Wenn Jugendliche nach der obligatorischen Schulzeit einen Umweg oder ein Reifejahr vor dem Eintritt in die Berufslehre einlegen, ist dies im ersten Moment oft auch ein Rückschlag, den es zu bewältigen gilt. Dem sind sich die Gastfamilien bewusst. Zusammen mit der Schule unterstützen sie die Jugendlichen auf diesem Weg und holen weitere Inputs zum Thema Resilienz ein.

«Der Mensch will nicht versagen, auch ich nicht. So musste ich erst realisieren, dass ich jetzt meinen Beitrag leisten muss, dass ich meine Zukunft in meinen Händen habe, obwohl ich nie mehr auf eigenen Beinen stehen werde.» so Heinz Frei. Weiter erklärte er, dass es ein Lernprozess ist, Hilfe zuzulassen, anzunehmen und dem persönlichen Umfeld zu vertrauen. So kommen die Gastfamilien zusammen mit dem Lehrerteam mitten ins Thema.

Mit kleinen Schritten zum grossen Ziel

Nach der Akzeptanz noch nicht zu wissen, was ich will oder dem Bewusstsein, dass ich mich dazu noch nicht reif genug fühle, ist es wichtig das Vertrauen zu finden, sich auf etwas Neues einzulassen und ein grösseres Ziel in kleinen Schritten anzugehen. Dies schafft neue Perspektiven und stärkt das Selbstbewusstsein. «Es soll und muss nicht immer ein Kampf sein.» erklärt Marian Scheidegger. Situationen beurteilen, Handlungen reflektieren, ob positiv oder negativ, und zu schauen wie es weitergeht, eröffnet neue Perspektiven. Wichtig sei für sie, sich zu akzeptieren, dem eigenen Körper und Denken mit dessen Stärken zu vertrauen, denn nur allein im Kampf könne sie nicht gewinnen.

Schnell wird den Gastfamilien und dem Lehrerteam bewusst, wie wichtig auch Ihre Rolle im Prozess des Begleitens der Jugendlichen in diesem Zwischenjahr ist. Mit der Möglichkeit sich in einer Gastfamilie sinnvoll zu betätigen, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und dies in der Schule zu reflektieren, entstehen neue Perspektiven. In der Gastfamilie können Jugendliche beispielsweise bei der Menuezubereitung, der Kinderbetreuung, dem Versorgen und Pflegen der Kleintiere oder auch bei Stallarbeiten mithelfen. Rasch erleben sie spürbar, dass ihr Einsatz geschätzt wird und ihr sichtbares Wirken das Selbstbewusstsein zunehmend stärkt. Die Beziehungen zum nächsten Umfeld erwähnen sowohl Frei wie auch Scheidegger als zentralen Punkt, wenn es darum geht die Resilienz zu stärken.

Ein Zwischenjahr stärkt die persönliche Resilienz

Während des Zwischenjahrs im Startpunkt Wallierhof sind dies nebst den Eltern und dem persönlichen Umfeld auch die Gastfamilie zusammen mit der Lehrperson, welche gerade im Berufswahlcoaching eine wichtige Rolle einnehmen. Sie unterstützen die Jugendlichen ihre inneren Widerstände zu überwinden, dies im täglichen Tun zu trainieren und reflektieren. Die Möglichkeit während einem Jahr weiter zu reifen, in einer Gastfamilie mitzuwirken und dabei schulisch und persönlich unterstützt zu werden, schafft Vertrauen und stärkt die persönliche Widerstandskraft. «Zufrieden mit mir bin ich, wenn mir was gelingt oder ich was geschafft habe. Dann bin ich stolz auf mich, zeige Freude und dies wiederum stärkt meinen Selbstwert.» fasst Frei zusammen. Damit dies möglich ist, braucht es Herausforderungen die positive Erfahrungen ermöglichen. Marian Scheidegger ergänzt: «Wenn ich weiss, dass ich alles gegeben habe, Ziele setze und alle Prioritäten dahin lenke, ist alles möglich.»

In den vergangen 15 Jahren haben über 450 Jugendliche den Startpunkt Wallierhof besucht und in über 80 unterschiedlichen Berufen eine Anschlusslösung gefunden. Zu diesem Jubiläum werden am 19. März alle ehemaligen Absolventen/innen eingeladen und im Rahmen von Einblick Bildung am Bildungszentrum Wallierhof Erfahrungen ausgetauscht und der Öffentlichkeit präsentiert. Gestärkt und bestätigt durch die weltmeisterlichen Inputs wird das Fördern der Widerstandskraft auch in Zukunft ein wichtiges Element in der Ausbildung beim Startpunkt Wallierhof bleiben, um die Jugendlichen optimal auf den Start in die Berufslehre vorzubereiten.