Erst kommt die 13-jährige Elena zum Grüezi sagen kurz vorbei. Dann streckt Kilian, 11, den Kopf in die Küche. «Es sind Schulferien, heute geht es bei uns ruhig zu», sagt Irène Meier, während sie Kaffee einschenkt. Patrick, der älteste Sohn, darf mit 17 erstmals einige Ferientage mit Kollegen im nahen Ausland verbringen. Und die 15-jährige Lara geniesst einen gemütlichen Vormittag in ihrem Zimmer.
Mit ihrer Familie lebt Irène Meier in Alosen, einem Dorf oberhalb der Gemeinde Oberägeri ZG, wo auch die Schule ist. «Es gibt keinen Schulbus, alle Kinder von Alosen fahren mit dem offiziellen ZVB- Bus zur Schule», antwortet Irène Meier auf die Frage nach dem Schulweg. «Dadurch kennen sich alle Kinder im Ort, von den Kleinen bis zu den Grossen, das bringt viel Zusammenhalt.» Den Weg zur Haltestelle legen die Kinder der Familie mit dem Velo oder dem Kickboard zurück – im Winter oft querfeldein über Land zu Fuss.
Irène Meier und ihr Mann Pirmin bewirtschaften einen Hof mit rund 54 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche. Zum Betrieb gehören 55 Milchkühe und gleich viel Jungvieh und Aufzuchtkälber. Die rund 20 eigenen Mastkälber werden ebenfalls auf dem Hof mit Vollmilch ausgemästet. Dazu kommen 280 Legehennen, deren Eier via Hofladen und im Direktvertrieb verkauft werden, unter anderem an regionale Restaurants.
Eine bewährte Betriebsgemeinschaft
Seit zwölf Jahren besteht eine Betriebsgemeinschaft mit einer Nachbarsfamilie. «Die beiden Männer arbeiten Vollzeit auf dem Betrieb», erklärt Irène Meier. «Das gibt mehr Abwechslung bei der Arbeit und klappt gut.» Zudem haben beide Familien durch die Betriebsgemeinschaft grundsätzlich jedes zweite Wochenende frei, vorausgesetzt, es steht kein Heuen oder Emden an. Sandra Hugener, die Frau des anderen Betriebspartners, ist gelernte Buchhalterin. «Davon profitiert unsere Familie ebenfalls. Sie übernimmt viele administrative Aufgaben und sorgt dafür, dass in der Betriebsführung alles bestens organisiert ist.»
Aufgewachsen ist Irène Meier ebenfalls auf einem Landwirtschaftsbetrieb. «Gleich hinter dem Hügel», sagt sie. «Beim Rothenthurmer Hochmoor». Die Eltern führten einen reinen Milchbetrieb, der Vater arbeitete im Winter zusätzlich auf dem Bau. Die viele Handarbeit auf dem kleinen Hof war hart, nicht zuletzt, weil ihr Vater jahrzehntelang an schmerzhafter Gicht litt. Er hatte den Betrieb von seinen Eltern übernommen, war kein Bauer aus Überzeugung. «Eigentlich wäre er lieber Maschinist geworden», erinnert sich Irène Meier. Er ist inzwischen verstorben, doch sie denkt oft daran, mit wie viel Durchhaltewillen er den Betrieb trotz allem geführt hat. Da keines der vier Kinder den Hof übernehmen wollte, pachteten Irène und Pirmin Meier den Betrieb und das dazugehörige Land, das der Korporation Oberägeri gehört.
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Sie kannten sich von der Fasnacht
Ihren Mann kennt sie schon seit Jugendtagen. «Die Fasnacht verband uns schon früh», sagt Irène Meier mit einem Schmunzeln. Im Februar 2003 seien sie zusammengekommen: «Ich hatte gerade meine Ausbildung als Kindergärtnerin abgeschlossen. Sein Humor und sein Aussehen haben mir gefallen – und dass er tanzen konnte», erzählt sie mit leuchtenden Augen. Pirmin Meiers Vater war ein Jahr zuvor an Leukämie gestorben. Der junge Landwirt übernahm den Betrieb bereits mit 20 Jahren, direkt nach der Sommer-RS und der landwirtschaftlichen Ausbildung.
Irène Meier deutet auf ein grosses Holzkreuz und ein Bänkli, etwas oberhalb des Hofes, mit Sicht auf Weiden, Hügel, Berge und den Ägerisee. Das sei ihr Lieblingsplatz, erzählt sie weiter. «Dort hat mir Pirmin damals erstmals erzählt, wie es ihm nach dem Tod des Vaters ging», erinnert sie sich.
Steckbrief
Name: Irène Meier
Alter: 43
Beruf: Kindergärtnerin
Landwirtschaftliche Nutzfläche: 54 ha
Viehbestand: 55 Milchkühe, 55 Jungvieh und Aufzuchtkälber, 20 Mastkälber, 280 Legehennen
«Zehn intensive Jahre»
Es folgten «zehn intensive Jahre», wie die 43-Jährige sagt. Die Schwiegermutter zog in die Ausserschwyz, die junge Familie baute ein neues Haus, es kamen die vier Kinder. «Wir machten nur jedes zweite Jahr vier Tage frei, mehr lag nicht drin.» In dieser Zeit erhielten wir Unterstützung von Pirmins Geschwistern. Sie halfen bei den Arbeiten auf dem Feld oder übernahmen auch einmal einen Sonntagmorgendienst im Stall. «So konnten wir wenigstens hin und wieder etwas länger im Ausgang sitzen», erinnert sich Irène Meier mit einem Augenzwinkern. Ihr Mann bekam gesundheitliche Probleme mit der Lunge, reagierte stark allergisch auf staubaufwirbelnde Arbeiten im Stall. Seit einigen Jahren nutzt er bei solchen Aufgaben konsequent eine Atemschutzmaske, etwa beim Einstreuen.
Auch heute gäbe es noch viel zu tun, sagt Irène Meier, doch es sei überschaubarer geworden. Sie kümmert sich auf dem Hof vor allem um die Rinder und die Hühner, hilft bei den Feldarbeiten mit und arbeitet mit ihrem Mann zusammen, wenn die Familie Wochenenddienst hat. «Am Samstag- und Sonntagabend übernehmen die Kinder meinen Helferdienst», erzählt sie. «So verlieren sie den Bezug zum Hof nicht.» Und der Haushalt? Irène Meier lacht: «Der kommt manchmal etwas zu kurz. Gut gibt’s in der Schule Ferien – dann versuche ich nachzuholen, was liegen geblieben ist.»
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Drei Klassen in einem Raum
Nach einem Stellenwechsel arbeitet Irène Meier seit diesem Sommer in einem 60-Prozent-Pensum als Grundstufenlehrperson in Oberägeri. Das heisst, sie unterrichtet zusammen mit einer Kollegin in einer altersdurchmischten Klasse – 1. Klässler, grosse Kindergärtner und kleine Kindergärtner lernen gemeinsam in einer Grundstufe. «Wir haben sieben Erstklässler, neun obligatorische und sechs freiwillige Kindergartenkinder», erklärt sie. Ab der zweiten Klasse werden die Kinder dann aus drei Grundstufenklassen zu einer reinen Primarklasse zusammengeschlossen.
Vor dem Stellenantritt hatte sie Bedenken, dass der Kindergarten bei diesem Modell zu stark verschult würde. «Doch das ist überhaupt nicht so. Die Kinder haben genügend Zeit, frei zu spielen», sagt sie. «Gerade das freie Spiel ist mir sehr wichtig: Dort wird so vieles gefördert: Kreativität, soziales Lernen, Sprache, Selbstständigkeit und Problemlösungsfähigkeit. All das kommt im heutigen Alltag der Kinder oft zu kurz.» Etwa die Hälfte der Kinder sei fremdsprachig, viele davon Expats. «Für deren Eltern ist das Schweizer Schulsystem oft noch neu. Sie sind es zum Beispiel nicht gewohnt, dass die Kinder in der Schweiz den Schulweg grundsätzlich allein bestreiten.»
Nach ihren Hobbys gefragt, gibt Irène Meier neben Basteln das Musikmachen an: Sie kann Schwyzerörgeli spielen und ist in einem Alphorn-Frauen-Trio. Dann wäre da noch die Gitarre, doch da würden die Kenntnisse gerade so für die gängigen Kinderlieder reichen. «Ich spiele wie Peach Weber mit drei Akkorden», sagt sie lachend. Doch den Kindern gefalle es. «Bei den Moll-Akkorden werden sie ganz ruhig.»
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Bewährte Rezepte und Eigenkreationen
Die Sendung «Landfrauenküche» schaut sich Irène Meier schon seit Jahren an. Und dieses Jahr meldete sie sich schliesslich an – auch wenn ihr Mann am Anfang wenig begeistert war. «Aber dann hat er sich sehr ins Zeug gelegt.» Für ihr Menü wollte die Zugerin etwas Spezielles, ein Erlebnis – und entschied sich, die auf einer Weide gelegene «Wöschhütte» des Hofs zu nutzen. «Ich habe ein Menü-Konzept mit einem roten Faden entwickelt und das durch alle Gänge durchgezogen», sagt sie. Die Grundprodukte kamen vorwiegend vom Hof. Für die einzelnen Gerichte mischte sie bewährte Rezepte mit Eigenkreationen. Am Drehtag unterstützte sie ihr Bruder Erwin Blattmann. «Er ist nicht nur mein Bruder, sondern auch ein guter Freund.»
Zu den diesjährigen Kandidatinnen sagt Irène Meier: «Wir hatten es von Anfang an lustig». Gern hätte sie mehr Zeit mit den anderen Frauen verbracht, und sie hofft, dass die Kontakte bestehen bleiben. «Wir haben schon einen Termin miteinander abgemacht, wir gehen im Januar zu Rahel Margreth nach Langwies zum Schlitteln.»
Fünf Fragen an Irène
Mein Lieblingsessen als Kind: Omeletten und Knöpfli – am liebsten füdliblutt, ganz ohne Sauce, und die Knöpfli schön in Butter angebraten.
Das esse ich (heute) nicht gerne: Innereien, da kann noch so viel Sauce drüber, das bleibt für mich schwierig. Und alles, was von der Ziege kommt. Ich hatte ehrlich gesagt etwas Respekt davor, dass eine Landfrau vielleicht Ziegenkäse oder Gitzi auftischt.
Meine Küchenwunderwaffe: Anke! Butter gehört für mich einfach überall dazu – damit wird (fast) alles besser.
Meine Lieblingsarbeit in der Küche: Geburtstagstorten für meine Kinder backen und Desserts anrichten. Da kann ich mich austoben und es darf auch mal etwas verspielt aussehen.
Diese Küchenarbeit finde ich öde: Abwaschmaschine ausräumen und Einkäufe versorgen. Beides mache ich zwar jeden Tag, aber Freude kommt da keine auf.
«SRF bi de Lüt – Landfrauenküche 2025»: Wir sind für Sie dabei
Ab Freitag, 31. Oktober, bis zum Finale am 19. Dezember berichtet die BauernZeitung zur Landfrauenküche.
- Über jede Kandidatin gibt es ein grosses Porträt
- Nach der Sendung finden Sie online alle Rezepte der Sendung
- Mitraten und Gewinnen: Machen Sie ab dem 31. Oktober mit bei unserem grossen Wettbewerb
Die Sendung «SRF bi de Lüt – Landfrauenküche 2025» wird ab dem 31. Oktober 2025 jeden Freitagabend (20.05 Uhr, SRF 1) ausgestrahlt.
Der grosse Wettbewerb zur «SRF bi de Lüt – Landfrauenküche» 2025
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Jede Woche stellen wir Ihnen eine Quizfrage zu den Kandidatinnen und verlosen tolle Preise im Gesamtwert von über 19 000 Franken, darunter 4x einen Retrokühlschrank von Sibir, 10x einen Saugwischer von Kärcher, 11x eine Küchenmaschine kMix Swiss Edition von Kenwood und vieles mehr.
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