen

DossierWir sind für Sie dabei«SRF bi de Lüt – Landfrauenküche» 2021Montag, 8. November 2021«Zweimal das Salz vergessen und einmal zu dunkles Brot», gibt sie Auskunft über die wenigen Fehlschläge der vergangenen Jahre. Heute verarbeitet sie rund 60 Kilo Mehl an ihrem wöchentlichen Backtag. Es ist jedes Mal ein freudiger Moment, wenn sie das Brot aus dem Ofen holen kann. Weniger Freude macht der Wecker um 2 Uhr 30, «das ist der unangenehmste Moment». Da hilft Routine: Alles steht genau an seinem Platz und sie kann sofort loslegen.

Die Milchkühe wurden verkauft

Bei der Frage nach den Flächen der Ackerkulturen auf dem Betrieb kramt die 53-Jährige einen Spick aus der Tasche – das ist nicht ihr tägliches Brot. Sie unterstützt ihren Mann nach Bedarf auf dem Feld, hat aber nebst der Haus- und Familienarbeit keine fixen Verpflichtungen auf dem Betrieb. Anfangs war sie noch regelmässig im Stall. Aber vor 16 Jahren verkaufte Daniel Vogt seine Milchkühe und stellte auf einen reinen Ackerbaubetrieb um. Er produziert Dinkel, Raps, Zuckerrüben und Verarbeitungsgemüse, bewirtschaftet Wald und eine Christbaumkultur, betreibt mit der Holzschnitzelheizung auf dem Betrieb einen Wärmeverbund.

[IMG 5]

Der Tierhaarallergiker atmete auf

Sie vermisse die Kühe, sagt Sonja Vogt-Meyer, «ich habe es geliebt, im Stall zu sein.» Aber sie sehe das rückblickend wohl etwas romantisch. «Das war ein Abenteuer für mich, nicht mein Alltag.» Und sie schätze es natürlich schon sehr, unbesorgt Ferien machen zu können, Sitzungen und Weihnachtsfeiern schon vor halb acht Uhr abends zu starten. Zudem atmete ihr Mann auf dem tierlosen Betrieb auf: Es stellte sich heraus, dass er unter einer starken Tierhaarallergie leidet.

Die Sorgen im Vorfeld

Sonja Vogt-Meyer macht keine halbbatzige Sachen. Ihr Beruf als Lehrerin, das Brotbacken, der Blumengarten: Wenn sie über ihre Leidenschaften spricht, gerät sie in Fahrt. So bezeichnet sie sich auch als totalen Fan von «SRF bi de Lüt - Landfrauenküche», hat die Sendung immer geschaut und sich gesagt: «Das könnte ich doch auch.» Und dann meldete sie sich eines Tages tatsächlich an. «Was alles auf dich zukommt, merkst du erst, wenn es schon läuft», sagt sie mit einem leisen Seufzer.

[IMG 1]

Fünf Fragen an Sonja Vogt-Meyer

Mein Lieblingsessen als Kind: Hörnliauflauf mit Schinken und Knusperkruste
Das esse ich (heute) nicht gerne: Immer weniger Fleisch
Meine Küchenwunderwaffe: Meine grosse Knetmaschinen
Meine Lieblingsarbeit in der Küche: Würzen – leider wird oft die Zeit knapp
Diese Küchenarbeit finde ich öde: Kartoffeln schälen

Ihre grösste Sorge im Vorfeld der Dreharbeiten: «Kriege ich daneben meine Alltagsarbeit so hin, wie ich sollte?» Frühere Teilnehmerinnen gaben ihr den Rat, sich nicht stressen zu lassen, sondern das Ganze einfach zu geniessen.

[IMG 6]

Das ist gar nicht so leicht für eine wie sie, die ihre Arbeit am liebsten perfekt macht. Aber nachdem sich die Teilnehmerinnen der Landfrauenküche zum ersten Mal zum gemeinsamen Essen getroffen hatten, verstand sie den Tipp: «Es war ein super Erlebnis – einfach gut.»

Am Abend sind die Regale leer

Wer durch Scherz spaziert, merkt schnell, wenn im Unterdorf Backtag ist. Brotduft zieht durch die Strasse, auf dem Hofplatz steht ein grosser Koffer mit bunten Sirup- und Konfigläsern aus dem Hofladen-Sortiment. In den Rabatten daneben blühen üppig die Herbstblumen; Sonja Vogt-Meyer lässt ihre geliebten Blumen wild und bunt wachsen. Ab und zu bindet sie einen Strauss, aber am liebsten mag sie sie im Garten. Dort leuchten sie jetzt auch für die Kundschaft, die immer noch fleissig an der Haustüre klingelt. Sonja Vogt-Meyer bedient weiterhin voller Elan. Bis sie schliesslich das letzte Brot aus dem Regal nimmt – wie gewöhnlich ist sie auch an diesem Abend ausverkauft.

Mitmachen und Gewinnen

[IMG 8] Machen Sie mit bei unserem grossen Wettbewerb. Es gibt Preise im Gesamtwert von über 10'000 Franken zu gewinnen, unteren anderem verlosen wir 7-mal den Dampfreiniger von Kärcher, 24-mal einen Pastakorb von Bschüssig und viele weitere tolle Preise. 
Jetzt mitmachen