In irgendeiner Zeitung war vor geraumer Zeit zu lesen, dass sich ein Schwinger nach dem Schwingfest in Zug «outen» werde. Dieses aus dem amerikanischen Sprachgebrauch stammende «Outing» wird hierzulande mit der Tatsache gleichgesetzt, dass jemand dazu steht, homosexuell zu sein. Ich hatte leider nicht die Gelegenheit, den vermeintlich Betroffenen zu fragen, aber egal wie es ist, lustig ist es für den Schwinger ganz bestimmt nicht. Die Vorstellung, ein Schwinger könnte schwul sein, passt so ganz und gar nicht in die Köpfe der eng denkenden Schweiz. Das sind doch in unseren Augen noch so richtige Männer, Muskelpakete, die ihren tiefen Bedürfnissen des stark Seins wirklich gerecht werden. Männer einfach. Aber was genau sind richtige Männer? Bevor ich hier zu moralen beginne und an den Verstand appelliere, oute ich mich erst mal selber. Nein, ich stehe nicht auf Frauen, aber ich nenne es Outing, weil wir als Journalisten ja einfach unvoreingenommen zu sein haben. Wir berichten nur. Wir schreiben, was wir sehen und hören. Aber nicht, was wir fühlen. Wir stellen vielleicht Fragen, aber die Antworten, die haben wir nicht zu geben, bestenfalls zu hinterfragen. Rubriken, wie dieses Hühnergegacker geben uns aber Raum, unsere Meinung kundzutun. Glossen nennt man das, oder sind sie ganz ernsthaft, Kommentare. Ich verstehe das Getue um Sämi Giger. Ich verstehe die Arena, die tobt, wenn Kilian Wenger einen Gang für sich entscheidet. Sie sind diese Schönlinge, diese Strahlejungs, diese Kraftpakete. Sie bringen alles mit, was es zum Gladiator von Hollywood bräuchte. Sind sie dann noch bescheiden und freundlich, dann sind sie die Stars. Schweizerisch eben. Bünzlig würden es die anderen vielleicht nennen. Macht nichts!
Ich reihe mich da nicht ein. Ich verstehe sie zwar, die Frauen, die von Giger schwärmen, aber ich fühle eine andere Begeisterung in meiner Brust. Jetzt ist das ESAF vorbei und ich komme vorderhand nicht in den Genuss, über ihn zu schreiben. Genau deshalb nutze ich die Gelegenheit und oute mich. Und vielleicht wäre ich auf dieser Berner Tribüne die Einzige gewesen, aber ich hätte es ihn hören lassen, dass ich mir so sehr gewünscht hätte, dass dieser Braunviehstier ganz weit raus in die Ostschweiz gelaufen wäre. Einer auf diesem Platz hatte meine komplette Aufmerksamkeit auf seiner Seite: Armon Orlik. Er hat nicht dieses Nespresso-Gesicht. Und er gibt nicht diese Interviews, die man so gerne hören würde. Aber er ist irgendwie echt. Das Verrückte ist, dass mir sogar egal ist, ober er homosexuell sein könnte oder nicht. Armon tut das, was er gerne tut, schwingen und gewinnen. Armon marschierte da raus und liess sich keinen Druck aufzwingen. Er will nicht für die anderen gut sein, sondern für sich. Er sucht nicht nach Lob und Anerkennung, er macht sein Ding. Und genau das ist eine der ganz grossen männlichen Eigenschaften für mich. Mach dein Ding! Ich habe mit den Bernern mitgefiebert, wie es sich gehört und bin so froh um die Erfolge, die sie sich erkämpften. Und eines ist klar, wir haben ihn bekommen, den König der Herzen, den Stucki. Einen besseren König könnte die Schweiz derzeit nicht kriegen.
Aber in meiner Weiblichkeit, die ich intensiv zu leben versuche, bleibt einer ganz fest hängen. Armon Orlik. Er verkörpert ein Stück dieser Männlichkeit, die ich Emanzipation der Männer nennen würde. Nämlich diese Selbstverständlichkeit, einfach sich selbst zu sein.

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Die 50-jährige Bergbäuerin und ehemalige Ausdauersportlerin ist neu im Vorstand des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands.

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